KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Pierer Mobility: Pessimismus trotz 2,6 Mrd. Umsatz

Von Rolf Lüthi
Stefan Pierer: Herr über KTM, Husqvarna, GASGAS, CFMOTO, MV Agusta & Co.

Stefan Pierer: Herr über KTM, Husqvarna, GASGAS, CFMOTO, MV Agusta & Co.

Mit 380.000 verkauften Motorrädern der Marken KTM, Husqvarna, GASGAS, MV Agusta und CFMOTO und 157.000 Fahrrädern erzielte Pierer Mobility 2,6 Miliarden Euro Umsatz – und will weiter nach Asien verlagern.

Die Pierer Mobility-Gruppe, zu der unter anderen die Marken KTM, Husqvarna und GASGAS gehören, steigerte im Geschäftsjahr 2023 trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und einem Umbruch in der Fahrradindustrie den Konzernumsatz um 9,2 % auf 2.661,2 Mio. Euro (Vorjahr: 2.437,2 Mio. Euro). Das operative Betriebsergebnis (EBIT, Gewinn ohne Zinsen und Steuern) verringerte sich um rund 32 % auf 160,0 Mio. Euro (Vorjahr: € 235,3 Mio. Euro). Das entspricht einer Umsatzrendite von 6,0 %. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) liegt mit 323,5 Mio. Euro um rund 15 % unter dem Vorjahreswert. Die EBITDA-Marge (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) beläuft sich auf 12,2 %. Der Vorstand schlägt eine Dividende in Höhe von 0,50 Euro je dividendenberechtigter Aktie vor.

Im Geschäftsjahr 2023 wurden 195,1 Mio. Euro in Produktentwicklung und Werkzeuge und weitere 88,9 Mio. Euro in Betriebsanlagen und Infrastruktur investiert. In Forschung und Entwicklung wurden im Berichtsjahr 2023 9,2 % des Umsatzes investiert. Aufgrund weiterer Maßnahmen wie der Stützung der Händlerstruktur und der finanziellen Stabilisierung einiger kritischer Lieferanten wurde eine Verringerung der liquiden Mittel um 413 Mio. Euro von der Geschäftsleitung bewusst in Kauf genommen, was angesichts von ausreichenden Liquiditätsreserven und einer Eigenkapitalquote von 30,8 % unproblematisch erschien.

Ende 2023 waren insgesamt 6.184 Mitarbeiter (Vorjahr: 6.088) in der Gruppe beschäftigt, davon rund 5.000 in Österreich. In Forschung und Entwicklung sind ca. 1.300 Mitarbeiter tätig, was rund 21 % der Belegschaft entspricht. 2023 wurden rund € 3,9 Mio. in das Aus- und Weiterbildungsprogramm für Mitarbeiter investiert. Rund 220 Lehrlinge erhalten bei Pierer Mobility eine Berufsausbildung in 25 Lehrberufen.

Modell-Offensive

Im Geschäftsjahr 2023 zündete Pierer Mobility im Geschäftsbereich Motorräder eine Modell-Offensive mit 72 neuen oder überarbeiteten Modellen der drei Kernmarken KTM, Husqvarna und GASGAS. Mit 280.206 verkauften KTM, 67.462 verkauften Husqvarna und 29.532 verkauften GASGAS resultierte ein Absatz von 377.200 Motorrädern. Dazu addieren sich zusätzlich 1852 MV Agusta und 2503 CFMOTO zu einem Gesamtabsatz von 381.555 Motorrädern (2022: 375.492 Stück).

Die Motorrad-Division innerhalb von Pierer Mobility erreichte somit ein Absatzplus von 1,6 %. In den Vertriebsregionen von Europa lag der Absatz bei 140.214 Motorrädern (+15 %). Mit 241.341 Einheiten wurden zwei Drittel der Motorräder in Märkten außerhalb Europas verkauft: In Indien stieg der Absatz mit 66.426 Motorrädern besonders stark an (+29 %). Trotz eines Rückgangs in Nordamerika (-7,7 %) schaffte es die dortige Niederlassung 101.277 Stück zu verkaufen. Während sich der Absatz in Südamerika mit 27.671 (-26,4 %) und in Asien mit 23.129 (-27,3 %) Motorrädern rückläufig zeigte, konnte der Absatz in Australien mit 19.648 Einheiten leicht über das Vorjahresniveau (Vorjahr: 19.478 Stück) gehoben werden (+1 %).

Der Marktanteil aller drei Marken (KTM, Husqvarna, GASGAS) lag im Jahr 2023 in Europa bei rund 10,6 % und bei 12,6 % in Nordamerika. In Australien erreichen die drei Pierer-Marken zusammen einen Marktanteil von 21 %, in Indien, wo die Marke GASGAS nicht präsent ist und wo der Vertrieb durch Teilhaber Bajaj erfolgt, kam Pierer Mobility mit KTM und Husqvarna auf einen Marktanteil von 5,3 %.

Dazu setzte die Fahrrad-Division 157.358 Fahrräder ab (Vorjahr: 118.465), ein Plus von 33 %, wovon 100.640 Elektrofahrräder (Vorjahr: 74.479) waren. Hier ist Europa mit 87 % der Haupt-Absatzmarkt.

CF und MV

Im Februar 2023 übernahm Pierer Mobility mit der Tochtergesellschaft CFMOTO Motorcycles Distribution GmbH den Vertrieb von CFMOTO-Motorrädern in fünf europäischen Ländern. Dazu wurde die Serienproduktion von KTM-Modellen der Mittelklasse bei CFMOTO in China ausgebaut. Diese Produktionskapazität soll verdoppelt werden.

Im November 2023 übernahm Pierer Mobility über die KTM AG einen Anteil von 25,1 % am italienischen Premium-Motorradhersteller MV Agusta S.p.A., am 15. März 2024 wurde diese Beteiligung auf 50,1 % erhöht.

Für das Geschäftsjahr 2024 rechnet der Vorstand von Pierer Mobiliy mit einem global schwierigen wirtschaftlichen Umfeld, nicht zuletzt getrieben von den unverändert hohen Inflationsraten sowie Lohn- und Gehaltsentwicklungen mit weitreichenden Einflüssen auf die Preisentwicklungen weltweit. Weiter kritisiert Pierer Mobility (wie üblich etwas verklausuliert) im Geschäftsbericht die Wirtschaftspolitik Österreichs und der EU: «Durch die standortschädigende Wirtschaftspolitik, welche sich sehr nachteilig für die globale Wettbewerbsfähigkeit auswirkt, wird die Pierer Mobility-Gruppe 2024 als Konsolidierungsjahr nutzen, um das Kerngeschäft zu stärken. Die bereits im Geschäftsjahr 2023 eingeleiteten Kostenreduktionsmaßnahmen werden intensiv weitergeführt und durch weitere Verlagerungen von Produktions- und Entwicklungskapazitäten zu den Joint-Venture Partnern in Indien und China unterstützt. Die gesamten Kosteneinsparungen werden sich im Geschäftsjahr 2024 auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag belaufen.»

Es soll also, durch Verlagerung von Produktion und Entwicklung nach Indien und China, auf der Kostenseite ein hoher zweistelliger Millionenbetrag eingespart werden – in Österreich.

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