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Die spinnen, die Gallier!

Kolumne von Guido Quirmbach
Das dünne Feld der Formula Le Mans fährt 2010 in der LMS

Das dünne Feld der Formula Le Mans fährt 2010 in der LMS

Gedanken über die Zulassung der Formula Le Mans als eigene Klasse bei der LMS.

Zugegebenermassen, ich war schon gestern etwas geschockt, als die Meldung kam, dass es im nächsten Jahr eine fünfte Klasse in der Le Mans Series (LMS) geben wird. Die Formula Le Mans dürfen dort zukünftig mittun. Eine Klasse, die sich vom Speed zwischen den LMP2 und den GT eingruppieren soll. Ich dachte erst an einen Scherz zum Asterix-Jubiläum, nur dass es diesmal nicht die Römer sind, die spinnen.

Warum eine weitere Klasse? Erhofft er sich damit eine zusätzliche Attraktion? Das ist nur schwer vorzustellen. Hat der ACO Angst vor zu dünnen Starterfeldern? Dies vielleicht schon eher. Sicher waren bei den beiden letzten Rennen wenig Autos am Start. Wenig gemessen an der LMS 2008. Mit mehr als 35 Startern aber immer noch sehr, sehr viel an dem, was sonst im Motorsport 2009 los war, wo es teilweise Rennen mit 12-14 Autos gab.

Die neue Formula Le Mans-Kategorie soll quantitativ limitiert werden auf. Auf welche Zahl, kann derzeit niemand sagen. Wahrscheinlich wollen die Verantwortlichen von ACO und Patrick Peter selbst erst einmal abwarten, wie viel Nennungen sie in den traditionellen Klassen erhalten. Und in der Formula Le Mans.

In der GT1 könnte es im kommenden Jahr erneut sehr eng werden, denn die Klasse ist zumindest auf dem Papier neu, die wenigen Boliden werden sich zunächst einmal in der GT1-WM finden. Und vielleicht bei den 24h von Le Mans, nicht aber in der LMS. Insofern wäre die Formula Le Mans für die LMS ein willkommener Lückenfüller.

Und was hat diese Ankündigung für ein generelles Signal? Es führt zu Verunsicherung bei den Amateur-Teams, jenen, die seit 2004 die Basis der LMS stellen. Denn mehr als 50 Rennwagen sind normalerweise auf keiner Rennstrecke zugelassen, egal in wie viel Klassen sie unterteilt sind. Doch was ist, wenn tatsächlich aus den vier ACO-Klassen mehr als 48 Teilnehmer genannt werden? Was bei den Rennen zumindest vor Le Mans nicht unwahrscheinlich ist. Wessen Nennung wird dann abgelehnt? Eventuell wird einem Team die Möglichkeit genommen, sich in den gut besetzten Klassen sich für die 24h von Le Mans 2011 zu qualifizieren, um Raum für Teilnehmer einer Klasse zu schaffen, die in Le Mans auch in den kommenden Jahr nicht startberechtigt sind. Von eventuellen Gaststarts von Peugeot oder Audi ganz abgesehen.

Gekniffen sind auch die Teilnehmer der LMP2. Enthusiasten, die viel Geld investieren, um aus ihren Lolas oder Zyteks ein standfestes Fahrzeug zu machen. Nun kommt ein Markenpokal dazu, der, wenn ein Fahrzeug gut besetzt ist, in deren Revier wildern kann. Denn der in der Formula Le Mans geforderte Gentlemen-Driver ist in der LMP2-Kategorie schon jetzt fast Standard. Es wäre nicht verwunderlich, wenn eines der Formula Le Mans-Fahrzeuge schon in den ersten Rennen auf Augenhöhe der besten LMP2 sein wird. Ähnlich, wie sich ein Cup-Porsche aufgrund der bewährten Technik und starker fahrerischer Leistung unter die Top 5 bei den 24 Stunden am Nürburgring katapultiert hat. Apropos Gentlemen-Driver: Die sind schon heute oft ein Problem, mancher Pilot steht mit seinem LMP2 schon heute einem GT2 im Weg. Doch sie bilden mit das Rückgrat der Serie und fahren in etablierten Klassen. Wer aber die Trainingszeiten der Gentlemen-Fahrer in der Formula Le Mans 2009 verfolgt hat, der kann fürs nächste Jahr nur das Schlimmste befürchten. Es wird viele rollende Schikanen geben, die im Zusammenspiel mit den Profis beim Überrunden hoffnungslos überfordert sein werden.

So etwas kann normal nicht im Sinne des ACO sein. Der Eintritt der Formula Le Mans wertet die LMS nicht auf, sondern gewaltig ab. Deshalb scheint diese Entscheidung nicht überlegt.

Die Formula Le Mans kam zum falschen Zeitpunkt auf den Markt. Wobei sie generell wirklich kein Mensch gebraucht hat. Die Rennen 2009 waren eine Blamage. Am Nürburgring fuhren neun Autos zwei Rennen über jeweils eine Stunde. Auch der grösste Hardcore-Fan kämpfte gegen den Schlaf. Was nicht an den Aktiven lag, die sich alle Mühe gaben und auch zum Teil guten Sport boten. Doch die schwachen Teilnehmerfelder sind nicht nur mit der Wirtschaftskrise zu begründen, sondern auch damit, dass die Serie vollkommen überflüssig ist. Es ist in Ordnung, wenn der ACO der Formula Le Mans eine Plattform gegeben hat, in dem sie im Rahmenprogramm der LMS starten konnte. Aber mehr bitteschön nicht.

Die Vermarktung der LMS mag nicht den Ansprüchen von grossen Werksteams genügen. Aber im Kern ist die Serie gesund. Und diesen Kern gilt es zu stärken. Für Panik-Reaktionen besteht kein Grund. Es ist schon schwer genug, vier Klassen zu vermitteln. Jetzt kommt eine fünfte hinzu, die der Normalverbraucher nicht von den beiden anderen LMP-Klassen unterscheiden kann.
 
Mit der Aufnahme der Formula Le Mans hat man der LMS sicher keinen Gefallen getan!

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