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PS-Zauberer Sepp Schlögl feierte den 70. Geburtstag

Kolumne von Günther Wiesinger
2005: Adi Stadler, Tom Lüthi, ganz rechts Sepp Schlögl

2005: Adi Stadler, Tom Lüthi, ganz rechts Sepp Schlögl

2005 gewann Sepp Schlögl als Crew-Chief von Tom Lüthi seinen sechsten WM-Titel. Der Bayer machte sich auch als Mechaniker und Tuner von Dieter Braun und Toni Mang einen Namen.

Mit rund 40 Freunden und Weggefährten feierte Franz-Josef «Sepp» Schlögl heute in Inning am Ammersee seinen 70. Geburtstag. Bei dieser stilvollen Orgie wurden unter anderen Toni Mang, Marcel Schrötter, Ex-GP-Mechaniker Robert Reich und Ex-GP-Fahrer Adi Stadler, dazu Familie, Enkel, allerlei Verwandte und Bekannte gesehen.

Der Bayer Sepp Schlögl, ein gelernter Kfz-Mechaniker, zählte mehr als 35 Jahre lang zu den besten Technikern und Tunern im GP-Fahrerlager.

Sepp Schlögl ließ sich nach der Saison 1970 vom deutschen 125-ccm-Weltmeister Dieter Braun als GP-Mechaniker verpflichten, der brachte seinen Schulfreund (und gelernten Werkzeugmacher) Toni Mang ins Team mit; den kargen Monatslohn teilten sich die beiden Kumpel freundlich. «Der Toni hat mir manchmal sogar die Haare geschnitten», erinnert sich der sparsame Schwabe Dieter Braun.

«Für die Saison 1971 waren dann meine Rennmaschinen endlich professionell vorbereitet und präpariert», erinnert sich Braun. «Endlich passte auch meine Sitzposition perfekt, die Maschinen liefen ausgezeichnet. So konnte ich zum Beispiel erstmals in meinem Leben einen 250-ccm-GP gewinnen – vor rund 250.000 Zuschauern auf dem Sachsenring.»

Schlögl gewann dann 1973 als Chefmechaniker von Dieter Braun die 250er-WM, dank eines technischen Geniestreichs. Die Werks-Yamaha hatten damals in der Viertelliter-WM schon Wasserkühlung, deshalb waren sie leistungsfähiger. Nur die käuflichen 350-ccm-Production-Racer von Yamaha verfügten ebenfalls über Wasserkühlung. Dem mit allen Wassern gewaschenen Sepp Schlögl gelang es aber, die 250er von Braun mit Hilfe eines 350er-Gehäuses auf Wasserkühlung umzubauen und sie auch standfest und leistungsfähig zu machen, dabei war auch ein quadratisches Bohrung-Hub-Verhältnis hilfreich. So gewann Braun 1973 als Außenseiter völlig überraschend den 250-ccm-WM-Titel vor den Yamaha-Werkspiloten Teuvo Länsivuori und Jarno Saarinen.

Schlögl tunte auch Maico 125-Maschinen und baute mit einem wahren Schmalspurbudget die GP-Maschine SMZ 250, dieses Kürzel stand für die Partner Schlögl-Mang-Zehnder.

Als sich Braun 1976 auf dem Nürburgring und 1977 auf dem Salzburgring zweimal schwer verletzte und seine Karriere beenden musste, pushte Schlögl die Rennfahrerkarriere von Toni Mang, an den er felsenfest glaubte und der zuerst immer wieder mit Maschinen von Braun ausgerückt war und mehrmals Talentproben abgelegt hatte, ehe er mit Schlögl ein Rennteam gründete, das nicht zufällig auf die Bezeichnung Immerfeicht-Racing-Team getauft wurde. Ein erster Höhepunkt: Toni Mang siegte beim Nürburgring-GP 1976 auf einer MBA 125 – mit 1 min und 39 sec Vorsprung auf Landsmann Walter Koschine.

Toni Mang kam bald in den kostbaren Genuss von raren Kawasaki-Werksmaschinen – er gewann damit in den Klassen 250 und 350 ccm vier Weltmeistertitel. Nach dem Rückzug der Grünen baute Schlögl für Mang eine schnelle private Yamaha 250 für 1984 auf, Mang wurde damit immerhin WM-Fünfter, er siegte beim Frankreich-GP in Le Castellet.

Ein Ausflug in die 500er-WM 1983 auf Suzuki war hingegen gründlich schiefgegangen.

Diese Leistungen von 1984 reichten jedoch aus, um das Honda-Werk auf Mang aufmerksam zu machen. Der Bayer durfte die Werks-Zweitakt-250er im August 1984 in Silverstone testen. Schlögl vertraute auf den Neueinsteiger aus Japan, der zuvor in den 1960er-Jahren im GP-Sport nur mit Viertaktern aufgetreten war.

Schlögl hatte wieder einmal den richtigen Riecher: Mang schaffte 1985 hinter seinem Teamkollegen «Fast Freddie» Spencer Rang 2 in der 250er-WM. Als Belohnung erhielt er für das Jahr 1986 eine Rothmans-Honda NSR 250-Werksmaschine, er wurde 1986 WM-Vierter. Danach trennten sich die Wege von Schlögl und Mang, der Kumpel gewann danach ohne Sepp 1987 seinen fünften und letzten Weltmeistertitel.

Schlögl und Mang hatten sich auseinander gelebt, dazu trug auch Mangs südafrikanische Frau Colette ihren Teil bei, die nicht im Konvoi mit Sepp Schlögl zu den Rennen reisen und nicht mit ihm am selben Tisch speisen wollte...

Schlögl wechselte dann ins deutsche Honda-250-Werksteam von Dieter Stappert, wo er ab 1987 Fahrer wie Reinhold Roth, Helmut Bradl, Jürgen Fuchs und Ralf Waldmann betreute, mit «Waldi» schauten 1996 und 1997 in der 250er-WM noch einmal zwei zweite WM-Ränge hinter Max Biaggi heraus.

Schlögl betreute dann als technischer Leiter jahrelang die Fahrer im deutschen Red Bull Rookies Cup auf Honda 125, aus dem auch Stefan Bradl hervorging. Mit Toni Mang entdeckte und förderte er außerdem Marcel Schrötter, mit dem die IDM 125 zweimal und einmal die EM 125 gewonnen wurde, auch im ersten GP-Jahr 2010 betrieben Schlögl und Mang mit Hilfe von HRC-Techniker Adi Stadler dieses Nachwuchs-GP-Team.

Der letzte große Erfolg gelang dem tüchtigen, bescheidenen und erfolgreichen Sepp Schlögl 2005, als er mit Honda-Privatfahrer Tom Lüthi gegen das KTM-Werksteam mit Kallio, Simón und Talmacsi in der 125er-WM siegreich blieb.

Heute ist Sepp Schlögl überwiegend mit dem Restaurieren und Instandsetzen von klassischen Rennmaschinen beschäftigt.

Das Computer-Zeitalter mit den elektronischen Zündungen, mit Data-Recording und anderen digitalen Mätzchen wollte der gute Sepp nicht mehr unbedingt mitmachen, als er sich dem Pensionsalter näherte. Er fühlte sich in der analogen Welt mit bewährter Mechanik deutlich wohler.

Der Bayer hatte in seiner Laufbahn genug technische Änderungen miterlebt – von der Einführung der Slicks bis zu den Reifenwärmern und anderem Schnickschnack.

Sepp Schlögl vertraute auch 2005 bei Tom Lüthi in der 125er-WM noch auf altbewährte Methoden. Die idealen und möglichen Getriebeübersetzungen ließ er sich zwar auch von einem Computer ausrechnen; seine eigenen Varianten hatte er aber sicherheitshalber wie in alten Zeiten auf einer geräumigen Tafel notiert, die er in der Box zwischen zwei Kästen versteckte – und die er nur kurz zu Rate zog, wenn sich keine ungebetenen Gäste in der Box aufhielten.

Alles Gute, Sepp!

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