Motocross-SM 2014: Dieser Kalender wirft Fragen auf
Der provisorische Rennkalender für die Motocross-SM 2014 steht. Acht Renn-Wochenenden mit jeweils zwei Rennläufen ermitteln in der kommenden Saison die Schweizermeister in den Klassen MX2 und Open. Aber werden es am Ende tatsächlich 16 Rennläufe sein, welche über die jeweilige Titelvergabe entscheiden? Oder kommt es beim Finale in Les Vieux-Prés wetterbedingt zu einem neuerlichen Fiasko wie in der abgelaufenen Saison?
Diese Frage sei erlaubt, denn überraschen würde es aufgrund der Erfahrungen der letzten drei Jahre nicht. Denn 2011 und 2013 mussten jeweils sonntags die Finalrennen (u.a. MX2 und MX-Open) aufgrund der überaus miesen Wetterverhältnisse (2011: heftige Regenfälle und extreme Sturmböen/ 2013: starker und dichter Nebel) ersatzlos gestrichen werden… doch der Reihe nach.
Werfen wir also zunächst mal einen Blick auf die acht provisorisch vergebenen Austragungsorte, welche 2014 offizielle SM-Rennen organisieren werden. Dazu ist anzumerken, dass sich das Wort «provisorisch» auf Nachfrage bei Andrea Läderach, seit Jahren FMS-Sekretariats-Vorsteherin und OK-Chefin der Frauenfelder Motocross- und Supermoto-Rennen, in erster Linie auf den noch nicht ganz festgelegten Austragungstermin des Payerne-Motocross bezieht.
Auftakt in Äschlenberg, riesige Sommerpause
Eröffnet wird die Saison nicht wie üblich in Payerne oder in Frauenfeld, sondern im freiburgischen Äschlenberg. Dieser Ort kommt also am letzten März-Weekend die Ehre zuteil, zum ersten Mal einen FMS-Meisterschaftslauf der ganz Großen austragen zu dürfen – dies, nachdem auf dieser Rennstrecke bislang in erster Linie die ganz kleinen Kids und die Nachwuchsfahrer um wichtige Meisterschaftspunkte kämpften. Es folgen die traditionellen Rennen in Payerne, Frauenfeld, Muri und Broc.
Nach Broc, welches Mitte Juni stattfindet, geht es in eine knapp zweieinhalbmonatige Sommerpause, ehe es gegen Ende August auf der traditionellen WM-Naturstrecke in Roggenburg weitergeht. Die Sommerpause ist damit extrem lange. Mitte September geht es dann in Romanel sur Morges in die vielleicht bereits entscheidende Meisterschafts-Phase. Wenn nicht, dann werden auf alle Fälle beim Finale in Les Vieux-Prés die letzten Würfel fallen – sofern dann der Wettergott mitspielt.
Untaugliche Infrastruktur in Les Vieux-Prés
Warum nur wird das Motocross-Finale wieder in Les Vieux-Prés organisiert? Es ist ja nicht nur eine Frage des stets unsicheren Wetters in dieser Region zu dieser Jahreszeit, wenn das Rennen stattfinden sollte… nein, es ist auch eine Frage der Art und Weise wie dieser Veranstalter auftritt. Die gesamte Organisation, die zum Teil fehlende oder zumindest sehr mangelhafte Infrastruktur, die fast jährlich Chaos verursachende Zufahrtstrasse ins und aus dem Fahrerlager. Insbesondere am Samstagabend kommt es da regelmäßig zu katastrophalen und langandauernden Szenen, wenn gleichzeitig die Fahrer vom Samstag rausfahren und die Teams für den Sonntag reinfahren wollen. Denn es gibt keinen Platz, um auf der sehr schmalen Zufahrtsstraße zu kreuzen. Und wenn dann noch mieses Wetter dazukommt, dann müssen die einzelnen Fahrzeuge mit Traktoren rausgeschleppt werden, weil die Ein- und Ausfahrt ins Fahrerlager stark abfallend ist…
Gibt es denn für diesen Termin tatsächlich keinen besseren und eines Finales würdigeren Austragungsort als Les Vieux-Prés? Kann oder will man dies nicht ändern? Wäre es nicht endlich mal Zeit, dass der Verband FMS (Föderation der Motorradfahrer der Schweiz) über diese Fragen ausführlich aufklären würde?
Jahr für Jahr wird über dieses Thema diskutiert; Fahrer, Teamchefs, Mechaniker, Zuschauer aber auch Medienschaffende fragen sich immer wieder: Wie lange noch Les Vieux-Prés?
Grosswangen mit beispielhafter Premiere
Noch nachdenklicher stimmt dieses Thema angesichts der Tatsache, dass in der abgelaufenen Saison mit Grosswangen ein Veranstalter in der MX-SM Premiere feierte, die von allen Seiten schlichtweg als beispielhaft, sensationell und großartig wahrgenommen wurde.
Denn was das «Töff Team Grosswangen», das Organisationskomitee um Präsident Urs Meyer und Technik-Chef Beat Felber sowie die Helfer geleistet und auf die Beine gestellt haben, war wegweisend. Zumindest sollte dieser Top-Event für alle langjährigen und möglichen neuen Veranstalter riesige Motivation und ein ebenso großer Ansporn sein, Ähnliches zu schaffen oder zumindest in diese Richtung gehen zu wollen.
Alles hat damals gepasst – angefangen mit einem perfekt und groß angelegten Fahrerlager, gefolgt von einer sehr attraktiven, anspruchsvollen, schnellen und trotzdem kompakten und auf kleinem Raum angelegte Rennstrecke. Eine Strecke, die für alle Zuschauer äusserst übersichtlich konzipiert war. Am Samstagabend wartete der Veranstalter zudem auch mit einem neuen, spektakulären und daher vielbeachteten Rennformat in Form eines Holeshot-Race auf, bei dem mit Moto2-WM-Star Dominique Aegerter auch ein zugkräftiger Gastfahrer engagiert werden konnte.
Aber auch das Drumherum war beachtlich. Man legte nicht nur Wert auf eine sehr gute Betreuung der Sponsoren. Nein, man bot auch für die rund 15.000 erschienenen Zuschauer und Fans ein reichhaltiges Rahmenprogramm, wie beispielsweise das aufwendige Feuerwerk am Samstagabend, Feuerstellen direkt an der Strecke, welche am Abend zum draußen bleiben animierten und ein tolles Festzelt mit reichhaltigen Verpflegungsmöglichkeiten.
Aber auch auf kleine für die Fahrer und Zuschauer sehr hilfreiche Details in Form von diversen Hinweisschildern wurde geachtet. Schilder, welche beispielsweise darauf hinwiesen, wie man zu den sanitären Anlagen oder wie man zum Fundbüro und/oder zur Sanität gelangt usw. Nichts wurde vergessen - selbst ein überzeugend designtes Podium für die diversen Siegerehrungen und ein großer Screen wurde aufgebaut, welcher über Resultate und andere Wichtigkeiten informierte.
Das «Töff Team Grosswangen» stellte einen absoluten Top-Event mit zum Teil schon weltmeisterlichen Charakterzügen auf die Beine.
Ein unverständlicher Kalender
Natürlich darf man dabei nicht vergessen, dass im Hintergrund entsprechende Geldmittel zur Verfügung standen, welche dies ermöglicht haben. Trotzdem muss man den Verantwortlichen dieses Debüt-Events und allen Helfern und Helferinnen ein ganz grosses Kompliment aussprechen, denn «nur» mit Geld war dies nicht umzusetzen. Nein, dazu brauchte es auch ideenreiche und mutige Macher, die den Willen, die Lust und die Motivation hatten, den Rennfahrern, den Teams, den Sponsoren und den Zuschauern ein vorbildliches Renn-Weekend anzubieten.
Umso bedauerlicher ist es, dass dieses Rennen zumindest fürs Jahr 2014 nicht wieder auf dem Rennkalender der offiziellen MX-Schweizermeisterschaft erscheint.
Es wäre wünschenwert, wenn die FMS einmal die Hintergründe dieses unverständlichen Kalenders aufdecken würde. denn dann und nur dann haben wir eine Chance, dies alles verstehen und auch nachzuvollziehen. Ansonsten kann nur spekuliert werden, warum ein Finale erneut an ein Ort vergeben wird, wo in den letzten drei Jahren zweimal nicht gefahren werden konnte. Ob jedoch solche Spekulationen weiterhelfen?
Kalender Motocross-SM 2014
29./30. März: Aeschlenberg
12./13. April: Payerne
21. April: Frauenfeld
9. Juni: Muri
14./15. Juni: Broc
23./24. August: Roggenburg
13./14. September: Romanel-sur-Morges
20./21. September: Les Vieux-Prés