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Einheits-ECU & Michelin: Das Resümee der Hersteller

Von Günther Wiesinger
Für die Saison 2016 wurde in der MotoGP-Klasse eine neue Einheits-ECU von Magneti Marelli eingeführt. Zudem wurde Michelin neuer Enheitsreifenlieferant. Das Fazit von Honda, Yamaha, Ducati und Suzuki nach einer Saison.

Als das Repsol-Honda-Team beim ersten Sepang-Test im Februar mit der neuen Einheits-ECU von Magneti Marelli bedrohlich strauchelte und Marc Márquez und Dani Pedrosa völlig ratlos wirkten, hätte kaum jemand auf einen überlegenen Titelgewinn von Marc Márquez für die Saison 2016 gewettet.

Doch vier Rennen vor Schluss sicherte sich der MotoGP-Weltmeister von 2013 und 2014 erneut den Titel.

Denn Rossi hat seit Barcelona nicht gewonnen, Lorenzo seit Mugello nicht.? Honda hingegen hat rasant aufgeholt und ein Update nach dem anderen gebracht, für Chassis, Elektronik und so weiter. Besonders das Beschleunigungs-Defizit wurde schrittweise aus der Welt geschafft.

«Die Charakteristik der Einheits-ECU ist komplett anderes als bei unserer hauseigenen Software, die wir 2015 verwendet haben», sagt Shuhei Nakamoto, der Vizepräsident der Honda Racing Corporation. «Die Maschinen müssen jetzt ganz anders abgestimmt werden. Wir sammeln zwar fortwährend Daten für die Elektronik, aber auf manchen Pisten haben wir trotzdem noch Mühe, wenn wir dort nicht getestet haben.»?

Dass 2016 neben der neuen Software mit Michelin auch ein neuer Einheitsreifen-Lieferant kam, machte die Angelegenheit nicht einfacher. «Aber die Reifen sind nicht ein sooo grosses Problem», beteuert Nakamoto. «Natürlich, die Konstruktion der Reifen ist jetzt anders. Aber der Unterschied ist nicht beträchtlich. Man braucht ohnedies für jede Strecke unterschiedliche Mischungen und Konstruktionen. Das Motorrad muss halt dann angepasst werden.»?

Auch Kouchi Tsuji, MotoGP-Projektleiter von Yamaha Motor Racing, äußerte sich zur Situation der Einheits-Elektronik. «In der Zwischenzeit haben wir Fortschritte gemacht», sagt der Japaner. «Diese ECU funktioniert sicher noch nicht so gut wie unsere eigene Factory-Software im Vorjahr, aber unsere Erwartungen wurden übertroffen. Das größere Problem ist, dass wir bei jedem Rennen andere Reifentypen bekommen, besonders für hinten. Wir bemühen uns immer, ein passendes Set-up für diese Reifen zu finden. Aber manchmal machen uns starke Temperaturwechsel einen Strich durch die Rechnung. Wenn der Belag zu heiß wird, haben wir manchmal Mühe.»?

Die Marelli-ECU hat bei Yamaha 2016 aber schon viel Ärger verursacht: In Mugello ging ein Motor bei Lorenzo im Warm-up hoch, weil die ECU beim Sprunghügel die Überdrehdrehzahl nicht verkraftet, bei Rossi platzte das Triebwerk ausgerechnet im Rennen!

Gigi Dall'Igna, seit Oktober 2013 General Manager bei Ducati Corse, hat mit den Michelin-Reifen in diesem Jahr schon manchmal schlechte Erfahrungen gemacht, hauptsächlich auf Low-Grip-Pisten wie in Jerez, Barcelona und zuletzt Aragón, wo alle acht Ducati auf den Rängen 11 bis 19 landeten.

«Wegen der enormen Motorleistung reicht manchmal der Griplevel nicht aus», sagt er Italiener. «Natürlich haben wir im Laufe der Saison manchmal Probleme gehabt. Aber Michelin hat recht gut auf die meisten Probleme reagiert. Beim Großteil der Rennen hat uns Michelin einen konkurrenzfähigen Reifen gegeben, sie haben viele Probleme gelöst. Es gab vielleicht nur drei Rennen, wo wir nicht den bestmöglichen Reifen hatten... Trotzdem sind wir mit der Performance, die Michelin bisher geliefert hat, ziemlich zufrieden. Klar, es fehlt allen Werken und Teams an Erfahrung mit Michelin-Reifen. Wir wissen nie, wie die Reifen auf einer neuen Piste funktionieren. Wir müssen dauernd das Set-up anpassen. Aber anderseits ist das Teil unseres Jobs...»?

An der Software hat Gigi wenig auszusetzen. Kein Wunder, Ducati vertraut als einziger Hersteller seit 2003 auf Magneti Marelli, man hatte also einen riesigen Startvorteil, auch bei den Kundenteams wie Pramac und Avintia sowie Aspar.

Gigi Dall'Igna: «Ich bin sehr happy mit der Qualität der Einheits-Software. Keiner von uns hatte irgendwelche großen Probleme mit dieser Software. Auch vom Standpunkt der Performance sind wir sehr nahe an der besten Software dran, die wir in den vergangenen Jahren verwendet haben.»

«Michelin hat mit den Einheitsreifen im ersten Jahr gute Arbeit geleistet», betont Ken Kawauchi, Technical Manager bei Suzuki, der in Silverstone mit Maverick Viñales schon einen überraschenden GP-Sieg verbuchen konnte. «Wir sind mit der Performance von Michelin sehr zufrieden. Sie sammeln immer mehr Erfahrung auf verschiedenen Strecken, deshalb wird die Performance ständig besser.»?

Und was sagt Kawauchi zur Einheits-ECU? «Wir können sagen, bei dieser Software besteht viel Raum für Verbesserungen. Ich kann nicht beurteilen, ob die Einheits-ECU ein Vorteil ist für Suzuki oder nicht. Aber ich kann behaupten: Diese Software kann noch besser werden.»

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