Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Marc Márquez: «Im Rennen muss man improvisieren»

Von Antonio Gonzalez
Marc Márquez mit der siegverwöhnten Repsol-Honda-Truppe

Marc Márquez mit der siegverwöhnten Repsol-Honda-Truppe

In Motegi erreichte die Karriere von MotoGP-Star Marc Márquez das nächste Level. Im Interview verrät der Honda-Werksfahrer, wer hinter seinem insgesamt siebten WM-Titel steckt und wie sein Verhältnis zu Mick Doohan ist.

Marc Márquez feierte in Japan seinen achten Saisonsieg, während der WM-Zweite Andrea Dovizioso nach einem spannenden Duell in der vorletzten Runde zu Sturz kam. Damit verwandelte der Spanier auf dem Twin Ring Motegi, der seinem Arbeitgeber Honda gehört, den ersten Matchball und kürte sich zum MotoGP-Weltmeister 2018. Mit dem fünften Titelgewinn in der Königsklasse in sechs Jahren zog der erst 25-Jährige außerdem mit Mick Doohan gleich, der von 1994 bis 1998 fünf Mal in Folge in der 500er-Klasse triumphiert hat.

In den verbleibenden drei Saisonrennen will Márquez gemeinsam mit seinem Teamkollegen Dani Pedrosa und dem Werksteam Repsol Honda den Vorsprung in der Konstrukteurs- und Teamwertung verteidigen.

Marc, der Grand Prix von Japan verlief ähnlich wie das Rennen in Aragón: Ein Überholmanöver kurz vor dem Ende, ohne eine Chance auf einen Konter. War das der Moment, in dem du dieses Rennen gewonnen und Dovizioso in einen Sturz getrieben hast?

Jedes Rennen ist anders und du musst es bestmöglich verstehen, um dich gut vorzubereiten. Wir haben den GP wie immer mit Emilio [Alzamora], Santi [Hernández] und Alberto [Puig] geplant: Gemeinsam überlegen wir, was passieren könnte, aber dann im Rennen muss man improvisieren. Das Rennen folgte mehr oder weniger dem Drehbuch, das wir erwartet hatten, Dovizioso war sehr stark an der Spitze. Am Ende entschied ich, zu attackieren. Ich wollte es versuchen und hatte auch eine etwas bessere Pace. Dovizioso gab alles, um unsere Titelfeier zu vertagen, aber zum Glück konnten wir uns gut behaupten.

Was ging dir durch den Kopf, als du aus Kurve 10 neben der Strecke rausgefahren bist und eine Staubwolke verursacht hast? Konntest du die Konzentration halten?

Das Wochenende über hatte ich an dem Punkt schon einige Schreckmomente erlebt. In Wahrheit war der Staub, der aufgewirbelt wurde als ich von der Strecke abgekommen bin, spektakulärer als es sich auf dem Motorrad angefühlt hat. In dem Moment hatte ich alles unter Kontrolle.

Hast du den Fokus verloren, als sie dir gesagt haben, dass Dovizioso «out» ist?

Ich war natürlich abgelenkt, als ich gesehen habe, dass Dovizioso draußen war, weil ich wusste, dass ich damit Weltmeister bin. In der ersten Kurve habe ich einen Fehler beim Schalten gemacht und den dritten Gang erwischt. Danach habe ich es geschafft, mich wieder zu sammeln und die letzte Runde zu absolvieren. Es war eine sehr lange Runde.

War das deine kompletteste Saison? Gibt es noch Raum für Verbesserungen in deiner Fahrweise?

Es war eine meiner komplettesten Saisons bisher, da ich konstant in der Lage war aufs Podium zu fahren. Vielleicht war 2014 das beste Jahr, hinsichtlich der Resultate. Zweifelsohne war diese Saison sehr komplett, weil wir sehr gut gearbeitet und es geschafft haben, in schwierigen Zeiten standzuhalten und die guten Momente, wenn wir in Form waren, für uns zu nutzen.

Du hast schon sieben Titel gewonnen. Nach welchem Moment sehnst du dich am meisten?

Der Moment, auf den du dich am meisten freust, wenn du einen Titel feierst, ist zurück in die Garage zu kommen und deine Mechaniker zu sehen. Auch wenn ich der bin, der auf dem Podium steht, gibt es einige Leute, die sehr hart arbeiten, damit du ein Champion werden kannst. Wenn wir verlieren, verlieren wir alle, aber wenn wir gewinnen, gewinnen wir auch zusammen. Natürlich freut man sich auch nach Hause zu kommen, nach Cervera, um mit Freunden und Familie zu feiern.

Der Twin Ring Motegi ist nicht nur Hondas Heimstrecke, du hast dort auch drei deiner fünf MotoGP-Titel gefeiert.

Es ist nicht die Strecke, auf der ich die besten Rennergebnisse eingefahren habe, aber das ist das dritte Mal, dass ich in Japan einen Titelgewinn besiegelte. Vor 2016 hatte ich in Motegi nie gewonnen, aber es sieht so aus, als würde uns die Anwesenheit der Honda-Bosse dabei helfen, eine gute Leistung zu bringen. Außerdem ist es für die Marke sehr wichtig, eine Weltmeisterschaft in Japan feiern zu können.

Du hast Glückwünsche aus der ganzen Welt erhalten: von großartigen Athleten, dem spanischen Präsidenten, dem Königshaus... Was war die speziellste Nachricht?

Alle sind besonders, angefangen bei den Glückwünschen aus dem Paddock, die du gleich nach dem Titelgewinn entgegennimmst, von anderen Fahrern, berühmten Menschen oder Ikonen des Sports. Aber ohne Zweifel ist die Nachricht, über die ich mich am meisten freute, die von meiner Mutter. Sie konnte nicht nach Japan reisen, aber gleich nach Rennende gab es einen Videoanruf.

Mit fünf Titeln in der «premier class» bist du mit Mick Doohan gleichgezogen. Er sagt, er sei stolz, diese Errungenschaft mit dir zu teilen, und dass dein Fahrstil konkurrenzlos sei.

Ich habe ein gutes Verhältnis zu Mick Doohan, da wir uns bei einigen Events getroffen haben. Es ist großartig, sich mit Doohan vergleichen zu können. In meiner ersten Erinnerung an ein Motorradrennen, das ich im TV gesehen habe, kämpft er mit Álex Crivillé. Mir fehlen die Worte, um zu beschreiben was es für mich bedeutet, seine fünf Titelgewinne einzustellen.

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