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Deutsche TV-Rechte: Freitag nicht mehr kostenlos

Von Günther Wiesinger
MotoGP-Start in Doha 2019: Mit ServusTV im Free-TV ist man live dabei

MotoGP-Start in Doha 2019: Mit ServusTV im Free-TV ist man live dabei

Die Quoten für die freien Motorrad-GP-Trainings waren schon bei Eurosport unterdurchschnittlich. Deshalb konzentriert sich auch ServusTV auf die Qualifyings und die Rennen – im FreeTV und mit Full-HD.

Etliche eingefleischte deutsche MotoGP-Fans bedauern, dass die freien GP-Trainings 2019 und in den vier Jahren danach nicht mehr live im Fernsehen gezeigt werden. Dabei hat jetzt der österreichische Privatsender ServusTV die Live-Rechte übernommen, er strahlt ab Samstagmittag alle Qualifyings und das vierte freie MotoGP-Training im Free-TV und in Full-HD-Qualität aus. In den Rennen verpassen die Zuseher nichts, weil die Werbung im Splitscreen-Verfahren gezeigt wird.

In den letzten Jahren wussten die deutschen Fans oft nicht, ob der nächste Grand Prix im Free-TV oder im Pay-TV ausgestrahlt wird. Ursprünglich sah die Eurosport Strategie neun Rennen im Free-TV und neun Rennen im Pay-TV vor, um den «Player» zu pushen. Im letzten Vertragsjahr 2018 wurde das Konzept aber geändert; nur vier Grand Prix wurden im Pay-TV übertragen. Entweder sahen im Pay-TV zu wenige Leute zu, oder man hoffte, die Dorna dadurch zur Vertragsverlängerung bewegen zu können.

Dazu wurde immer wieder von Problemen mit dem Eurosport-Player berichtet. Und die Fans beschwerten sich, weil manchmal Snooker, Tennis oder zweitklassige Radrennen gegenüber MotoGP-Übertragungen bevorzugt wurden.

In Großbritannien mussten sich die MotoGP-Fans schon vor Jahren völlig an PayTV gewöhnen, auch in Spanien und Italien. In Deutschland, Österreich und in der Schweiz zeigt ServusTV jetzt alle Qualifyings und Rennen live und im Free-TV, es herrscht Planungssicherheit. In Katar war der zum Red Bull Media House gehörende Sender mit 20 Personen vor Ort, der Aufwand war beträchtlich.

Wenn sich manche Fans trotzdem über fehlende Übertragungen der freien Trainings beschweren, so muss man erwähnen: Bei Eurosport schalteten am Freitag bei den freien Trainings am Vormittag im Schnitt 10.000 bis 50.000 Zuschauer ein. Nachmittags wurden die Quoten bei den freien Trainings manchmal besser, vor allem wenn die Trainings attraktiver in den Abend gingen (Las Termas, Austin) oder der Grand Prix auf dem Sachsenring auf dem Programm stand. Grundsätzlich lagen die Quoten trotzdem unter dem Senderschnitt – und darum geht’s es letztendlich bei jedem TV-Kanal.

Ein Vollprogramm wie ServusTV plant und produziert mittel- bis langfristig auch entsprechende Serien, Dokus etc. Solche Konzepte kann und will man nicht in jedem Fall für freie GP-Trainings opfern.

Dazu kommt: Ein Vollprogramm-Sender wie ServusTV kann ein GP-Training am Freitag mit bescheidenen Quoten nicht auf einen zweiten oder dritten Kanal verlegen wie zum Beispiel ORF oder SRF. Nicht zuletzt deshalb war wohl niemand traurig, als diese Rechte nicht Bestandteil des Dorna-Pakets waren. Es existiert aber zumindest für Österreich ein kostenloser Online-Live-Stream für alle freien Trainings mit englischem Kommentar.

«Die freien GP-Trainings sind etwas für den klassischen Aficionado, der dann eben bezahlen muss, wenn er wirklich nicht ohne den Sport leben kann. Vor zehn oder 20 Jahren gab es diese Angebote gar nicht, da hat sich auch keiner beschwert. Denn man wusste ja nicht, was einem fehlt», gibt ein deutscher TV-Experte zu bedenken.

Die spanische Agentur Dorna will außerdem den Verkauf des Video-Passes (139.99 Euro im Jahr) über den Internet-Fernsehkanal motogp.com pushen, außerdem wurden die deutschen Online-TV-Rechte jetzt noch an den Streamingdienst DAZN verkauft.

Sport 1 und Eurosport waren in Deutschland viele Jahre lang willkommene TV-Partner der Dorna. Doch jetzt hat sich Dorna-TV-Direktor Manel Arroyo für ServusTV entschieden. Er machte das bessere Konzept für die Entscheidung verantwortlich.

SPEEDWEEK.com gehört wie ServusTV zum Red Bull Media House. Wir freuen uns über die neue und verantwortungsvolle Aufgabe der Kollegen und Kolleginnen, denen viele Fans und Experten eine erfreuliche Qualität zubilligen.

Natürlich wünschte sich die Dorna viele Jahre lang einen renommierten deutschen Premium-TV-Sender wie ZDF, ARD, RTL, Sat1 oder Pro7 als MotoGP-Vertragspartner, aber man musste mit Spartensendern wie Sport1 oder Eurosport zufrieden sein.

Die Dorna musste sich nicht zuletzt deshalb mit Spartensendern abfinden, weil in der Weltmeisterschaft seit Jahren ein deutscher Top-Fahrer fehlt, der nicht nur Punkte sammelt und zweimal im Jahr aufs Podest fährt, sondern auch um die WM mitfahren kann. Dass in solchen Fällen die Quoten steigen, haben wir 2010, 2011 und 2012 gesehen – bei Stefan Bradl und Sandro Cortese. Und später bei den besten MotoGP-Auftritten von Bradl und Folger.

Jedenfalls hat sich ServusTV die deutschen Live-MotoGP-Rechte für fünf Jahre gesichert. Eurosport hat die MotoGP-TV-Rechte auf dem freien Markt inzwischen auch in England und Frankreich verloren.

Aber Eurosport hat die MotoGP-Übertragungen bisher immer durch hochwertige andere Rechte ersetzt, z.B. French Open Tennis, 24 h Le Mans, Tour de France, Giro d‘Italia und so weiter. Das machte aus Planungssicht durchaus Sinn.

Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta sagte, Red Bull gelte seit Jahren als verlässlicher Partner der Dorna. Beim Red Bull Rookies-Cup, beim Spielberg-GP, bei den Namensrechten für die Grand Prix in Austin und Jerez, früher bei der MotoGP-Academy, jetzt als Sponsor von KTM – der österreichische Energy-Drink-Konzern ist ein wichtiger Player im MotoGP-Sport.

Die Dorna hat sich nach reiflicher Überlegung für das ServusTV-Konzept entschieden. Die freien GP-Trainings waren nicht Bestandteil des Konzepts.

Die erfolgreichen RTL-Manager wissen sicher auch, warum sie von der Formel 1 keine freien Trainings ausstrahlen und das im besten Fall dem Spartenkanal «ntv» überlassen.

Schwache Quoten sind schlecht fürs Geschäft. So etwas kann sich kein nicht Gebühren-finanzierter Sender leisten – weder RTL noch ServusTV.

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