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Pit Beirer: «Bauen eine eigene GASGAS-Linie auf»

Von Günther Wiesinger
Für GASGAS-Rennchef Pit Beirer ist der MotoGP-Einstieg dieser Marke alles andere als ein Marketing-Gag. GASGAS hat sein eigenes Talent Scouting und soll Talente aus den zwei kleinen GP-Klassen in die MotoGP befördern.

Für die Pierer Mobility AG beginnt heute mit der Vorstellung des neuen Teams GASGAS Factory Racing Tech3 eine neue Epoche des MotoGP-Engagements. Das österreichische Unternehmen ist 2017 neu in die MotoGP-Klasse eingestiegen, hat 2019 erstmals das Tech3-Team als Kundenteam ausgerüstet, 2020 im August in Brünn mit Brad Binder erstmals einen MotoGP-WM-Lauf gewonnen und beliefert den französischen Rennstall jetzt erstmals mit GASGAS-RC16-Werksmaschinen.

Mit dem 32-jährigen Pol Espargaró und dem 25-jährigen Augusto Fernández hat GASGAS ein vielversprechendes Fahrerduo unter Vertrag. Von einem Junior-Team soll bei der neu fomierten Tech3-Mannschaft jetzt auch keine Rede mehr sein.

Pit Beirer, Motorsport-Direktor der Pierer-Gruppe mit den Marken KTM, GASGAS und Husqvarna, betrachtet die Tech3-Mannschaft mit GASGAS jetzt nicht mehr als Talentschuppen und Ausbildungsstätte für das Red Bull KTM Factory Team.

«In der Zwischenzeit ist das GASGAS-Team definitiv unser neues Baby. Eine neue Marke. Wir haben eine Kooperation mit 'Aspar' Martinez für die WM-Klassen Moto3 und Moto2, das ist dort unser Junioren-Programm mit den aufstrebenden Fahrern, die wir in Zukunft dem GASGAS-MotoGP-Projekt zuführen wollen. Trotzdem bleibt GASGAS ein Teil der Pierer-Familie. Wir werden also beobachten, wo es Sinn macht, Talente und Informationen innerhalb der Gruppe auszutauschen. Am Ende des Tages gehört es auch zu unseren Aufgaben, die GASGAS-Linie aufzubauen. Dazu existiert das eigene Talent Scouting sowie das eigene Moto3- und Moto2-Projekt, und von dort müssen wir die jungen Fahrer ins GASGAS-MotoGP-Team befördern. Wir wollen in der Pierer-Gruppe nicht alles vermischen. Sondern es ist unser klares Ziel, die Marke GASGAS im MotoGP-Paddock zu verankern.»

Das GASGAS-Team besteht 2023 aus den Fahrern Pol Espargaró und Augusto Fernández. Das sind zwei unterschiedliche Fahrer, zwei unterschiedliche Charaktere, einer mit neun Jahren MotoGP-Erfahrung, der andere ein Rookie. Wie schätzt Pit Beirer seine beiden GASGAS-Repräsentanten ein?

«Wir hätten kein besseres Fahrerduo finden können. Pol nach zwei Jahren in unserer Familie zurückzuhaben, ist supernett», frohlockt Pit Beirer. «Irgendwie sind wir ihm etwas schuldig, denn wir haben mit ihm vier Jahre lang ein verrücktes Projekt aufgebaut. Doch als er auf einem gewissen Niveau war und wir um GP-Siege fighten konnten, hat er uns verlassen. Jetzt kehrt er bei GASGAS zurück. Pol ist ein Kämpfer, seine positive Einstellung, sein Kampfgeist, das treibt uns alle an. Es ist erstaunlich, wie er das Team motiviert und das gesamte Umfeld. Sein Ehrgeiz wird das ganze GASGAS-Projekt voranbringen. Natürlich haben wir dazu bei GASGAS eine spanische Identität, da werden Fahrer wie Pol und Augusto die richtigen Botschafter sein. Wir dürfen unseren Rookie nicht außer acht lassen, denn er ist Moto2-Weltmeister und hungrig. Er schaut auf zu seinen namhaften Kollegen. Und neben ihm haben wir Pol mit seiner immensen MotoGP-Erfahrung. Ich habe das Gefühl, wir verfügen über ein superstarkes Team.»

Natürlich trägt Pol Espargaró in erster Linie die Hoffnungen des neuen GASGAS Factory Racing Tech3-Teams. Pol hat in 154 MotoGP-Einsätzen bisher drei Pole-Positions und acht Podestplätze erreicht. Er war während seiner KTM-Zeit von 2017 bis Ende 2022 immer stärker und erfolgreicher als sein älterer Bruder Aleix. Das hat sich inzwischen verändert. Denn Aleix hat 2022 den Argentinien-GP gewonnen, Pol fehlt in der «premier class» noch ein Sieg, auch wenn er bei der Anzahl von Podestplätzen gleichauf mit Aleix liegt.

Dazu kommt: Pol Espargaró war 2020 auf KTM starker WM-Fünfter, nur drei Punkte hinter dem WM-Dritten Alex Rins. Doch Bruder Aleix hat sich 2021 den achten und im Vorjahr den vierten Gesamtrang gesichert – und Pol auch hier jeweils übertroffen.

Der in Granollers unmittelbar neben dem Circuit Barcelona-Catalunya aufgewachsene und jetzt in Andorra wohnhafte Pol Espargaró freut sich, mit einer spanischen Traditionsmarke in die MotoGP einzusteigen, auch wenn sie sich jetzt in österreichischem Besitz befindet. «Für mich ist das ein spanisches Fabrikat, ja sogar katalanisches», äußerte sich der stolze Katalane mit einem breiten Lächeln.

Bei Repsol-Honda hat Pol in zwei Jahren nur zwei Podestplätze erzielt: Im Oktober 2021 in Misano (Platz 2 hinter Sieger Márquez) und in Doha 2022 auf Platz 3). In der WM-Tabelle ist er auf die Ränge 12 udn 16 abgestürzt.

Die Ziele für Pol Espargaró sind klar: Er hat bisher im Gegensatz zu Kollegen wie Miller (4), Oliveira (5) und Binder (2) noch keinen GP-Sieg errungen.

Das will er 2023 ändern – und die zwei mageren Repsol-Honda-Jahre hinter sich lassen.

Die besten MotoGP-Qualifyings von Pol Espargaró

Platz 2 in Misano 2019
Pole-Position Steiermark-GP 2020
Pole-Position Valencia-GP 2020
Pole-Position Silverstone-GP 2021 (bei Honda)

Die besten MotoGP-Rennergebnisse

Valencia 2018: Platz 3 im Regen
Misano Reggio Emilia-GP 2020: Platz 2
Le Mans 2020: Platz 3
Steiermark-GP in Spielberg 2020: Platz 3
Valencia-1 2020: Platz 3
Valencia-2 2020: Platz 3

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