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Prügel für Ducati: Kein Turnaround in Sicht

Kolumne von Günther Wiesinger
Ducati kommt in der MotoGP-WM auf keinen grünen Zweig. Die italienischen Medien gehen auf die Roten los. Eine Bestandsaufnahme.

Die italienischen Medien sind erbarmungslos. Sie heben die italienischen Athleten und Teams und Werke beim geringsten Anlass in den Himmel.

Die Superlative sitzen locker. Es gibt kein bescheidenes Lob, alles ist sofort bravissimo und belissimo.

Aber von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt bewegen sich die Italiener nur auf einem schmalen Grad.

Das bekommen momentan die Verantwortlichen von Ducati Corse zu spüren.

Klar, Ducati hat in der MotoGP-WM bessere Zeiten erlebt. Der WM-Titel von Casey Stoner liegt sechs Jahre zurück. Der letzte GP-Sieg von Casey ist auch schon eine Weile her – es war auf Phillip Island am 17. Oktober 2010.

Aber selbst der unvergleichliche Honda-Konzern hat in der Königsklasse seine Durststrecken erlebt. Eddie Lawson gewann 1989 den Titel auf Honda, danach war Wayne Rainey dreimal Weltmeister auf Yamaha, 1993 triumphierte Kevin Schwantz auf Suzuki. Und nach 2006 (Titelgewinn durch Nicky Hayden) räumten Ducati (Stoner), Yamaha mit Rossi und Lorenzo vier Titelgewinne hintereinander ab.

Und es gab Jahre, da wurde das glorreiche Repsol-Honda-Werksteam vom Kundenteam Gresini mit den Piloten Gibernau und Melandri gedemütigt.

Ein Jahr ist jetzt seit dem letzten Ducati-Podest in Misano (Platz 2 durch Rossi) vergangen.

Klar, von Aufbruchsstimmung ist wenig zu spüren, wenn man auf die Ergebnisse blickt.

Die Verpflichtung Rossis Ende 2010 erwies sich als Desaster. Ducati war ausserstande, ihm ein konkurrenzfähiges Motorrad hinzustellen. Dass im zweiten Jahr seine Motivation litt, ist begreiflich.

Aber bei Ducati ist in den letzten zwölf Monaten nicht viel passiert, was Mut macht.

Viele neue Besen – aber es ändert sich nichts

Die Übernahme von Audi, das Engagement von Andrea Dovizioso, die Entlassung des Technik-Direktors Filippo Preziosi, die Absetzung von Ducati-Chef Gabriele del Torchio, die Nominierung von Bernard Gobmeier und Paolo Ciabatti als führende Figuren bei Ducati Corse – es ist viel passiert. Aber es sind keine positiven Auswirkungen zu sehen.

Audi hat Ducati für rund 750 Millionen Euro gekauft. Die Ingolstädter wollen nicht dauerhaft auf den Plätzen 8, 9 und 10 herumkrebsen.

Der erfolgreiche Aprilia-Chefkonstrukteur Gigi Dall’Igna wollte sich den Posten des Technik-Direktors bei Ducati nicht antun. Er ärgert die Roten momentan lieber mit seinen aufgemotzten Aprilia-Superbike-Motoren.

Dovizioso stand 2013 zweimal in der ersten Reihe, aber das ist lange her. Inzwischen macht sich beim Italiener Frust breit. Nicky Hayden muss gehen, er bekommt keine technischen Updates mehr – und ist trotzdem nicht langsamer als «Dovi».

Ducati bezieht jetzt in Italien Prügel ohne Ende. Die Durststrecke des Werks aus Borgo Panigale wird bereits mit dem Ferrari-Desaster der letzten 20 Jahre im letzten Jahrtausend vergleichen.

Ferrari blieb damals nach dem Formel-1-Titelgewinn von Jody Scheckter im Jahr 1979 bis ins Jahr 2000 (erster Ferrari-Titel von Michael Schumacher) ohne Weltmeisterschaftstriumph in der Fahrerwertung. Und von 1983 bis 2000 wurde kein Konstrukteurs-WM-Pokal gewonnen.

Der Ferrari war jahrelang nicht konkurrenzfähig. Schumacher allein konnte die Situation nicht ändern.

Luca di Montezemolo musste gemeinsam mit Jean Todt die ganze Scuderia umkrempeln. Es blieb kein Stein auf dem andern.

Ducati ist von einer 20-jährigen Durststrecke weit entfernt. Rossi hat 2012 noch zwei Podestplätze (Platz 2 in Le Mans, Platz 2 in Misano) erkämpft.

Man muss also die Kirche im Dorf lassen.

Aber die Politik der kleinen Schritte bei Ducati muss vorbei sein. Sie führt zu nichts, wie Doviziosos Rückstand von 42,7 Sekunden in Misano zeigt.

Und allmählich entsteht bei Ducati die Gewissheit, dass Rossi an der Misere von 2011 und 2012 nicht die Hauptschuld trägt. Denn die Diva ist weg, die Misere ist geblieben.

Bei Ducati bestehen viele alte Seilschaften. Die Techniker sind verunsichert. Es werden nur winzige Details verändert. Es fehlt der Mut zum grossen Schritt. Die sogenannten Up-dates erweisen sich manchmal als Down-dates.

Wahrer Fortschritt sieht anders aus.

Wie ist Ferrari einst aus dem Schlamassel herausgekommen? Es wurden Japaner, Franzosen und Engländer engagiert, die italienische Eigenbrötlerei wurde beendet.

Die Ducati-Manager müssten nur einmal ein paar Kilometer Richtung Norden fahren. In Maranello bei Modena sitzen bei der Scuderia Ferrari etliche wohlgesonnene Spezialisten, die erzählen können, wie man einen erfolgreichen Turnaround herbeiführt.

Denn die Geduld der Audi-Manager wird nicht immerwährend sein. Die von Sponsor Marlboro schon gar nicht. Der Vertrag läuft Ende 2014 aus.

Wenn er verlängert werden oder ein neuer Sponsor gefunden werden soll, muss die Desmosedici-Braut mit einem gründlichen Facelift attraktiver gemacht und herausgeputzt werden.

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