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MotoGP-WM 2014: Unnötige Aufregung um Open Class?

Von Günther Wiesinger
MotoGP-Start in Katar 2014: Das Feld ist ausgeglichener

MotoGP-Start in Katar 2014: Das Feld ist ausgeglichener

In den letzten zwei Monaten wurde heftig über die umstrittenen Open-Class-Zugeständnisse für das Ducati-Werksteam diskutiert. Nach dem Katar-GP stellt sich die Frage: War es nur ein Sturm im Wasserglas?

Riesig war die Aufregung in der GP-Szene, als Teams und Hersteller wie Ducati, Yamaha und Forward das neue Open Class-Reglement genau lasen, gewisse Schlupflöcher entdeckten und sie dann geschickt für ihre Zwecke ausnützten.

Jetzt haben wir vier Ducati-Prototypen (Dovizioso, Crutchlow, Iannone und Hernandez) sowie zwei letztjährige Werksmaschinen von Yamaha in der MotoGP-Klasse, die von jenen technischen Zugeständnissen profitieren, die eigentlich nur den Privatmaschinen mit den Superbike-Rennmotoren zugebilligt werden sollten sowie den 1,2 Million Euro teuren Production-Racern von Honda.

Es wurde von Wettbewerbsverzerrung gesprochen, von unfairen Vorteilen für Ducati, die für ihr dreijähriges Versagen jetzt als Belohnung gewaltige Marscherleichterungen bekommen.

Aber zumindest der Saisonauftakt in Katar hat gezeigt: Im Qualifying und im Rennen war von den Fahrern, die den Open-Status nützen, wenig zu sehen.

Denn der überragende Forward-Yamaha-Pilot Aleix Espargaró stürzte im Quali gleich zweimal und musste vom neunten Startplatz wegfahren. Dass er im Rennen (nach Stürzen von Lorenzo, Bradl, Bautista und Smith) noch Vierter wurde, ist allerdings ein Versprechen für die Zukunft.

Ducati hat zwar einen Sprung nach vorne gemacht, was die Ränge 5 und 6 im Rennen untermauern. Dovizioso und Crutchlow fehlten aber im Renntrimm nach 22 Runden trotzdem 12,1 beziehungsweise 28,5 Sekunden auf den Sieger.

Und mit Marc Márquez, Valentino Rossi sowie Dani Pedrosa war das Podest von den üblichen verdächtigen bevölkert, obwohl Lorenzo und Bradl zwei Factory-Asse in Führung liegend stürzten.

Nach dem Qualifying waren die ersten zwölf MotoGP-Fahrer nur durch 0,645 Sekunden getrennt. So eng ist die Spitze wohl noch nie beisammen gewesen.

Zum Vergleich: In der Moto3-Klasse lag Eric Granado als Quali-Zwölfter 1.346 sec hinter der Pole-Zeit von Alex Rins. In der Moto2 verlor Mattia Pasini als Trainings-Zwölfter 0,833 sec auf die Bestzeit von Rabat.

Open-Class: In den Rennen ohne Chance?

Natürlich werden die Open-Helden in diesem Jahr den MotoGP-Stars manchmal in die Suppe spucken. Aber das Open-Thema zeigte: Es wird nichts so heiss gegessen, wie es gekocht wird.

Vielleicht ist das Beharrungsvermögen von uns allen – da nehme ich mich gar nicht aus – zu gross. Manche von uns waren einst skeptisch gegen die Einheitsreifen, gegenüber den Einheitsmotoren, früher wetterten manche Techniker sogar gegen die Reifenwärmer, andere gegen Vierventilmotoren – oder überhaupt gegen Viertakter.

Aber Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta hat sein Ziel erreicht. Die Show wurde besser, es gibt mehr Prototypen im Feld, die Honda-Production-Racer landeten auf den Rängen 7, 8, 11 und 13. Die Claiming-Rule-Bikes von Ioda-Aprilia, Avintia-Kawasaki und PBM-Aprilia hatten keine Chance gegen sie, sie werden von der Bildfläche verschwinden. Sie haben ihre Aufgabe als vorübergehende Lückenbüsser bald getan.

Was bleibt, ist ein für die Fans schwer durchschaubares Reglement.
Aber in der Superbike existiert das mit den 1000-ccm-Vierzylindern gegen die 1200-ccm-Zweizylinder auch, nur redet nach ein paar Jahren keiner mehr davon.

In der MotoGP-Klasse ist es gar nicht sooo kompliziert. Wer die Einheits-ECU verwendet und damit in der Open Class fährt, kriegt 24 statt 20 Liter Sprit, zwölf statt fünf Motoren, weichere Hinterreifen, mehr Testtage, die Motorenentwicklung ist ab dem Saisonstart nicht eingefroren.

Dann gibt’s halt noch die «Lex Ducati». Die Italiener fahren als Factory-Team, also mit ihrer eigenen Elektronik. Und weil sie zufällig 2013 kein Rennen gewonnen haben, dürfen sie die Zugeständnisse der Open Class nützen. So sollen sie von den Mittfeldfeldplätzen wegkommen.

Wer dachte, Ducati werde dieser technischen Vorzüge alles gewinnen, sieht sich getäuscht.

Denn die GP14 ist noch kein Sieger-Motorrad. Dazu muss der zusätzliche Sprit zu Beginn des Rennens auch beschleunigt und abgebremst werden. Und die weichen Hinterreifen lassen sich in den Rennen nicht verwenden, höchstens auf der Low-Grip-Piste in Le Mans.

Und wenn die Ducati-Fahrer in den Jahren 2014 und 2015 saisonübergreifend einen Sieg, zwei zweite oder drei dritte Plätze erringen, bekommen sie ab diesem Zeitpunkt nur noch 22 statt 24 Liter. Und nach dem dritten Sieg werden ihnen die weichen Hinterreifen weggenommen.

Wenn ich das sogar als Österreicher kapiere, kann’s nicht so kompliziert sein.

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