Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Wayne Gardner: «Ich war ein schlimmer Junge»

Von Thomas Baujard
Wayne Gardner sprach im dritten Teil des SPEEDWEEK.com-Interviews über Rennen mit Mietwagen, Geschichten aus dem Paddock und sein Leben nach der GP-Karriere.

2015 war Wayne Gardner, 1987 Weltmeister in der 500-ccm-Klasse auf Rothmans-Honda, als Botschafter für das «World GP Bike Legends Race» in Jerez tätig. Der Australier hatte sich auch um die Fahrerverpflichtung gekümmert und 500-ccm-Stars wie Freddie Spencer, Kevin Schwantz, Christian Sarron und Loris Capirossi engagiert. Die Resonanz war hervorragend. 2016 sollen daher mehrere Events stattfinden.

Zudem war Gardner als Manager und Coach für seinen Sohn Remy tätig, der im Moto3-Team CIP auf einer Mahindra seine erste WM-Saison bestritt. SPEEDWEEK.com traf den heute 56-Jährigen zum Interview.

Wayne, es heißt, dass du, als du zu deiner aktiven Zeit in Europa gelebt hast, genauso viele Rennen auf der Strecke wie mit Mietwagen auf der Straße gefahren bist. Ist das wahr?

Wie bitte? [lacht] Ob ich genauso viele Rennen mit Mietwagen auf öffentlichen Straßen fuhr wie auf der Rennstrecke? Ja, das ist korrekt. Ich war ein schlimmer Junge. Da ich Australier mit einem australischen Führerschein war, kam ich zu dieser Zeit fast mit allem durch. Die Mietwagen konnte man richtig annehmen. Heute kann man das nicht mehr machen, denn man muss für den Schaden bezahlen. Ich habe zur dieser Zeit einige lustige Dinge gemacht, auf die ich aber nicht stolz bin. Doch das war ein Teil von mir als australischer Rennfahrer. Ich hatte eine gute Zeit. Ja, ich habe das gemacht. Schuldig. [lacht]

Gibt es eine gute Geschichte aus dieser Zeit, als es im Rennsport noch lockerer zuging?

Ja, es gibt sehr viele gute Geschichten. Nach den Trainings gab es immer Barbecues oder verschiedene Abendessen. Man trank Bier ohne sich zu betrinken. Das Leben im Paddock war entspannter und sozialer. Es gab alberne Geschichten wie mit den Mietautos, Partys und immer eine Art von Rowdytum, aber keine verrückten Sachen. Es waren keine Drogen oder sonstiges involviert. Wir hatten einfach eine gute Zeit. Wir lachten und kicherten überall, wo wir hinkamen. Es ging immer um Spaß. Es gibt sehr viele gute Geschichten, ich weiß nicht, wo ich anfangen sollte. Wir hatten manchmal Ärger, dann waren da noch die Mädchen. Wir hatten immer eine gute Zeit.

Was hast du zwischen deinem Rückzug als aktiver Rennfahrer und deiner Rückkehr als Coach für Remy gemacht?

Mein letztes Jahr in der Weltmeisterschaft war 1992. Ich ging im Anschluss nach Australien zurück und fing mit Automobil-Rennsport an. Am Ende hatte ich mein eigenes Touring-Car-Team. Ich machte das fünf oder sechs Jahre. Ich gewann Rennen, aber nie eine Meisterschaft. Ich hatte mit den V8-Autos viel Spaß. Ich brauchte etwas, das mich davon ablenkte, wieder Motorradrennen fahren zu wollen, denn ich brauchte den Wettbewerb, wollte aber zuhause sein und mein Privatleben mehr genießen. Ich hatte sogar Coca Cola für mein eigenes Team als Sponsor. Dann bekam ich die Möglichkeit, für Toyota in Japan zu testen. Ich fuhr einen JT Supra in der Japanischen Meisterschaft. Ich verkaufte mein Team, denn es war hart, gleichzeitig der Teamchef und Fahrer zu sein. Ich fuhr Rennen in Japan für TRD und gewann ein paar Rennen. Diese Autos hatten 500 PS und 1000 Kilo. Ich hatte eine großartige Zeit. Dann bekamen wir Kinder, kauften eine Farm und sie fuhren dort Minibikes. In der nächsten Minute wollten sie Rennen fahren. Dann taten sie das im Dirt Track. Remy siegte und wollte auch auf Asphalt fahren. Und hier sind wir nun.

Remy absolvierte 2015 seine erste WM-Saison in der Moto3-Klasse auf Mahindra. 2016 sollte er in die Moto2-Klasse wechseln, was aber nicht gelang. Dein anderer Sohn Luca trat 2015 in der «Campeonato Mediterráneo de Velocidad» an?

In der ersten Saisonhälfte fuhr er keine Rennen, weil ich nicht das Geld hatte. Ich steckte alle Mittel in Remys Karriere. Er fuhr dann am Ende des letzten Jahres noch ein paar Rennen, aber er hat entschieden, dass das nicht so sein Ding ist und er aufhören will. Er mag Musik, surfen und Skateboards, er hat andere Interessen, worüber ich auch ziemlich froh bin.

2015 warst du auch als Organisator des «World GP Bike Legends Race» tätig. Wie sieht die Planung für 2016 aus?

Nach dem ersten Event ist das Interesse riesig. Wir haben mit Suter auch einen neuen Hersteller dabei, sie produzieren eine ‹Suter Legends 500›. Derzeit verhandeln wir mit einigen Rennstrecken. Wir wollen 2016 drei oder vier Events veranstalten, es soll größer und besser werden. Diese Veranstaltungen können wir leider nicht in den MotoGP-Kalender integrieren. Dafür ist an den Rennwochenenden zu wenig Zeit, aber vielleicht können wir ein paar ausgewählte Maschinen ausstellen, wenn die Dorna daran interessiert ist. Es werden voraussichtlich wieder Fahrer wie Freddie Spencer, Kevin Schwantz und Christian Sarron dabei sein, die schon im letzten Jahr teilgenommen haben. Doch wir wollen auf den jeweiligen Rennstrecken auch Fahrer aus der Region einbinden. Wir versuchen viele Fahrer zu finden, auch die ganz Großen wie Kenny Roberts.

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