Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Standardmotor: nein, danke?

Von Nadja Zele
Wyprächtiger und Cañadilla während ihrer Diskussion

Wyprächtiger und Cañadilla während ihrer Diskussion

Theoretisch, vielleicht aber auch praktisch könnten 2011 im Red Bull Air Race nur mehr Standardmotoren zum Einsatz kommen.

Die Pläne des Sportkomitees bringen einige Teams zum Kochen, andere wiederum jubeln. Die Cheftechniker Jesús Cañadilla (Team Maclean, derzeit auf Platz 12) und Vito Wyprächtiger (Team Abu Dhabi, Platz 3) sind jedenfalls unterschiedlicher Meinung.

Cañadilla: «Ich bin für Standardmotoren. Sicherheit ist am wichtigsten. Das ist ein radikaler Sport, unsere Motoren leiden. Bevor ein Teil in den Motor eingebaut wird, müssen wir komplett sicher sein, dass es ausgiebig getestet wurde. Denn versagt ein Automotor, dann kann man immer noch am Strassenrand parken, beim Flugzeug geht das nicht.»

Wyprächtiger: «Sicherheit ist ein sinnloses Argument. Denn die ist eine Frage der Regeln und wie man sie definiert. Ich will nicht, dass irgendjemand in einer Fabrik meinen Motor zusammenbaut. Ich will wissen, wer daran gearbeitet hat und, dass die betreffende Person 30 Jahre Erfahrung in dem Bereich hat. Ich habe noch nie einen Motor einfach so hochgehen sehen. Ist ein Ventil undicht, siehst du das beim täglichen Check, wenn du den Propeller mit der Hand durchziehst. Wenn die Kompression nicht mehr stimmt, bemerkst du das auch. Ein Standardmotor würde das Problem nur von A nach B schieben. Die Modifikationen würden im Aerodynamik-Bereich gemacht werden, was riskanter und teurer ist. Wir hätten dann Flügelspitzen, die davonfliegen, Teile würden abbrechen, ein Crash wäre die Folge. Und dann? Würden wir im Jahr darauf Standardflugzeuge fliegen? Das wäre der Tod für den Sport.»

Cañadilla: «Wir müssen auch aerodynamische Modifikationen regeln. Vergiss nicht: Der Motorentyp, den wir einsetzen, wurde vor 40 Jahren entworfen und seitdem wurde daran nicht allzu viel geändert. Wir haben jetzt schon zu viele Details, die wir kontrollieren müssen. Teile, die über Jahre getestet wurden und immer noch kaputt gehen können, weil es eben eine Maschine ist. Ja, du kannst neue Teile auf den Prüfstand geben und hundert Stunden raufspulen, bevor du damit ins Rennen gehst. Aber der Motor verhält sich nun mal anders, wenn er fliegt. Wir sind momentan mehr oder weniger auf dem richtigen Weg, aber wir gehen ans Limit. Das Ganze ist so konkurrenzbetont geworden, dass es schon Angst macht.»

Wyprächtiger: «Unser Verhältnis ist 10:1, das ist nichts. Bei anderen läuft der Motor mit einer Kompressionsrate von 12:1 oder 13:1. In anderen Serien fliegen sie die Dinger mit 700 PS. Natürlich mit Turbolader, aber es ist ein AEIO 540. Uns schränken die Regeln sowieso ein. Alles was wir machen ist, Teile zu optimieren. Schau dir das Reno Air Race an, die gehen ans Limit. Da wird der Motor auf 800 PS aufgeblasen. Wir fliegen mit 350 oder 400 PS. Das Volumen der Motoren ist fast neun Liter. Jeder PKW hat mindestens 100 PS pro Liter. Wir fliegen mit nicht einmal der Hälfte. Regeln müssen die Sicherheit gewährleisten.»

Lesen Sie das gesamte Streitgespräch in der nächsten SPEEDWEEK, Heft Nummer 22.

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