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Rente? Nicht mit MM!

Von Nadja Zele
Mangold ist der Racer mit der wohl grössten Portion Charisma

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Mike Mangold, zweifacher Red Bull Air Race Champion (2005 und 2006) hat noch keine Lust, sein Cockpit einem Rookie zu überlassen.

Im Speedweek-Interview spricht der Kalifornier Mike Mangold offen über gute und schlechte Zeiten im Air Race, über seinen ehemaligen Schützling, Hannes Arch und wieso er im Moment nicht und nicht auf Platz eins fliegen kann.

Mike, du bist seit fünf Jahren Teil des Red Bull Air Race. Was hat sich seit 2005 verändert?
Es hat sich sogar sehr viel verändert! Einiges zum Guten, anderes wiederum nicht. Aber das ist nur die Meinung eines Einzelnen. Der Fun-Faktor, den wir während der Rennwoche hatten, ist aber auf jeden Fall gesunken. Vorher hatten alle Respekt vor einander und der Arbeit, die der jeweils andere gemacht hat. Niemand hat sich zurückgezogen um sein 'kleines Reich' zu beschützen.

Und heute?
Heute machen sich alle Sorgen um ihre Jobs wegen der Wirtschaftssituation. Die Leute beißen sich jetzt öfter auf die Zunge und isolieren sich mehr voneinander.

Und was hat sich zum Guten verändert?
Wie unser Sport jetzt in den Medien präsentiert wird, hat sich auf jeden Fall zum Positiven geändert. Früher hatten wir nicht so viele Kameras. Es ist einfach eine bessere Erfahrung, wenn du jetzt zu einem Rennen kommst, als noch 2005. Die Strecken haben sich auch geändert. 2005 war viel mehr Aerobatik dabei. DIe Strecken waren damals viel komplizierter – man musste viel bessere Fähigkeiten haben, um ein Rennen zu gewinnen. Jetzt entwickelt es sich langsam in Richtung Motorsport.

Hat sich der Anspruch an die Fähigkeit des Pilots im Verhältnis zur Performance des Motors verringert?
Jetzt sind wir dabei die Maschinen ans Limit zu bringen. 2005 haben wir ein paar kleine oder gar keine Modifikationen gemacht, jetzt sind alle Flugzeuge modifiziert. Die Technologie hat sich verändert, der Charakter des Flugzeuges. Das Risiko eines mechanischen Fehlers ist viel höher als noch vor ein paar Jahren.

Was muss man jetzt tun um zu siegen?
Mann muss viel Zeit, Geld und Ressourcen investieren um ein Flugzeug zu bekommen, das Sieger-Material ist.

Und woher kommt das alles?
Das kommt von unseren Renneinnahmen, einem privaten Investor oder einem großen Sponsor. Das ist eine der vielen Aufgaben und Entscheidungen, die ein Pilot-Manager-Team-Besitzer treffen muss. Und das ist ein Ding, das sich während 2005 und 2009 nicht geändert hat. Wir sind immer noch die Team-Eigentümer, die Team-Manager und vor allem die Piloten. Alles in einer Person. Das ist eine ziemlich große Last auf der Schulter.

Zahlt sich dein Beruf überhaupt aus oder zahlt man am Ende nur drauf?
Wenn man alles richtig managt dann kann es sich auszahlen. Es macht Spaß, es belohnt und ist gleichzeitig eine Herausforderung, die ich immer noch liebe. Es ist harte Arbeit, man muss aber aufpassen, weil man sein Budget sehr schnell überziehen kann mit all den Dingen, die man braucht. Im Endeffekt sieht es so aus: Wenn man etwas haben will, muss man dafür bezahlen.

War es 2005 einfacher Sponsoren zu finden als jetzt?
Das ist schwer zu beantworten, denn es kommt darauf an welche Art Sponsor man sucht. Sucht man nach einem großen Sponsor wie Sony oder Nokia? Wenn das der Fall ist, dann sucht man das wirklich große Geld. Wenn man aber nach einem kleinen Sponsor sucht, jemanden, der einem Reifen oder kohlestoffverstärkte Flügelspitzen oder ein Headset geben kann, das findet man leicht. Es war schon immer einfacher die kleinen Sponsoren zu bekommen. 2009 werden wir natürlich durch die Weltwirtschaftskrise beeinflusst. Aber so ist das Leben. Wir müssen das Beste daraus machen.

Peter Besenyei musste in Windor eine Notlandung machen. Das Resultat war, dass sein Flugzeug beschädigt war. Was, wenn das Dir passiert wäre?
Ich glaube, dass das, was Peters Flugzeug im Speziellen passiert ist, nicht mit meinem Flugzeug passieren kann, aber wenn wir einen Motorschaden gehabt hätten und ich gezwungen gewesen wäre notzulanden, kann ich nur hoffen, dass ich es so gut wie Peter gemacht hätte. Und nachher? Wenn es mir passiert wäre, hätte ich, so leid es mir tut, keine weiteren Ressourcen mehr gehabt und wäre erledigt gewesen. Dann wäre ich für den Rest des Jahres zu Hause, bei meinen Kindern.

Weil wir von Kindern, Familie und Alter reden: Du bist mit 53 der Älteste im Feld. Wie alt fühlst du dich tatsächlich?
Manchmal fühle ich mich wie 53, aber ich würde sagen ich fühle mich eher wie 33 oder 35. Ich weiß nicht, wie man sich mit 53 fühlen sollte. Ich fühle mich gut, ich bin stark und ich kann so ziemlich alles machen, was ich will.

Wirst du in nächster Zeit mit den Rennen aufhören?
Ich weiß es nicht. Wenn ich aufhören will, höre ich auf. Wenn die Zeit gekommen ist, dann werde ich es wissen und aufhören.

Dein Team strauchelt ein wenig in diesem Jahr ...
Wir tun uns schwer weil wir keinen guten Motor haben, kein gutes Flugzeug und nicht die besten Ressourcen. Ich habe nur einen Motor, mehr kann ich mir nicht leisten. Ja, wir schwanken ein wenig, wenn man es wirklich Schwanken nennen kann. Aber so ist es nun mal, das ist das, was wir uns leisten können, das ist das Beste, was ich aus meinen Ressourcen rausholen kann.

Bereitet dir das Kopfzwerbrechen?
Es tut mir leid, aber das ist alles, was ich tun kann mit dem was ich habe, aber bin ich deswegen sauer? Nicht wirklich. Bin ich wütend? Nein. Ich bin froh, dass ich noch lebe. Ich habe eine großartige Familie, tolle Freunde und ein gutes Team. Wir haben hier beim Red Bull Air Race eine tolle Zeit, egal ob wir gewinnen oder verlieren, wir genießen einfach die Erfahrung. Aber wenn ich in der Lage sein soll zu gewinnen, brauche ich mehr Zeit und Geld.

Brauchst du ein neues Flugzeug?
Nicht unbedingt. Es ist manchmal ganz gut etwas zu verbessern was man kennt und hat, aber wenn ich darüber nachdenke; hätte ich ein unlimitiertes Budget, mehr Zeit und bessere Ressourcen, dann ja, wir würden ein komplett neues Flugzeug entwerfen?

Ein neues Flugzeug entwerfen?
Ja, ich würde meine Leute daran setzten. Wir haben etwas, was wir in Produktion geben könnten. Aber jetzt im Moment reden wir über Millionenbeträge. Wir würden es 'Mangold', 'Der Blitz' oder 'Der Nonstopper' nennen.

Gibt es ein Leben abseits der Fliegerei?
Ich muss gestehen, ich fliege jetzt viel weniger als noch vor zehn Jahren. Ich arbeite viel an meinem Flieger, versuche ihn schneller zu machen, den Motor zu verbessern. Meine Flugzeit pro Jahr nimmt ab. Wenn du dieses Flugzeug schneller machen willst, musst du für jede Flugstunde mindestens fünf Stunden daran arbeiten.

Du bist 2007 geflogen wie ein geölter Blitz, warst ständig auf dem Podium und nebenbei auch noch Archs Mentor.
Weiß das Hannes auch?

Hättest du geglaubt, dass er es so schnell zum Weltmeistertitel schafft?
Ganz ehrlich? Mich überrascht das nicht. Allein, wie die Umstände 2008 waren ... Hannes hatte Glück. Nachdem Paul (Bonhomme, Red.) in Porto das 12-g-Limit überschritten hatte und disqualifiziert wurde, wussten wir alle, dass Hannes der Sieger ist. Ja, es war vielleicht etwas überraschend, aber sicher nicht unmöglich. Hannes hatte aber auch einen guten Mentor, den besten!

Ist er auch ein guter Pilot?
Hannes? Er ist ein guter Pilot, ja, und er wird immer besser.

Was genau hat er denn von seinem Mentor Mike Mangold gelernt?
Er hat die Gesamtmethode von mir gelernt. Hannes hat jetzt das beste Team von uns allen, er hat die Ressourcen, eine starke Rückendeckung. Das ist und war immer schon mein Defizit. Er hat das gesehen und daraus gelernt. Er hat einen Weg gefunden, es richtig zu machen, und zieht es durch. Er hat verbessert, was er verbessern musste. Und hier haben wir jetzt das Ergebnis.

Wie philosophisch ist dein Leben?
Leider immer mehr. Das ist erstaunlich. Als ich jung war, interessierte mich nur, was als Nächstes am Plan steht. Boom, boom, mach es! Jetzt bin ich nachdenklicher. Vielleicht, weil einem bewusst wird, dass nicht mehr so viel Zeit übrig bleibt auf diesem Planeten oder vielleicht, weil man so viel gesehen hat, auch so viele Fehler. Aber ich begrüße und genieße es. Ich rede vielleicht nur etwas zuviel ...

Du bist 53. Was muss passieren, damit du dich in die Rente verabschiedest?
Ich weiß es nicht. Wenn es soweit ist, werde ich es wissen.

Also ist es mehr ein Gefühl als Umstände?
Es geht schon in alles über. Geld, Zeit. Mir gefällt es auch nicht sonderlich, nicht ganz vorne zu sein, nicht der Sieger zu sein.

Wie gehst du damit um?
Ich schaue mir das alles sehr genau an, ich sehe was passiert, ich bin nicht blind. Wie auch immer, es muss eine gute Party sein, mit guter Musik, guten Drinks, netten Menschen. Ist es das nicht, dann gehe ich nach Hause. Ich bin noch da. Also muss es noch eine gute Party sein, oder?

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