Saisonstart-Sprint
WM-Krönung in Barca. Das ist Schnee von vorgestern
Der Australier Matt Hall, der in seinem Debütjahr überraschend den dritten WM-Platz belegt hatte, kämpft derzeit mit einem etwas mulmigen Gefühl. Nicht, weil er mit dem Promidasein nicht klar kommt und ihn Autogrammjäger in seiner Heimat auch beim Shoppen nicht in Frieden lassen, auch nicht, weil er Lampenfieber hat, wenn er in zwei um ihn buhlenden TV-Morgenshows gleichzeitig auftreten muss. Nein, Hall hat andere Sorgen. Er hat im Moment theoretisch noch keinen Flieger. Denn die MXS-R, die er im Vorjahr von Ex-Racer Steve Jones gemietet hatte, wurde verkauft. Und zwar an den brasilianischen Neuzugang Adilson Kindlemann. An sich kein Problem, denn Halls Flieger ist ja im Werden. Aber: «Es geht alles etwas langsam. Meine neue MXS ist noch nicht geflogen, sollte in den nächsten zwei Wochen aber soweit sein. Das wäre extrem wichtig, denn die Zeit läuft uns davon», sagt Hall und berichtet, dass die geplanten Modifikationen umgesetzt wurden und den errechneten Effekt bringen müssten. «Der neue Flieger sollte schneller sein als der alte.»
Kindlemann, einer der beiden Rookies 2010, schläft wohl besonders gut. Grübeln braucht er nicht viel. Er ist im Besitz einer schnellen Maschine, an der er fast nichts mehr ändern muss, und hat mit Lance Winter (Ex-Techniker von Chambliss und Mangold) einen Top-Mann im Rücken. Kindlemann: «Ich habe vor, zu lernen und Erfahrung zu sammeln. Wir sind derzeit beim Hersteller MX Aircraft in Wilkesboro, denken über zukünftige Modifikationen nach, fliegen so viel wie möglich und konzentrieren uns aufs Feintuning. Für mich ist die MXS-R ein neuer Flieger, an den ich mich erst gewöhnen muss.»
Ein Jahr Air Race hat der Kanadier Pete McLeod auf dem Buckel. Der 25-Jährige will in dieser Saison beweisen, dass er es viel besser kann. «Wir arbeiten jeden Tag mit maximaler Power für maximale Power. Die Edge kommt ganz gut weiter. Der neue Motor ist fast fertig, und wir haben auch ziemlich viel Gewicht eingespart. Ich hoffe, dass wir bald die finalen Zahlen haben und ich mich endlich reinsetzen und sie testen kann.»
Gegen den Strom schwimmt Hannes Arch. Der Österreicher denkt für 2010 um. Obwohl es gar nicht nach Plan läuft und das Team hinterherhinkt, was die Fertigstellung des neuen Fliegers betrifft, stresst er sich nicht. «Letztes Jahr war es für mich wichtig, gleich im ersten Rennen zu zeigen, dass ich den Weltmeistertitel verdient habe. In diesem Jahr habe ich den Druck nicht mehr und gebe mir auch den Freiraum, längerfristig zu denken. Wir gehen nicht her, stressen uns drei Monate und sind dann einen kleinen Schritt weiter in der Entwicklung. Ich will jetzt viel mehr Ruhe und Professionalität hineinbringen. Du arbeitest dich dadurch auch nicht auf. Letztes Jahr bin ich an meine Grenzen gestossen, auch das Team.»
Und wie geht es Deutschlands Titelhoffnung Matthias Dolderer? Er ist relaxt, dieser Tage in den USA und testet. «Bisher läuft es nach Plan. Es wird zum Rennen alles fertig.»