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Markus Reiterberger warnt vor taktischen Überlegungen

Von Ivo Schützbach
Markus Reiterberger: «Weiter vorne losfahren macht es einfacher»

Markus Reiterberger: «Weiter vorne losfahren macht es einfacher»

In der Superbike-WM 2016 preschte Markus Reiterberger aus dem Team Althea BMW siebenmal in die Top-9. Er gehört zu den Fahrern, die vom neuen Grid-Reglement kommende Saison profitieren könnten.

Wer 2017 an einem Superbike-Wochenende im ersten Lauf auf den Plätzen 4 bis 9 landet, darf im zweiten Rennen am Sonntag aus der ersten und zweiten Startreihe losbrausen. Während der Viertplatzierte dann auf Pole steht, nehmen die Top-3 vom Samstag die Startplätze 9, 8 und 7 ein.

Hätte es diese Regel schon dieses Jahr gegeben, wären in erster Linie Jonathan Rea, Tom Sykes (beide Kawasaki) und Chaz Davies (Ducati) bestraft worden, sie eroberten 60 von 78 möglichen Podestplätzen.

Größte Profiteure wären Michael van der Mark, Nicky Hayden (beide Honda) und Jordi Torres (BMW) gewesen, sie belegten in der WM-Gesamtwertung die Ränge 4, 5 und 6.

Aber auch ein Fahrer wie Markus Reiterberger hätte einen Nutzen daraus gezogen, der Bayer landete siebenmal in den Top-9.

SPEEDWEEK.com sprach mit Reiti darüber, was er vom neuen Reglement hält.

Markus, die neuen Regeln gehen gegen jene, die ständig aufs Podest fahren.

Ja, die Regel ist sehr – einfallsreich. Das macht es für die Leute komplizierter das Geschehen zu verfolgen, viele werden sich wundern, dass der Sieger vom Samstag am Sonntag in der dritten Reihe auf Startplatz 9 steht.

Die schnellen Leute werden immer nach vorne kommen. Das hat man 2015 in Valencia mit Rossi gesehen, der als Letzter losfuhr und Vierter wurde. So wird es mit Davies, Rea und Konsorten, die immer vorne sind, auch sein. Sie werden durchs Feld pflügen. Das macht die Sache spannender, aber auch gefährlicher.

Für Fahrer, die sowieso im Mittelfeld fahren, könnte es von Vorteil sein, weil man dann ein gutes Zugpferd hat und vielleicht mit durchballern kann. Die Show wird auf alle Fälle spannender, ich glaube aber, dass es Taktiken geben wird. Man überlegt sich dann schon, ob man am Samstag als Dritter oder Vierter ins Ziel fährt. Wenn man als Vierter am nächsten Tag auf Pole steht und als Dritter am Sonntag auf Startplatz 7 wegfahren muss. Von Pole sind die Siegchancen größer.

Würdest du wirklich drei WM-Punkte, die Ehre auf dem Podest zu stehen und mögliche Prämienzahlungen für einen Podestplatz herschenken, nur um im zweiten Rennen von Pole zu starten? Die Pole ist ja kein Garant, dass du dann besser abschneiden wirst, als auf dem hergeschenkten dritten Platz.

Wenn ich die Chance habe aufs Podium zu fahren, ich nehme immer die bessere Platzierung.

Aber es ist schon möglich, dass sich manche eine Taktik überlegen. Man muss immer die Voraussetzungen sehen. Wenn du Vierter wirst, darfst du am Sonntag von Pole losfahren. Die drei, die vor dir waren, sind dann erst mal hinter dir und brauchen eine Zeit, bis sie durchs Feld durch sind. Wenn du von Haus aus eine gute Pace hast, kannst du dir überlegen, ob du von Pole aus wegfahren kannst.

Du bist dieses Jahr siebenmal in die Top-9 gefahren, viermal im ersten Rennen, aber nie aufs Podium. Hätte es die neue Grid-Regelung schon 2016 gegeben, hättest du viermal profitiert und wärst eine Startreihe nach vorne gerückt. Ist die Regel für einen wie dich von Vorteil?

Ja, das stimmt. Vor allem, weil wir in der Superpole immer die Schwäche hatten, auf die eine schnelle Runde zu kommen. Dadurch standen wir immer weiter hinten, als in den normalen Trainingsergebnissen.

Dieses Jahr wäre die Regel für uns auf alle Fälle von Vorteil gewesen.

Trotzdem ist die Regel schwierig zu verstehen. Die Superpole ist dazu da, sich für den Startplatz zu qualifizieren. Dass man das Ergebnis des ersten Rennens für die Startaufstellung des zweiten nimmt, finde ich nicht so schlecht. Viele Leute meinen sowieso, dass das von Haus aus so ist.

Dass aber die Guten, welche die Erfolge haben, am meisten investieren und testen, so weit hinten stehen, das ist schwer zu begreifen. Aber so ist das Reglement, damit müssen wir leben.

Die Kommentare der Fans zum neuen Reglement sind überwiegend negativ. Ist das nur, weil die Regel unsportlich ist, oder weil ein normaler Mensch nicht mehr nachvollziehen kann, wie die Startaufstellung zustande kommt?

Ich denke beides. Wenn Neuerungen kommen, sorgen die immer für Gesprächsstoff. Besonders so eine Neuerung, die überraschend kam. Man muss abwarten, wie sich das Ganze entwickelt. Vielleicht ist es ja das Ding und wird populär, das kann ja auch sein. Oder es ist so schlecht, dass es wieder abgeschafft wird.

Ich denke nicht zu viel darüber nach und kommentiere auch nicht viel. Es ist so, wir müssen uns damit abfinden und das Beste daraus machen. Ich finde auch, dass man für Neuerungen offen sein sollte.

Was macht es für dich für einen Unterschied, ob du aus der ersten oder zweiten Startreihe losfährst, oder aus der dritten, vierten, fünften? Gehst du ein Rennen anders an, je nachdem wo du startest?

Am wichtigsten sind die ersten ein oder zwei Runden. Ich stand dieses Jahr meistens in der dritten oder vierten Reihe, da war es wirklich schwierig, weil du in der Mitte eingezwickt bist. Da kommt es zu Berührungen, dort gibt es die meisten Stürze. Dort verliert man auch viel Zeit, weil man viele Fehler macht.

Ich fuhr ein paar Mal aus der zweiten Reihe los, da ist es wesentlich entspannter. Du hast die schnellen Jungs vor dir und kannst dich von Anfang an etwas von den Verfolgern absetzen, die sich hinten bekriegen. Das macht schon einen Unterschied aus, ob man aus den ersten zwei oder der dritten oder vierten Reihe wegfährt.

Das war eines meiner Probleme dieses Jahr: Ich hatte schlechte Startplätze und dann viel Mühe, dass ich durchkam.

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