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Neue Frauen-WM: Viel mehr Interesse als angenommen

Von Ivo Schützbach
2024 werden wir erstmals im Rahmen der Superbike-WM eine Motorrad-Weltmeisterschaft für Frauen sehen. Bei Promoter Dorna melden sich interessierte Teilnehmerinnen aus der ganzen Welt.

Am 29. April wurde im Rahmen der MotoGP-Veranstaltung in Jerez vom Motorrad-Weltverband FIM und Promoter Dorna eine neue Motorrad-Weltmeisterschaft präsentiert, die Frauen vorbehalten sein wird. Der Motorradrennsport ist eine der letzten Bastionen, in der es für die weiblichen Teilnehmer keine eigene WM gibt, mit der Ausnahme Motocross.

Einige Beobachter hielten diese Pläne anfänglich für eine Schnapsidee von FIM-Präsident Jorge Viegas, doch schnell kristallisierte sich heraus, dass die Dorna fest dahintersteht und einiges Potenzial für die Zukunft wittert. Denn es geht nicht nur darum mehr Frauen für das Rennenfahren zu begeistern, sondern auch als Zuschauer an die Rennstrecken zu locken.

Die Frauen-WM wird im Rahmen von sechs Europa-Events der SBK-Serie ausgetragen. «Wir arbeiten daran, ein Projekt auf die Beine zu stellen, das leicht zugänglich ist», erzählte SBK Executive Director Gregorio Lavilla im Exklusiv-Interview von SPEEDWEEK.com. «Wenn die wirtschaftlichen Bedingungen stimmen, sollten wir die Teilnehmerzahl schnell steigern können.»

Weltweit gibt es mehrere Frauenklassen, zum Beispiel die «Supersport 300 Frauen-Europameisterschaft» oder eine Serie in Südamerika.

«Und die haben alle volle Startaufstellungen», unterstrich Lavilla. «Wir haben auch Kontakte in die USA, viele Frauen zeigen ihr Interesse an der Teilnahme. Der erste Schritt ist, eine Plattform zu installieren. Der zweite wichtige Schritt ist, dass es für sämtlichen nationalen Projekte ein Ziel gibt, das die Teilnehmerinnen in der Zukunft erreichen können. Mit der Zeit wird dann der sportliche Level steigen, zu Beginn werden nicht alle die gleiche fahrerische Qualität haben.»

Das Einstiegsalter wird voraussichtlich 18 Jahre sein, bei entsprechendem Interesse ist auch 16 denkbar.

Der Dorna geht es nicht darum erfolgreiche Frauen aus ihren jetzigen Meisterschaften zu reißen, wie etwa die ehemalige Supersport-300-Weltmeisterin Ana Carrasco, die in der Moto3-WM startet. Oder ihre spanische Kollegin Maria Herrera, die schon Supersport-WM fuhr und dieses Jahr die MotoE-WM bestreitet.

«Wir müssen keine dieser Frauen überzeugen», so Lavilla. «Wir denken genau andersherum und möchten es mehr Frauen ermöglichen, professionelle Rennfahrer zu werden. Entsprechend ihren Ambitionen und ihrem Umfeld können sie dann entscheiden, in welcher Serie sie fahren wollen. Wenn Carrasco mit ihren Ergebnissen von heute glücklich ist, fein. Wenn sie es in der Frauen-WM versuchen möchte, fein. Aber wir beurteilen niemanden oder drängen sie. Ich glaube, dass die Teilnehmerinnen an der Frauen-WM mehr Aufmerksamkeit bekommen, als das sonst der Fall wäre. Das könnte ihnen Möglichkeiten in anderen Meisterschaften eröffnen, es gibt nicht nur einen Weg.»

«Wir nehmen dieses Projekt mit einer sehr positiven Einstellung in Angriff», betont der langjährige WM-Pilot. «In anderen Sportarten gibt es auch Frauen-Weltmeisterschaften, also warum nicht bei uns? Wir werden mit unserem ganzen Einsatz eine bestmögliche Meisterschaft etablieren. Spätestens bis zum letzten Europa-Event dieses Jahres im Oktober in Portugal wollen wir den Einheitslieferanten für die Motorräder sowie die Teilnahmebedingungen und den Übertragungsumfang im Fernsehen präsentieren. Idealerweise früher. Anschließend nehmen wir die Auswahl der Teilnehmerinnen vor und legen die Testtage fest. Voraussichtlich wird das erste Rennen während des ersten Europa-Events sein.»


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