KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Ärzte sind sich einig: Wie es mit Can Öncü weitergeht

Von Ivo Schützbach
Can Öncü legt große Hoffnungen in die Operation

Can Öncü legt große Hoffnungen in die Operation

Die behandelnden Ärzte haben große Zweifel, dass sich der beschädigte Radialisnerv in Can Öncüs linkem Arm von allein vollständig erholt. Der Supersport-WM-Pilot wird sich deshalb in England operieren lassen.

Seit sechseinhalb Monaten muss Can Öncü mit erheblichen Beeinträchtigungen leben: Denn seit seinem unverschuldeten Unfall am 23. April in Assen hat der Türke eine Fallhand links, hervorgerufen durch den verletzten Radialisnerv. Am 31. Oktober war der 20-Jährige zusammen mit seinem Teamchef Manuel Puccetti bei einem Neurologen in Mailand. Dieser ist wie andere Experten der Meinung, dass sich der Nerv wohl nicht vollständig von allein regenerieren wird und raten Öncü deshalb zu einer Operation.

Diese wird am kommenden Sonntag, 12. November, in Birmingham in England vorgenommen. Geplant ist, einen Nerv an einer anderen Stelle des Körpers zu entnehmen und den beschädigten durch diesen zu ersetzen. In der Medizin nennt man das ein autologes Transplantat. Eine Garantie, dass der Nerv anschließend wieder tadellos funktioniert, gibt es nicht. Wird ein Nerv genäht oder rekonstruiert, wachsen die Nervenfasern im Idealfall ungefähr 1 mm pro Tag nach. Läuft alles glatt, sollte Öncüs Hand bis zum Saisonbeginn Ende Februar 2024 in Australien wieder voll funktionstüchtig sein.

«Donnerstagabend fliege ich nach England, am Montag oder Dienstag nach der OP kann ich nach Hause», erzählte der Dritte der Supersport-WM 2022. «Anschließend muss ich den Arm einen Monat lang ruhig halten, nach eineinhalb Monaten kann ich wieder mit dem Training beginnen. In Phillip Island werde ich zurück sein, um zu gewinnen – das motiviert mich. Ich habe schon für Kawasaki gewonnen.»

Öncü folgt dem Rat seiner Ärzte, obwohl sich die Regeneration des Nervs in den vergangenen Wochen positiv entwickelt hat. «Anfänglich konnte ich das Handgelenk und die Finger gar nicht bewegen, in den vergangenen fünf Wochen bekam ich zirka 50 Prozent der Funktionsweise zurück», schilderte er SPEEDWEEK.com. «In der Woche vor Jerez gab es große Fortschritte, die ich so niemals erwartet hätte. Das hat sich auch sofort auf der Strecke bemerkbar gemacht, weil ich den Lenker wieder richtig halten konnte. Einige Fahrer legen eine Pause ein, wenn sie verletzt sind. Aber ich glaube, was ich tat, war richtig – ich fuhr weiter. Am Anfang konnte ich nicht mal den Kupplungshebel ziehen.»

Der Einsatz machte sich bezahlt: Can Öncü preschte im letzten Saisonrennen in Andalusien trotz seines Handicaps sensationell auf den dritten Platz.


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