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Gabriel Noderer einziger Deutscher in Supersport 300

Von Ivo Schützbach
35 Fahrer nehmen 2017 an der neu geschaffenen Supersport-300-WM teil, darunter ist mit Gabriel Noderer nur ein Deutschsprachiger. SPEEDWEEK.com interviewte den 20-jährigen Honda-Piloten.

Gabriel Noderer aus Thalmässing südlich von Nürnberg ist seit 2009 im Rennsport aktiv. Er begann im ADAC Minibike Cup, nach drei Jahren ADAC Junior Cup folgten der Triumph Cup und die Triumph Challenge. 2016 startete er im European Junior Cup, der im Rahmen der Superbike-WM ausgetragen und nach der letzten Saison eingestampft wurde.

Stattdessen sehen wir 2017 im Rahmen der Superbike-WM eine dritte WM-Klasse, genannt Supersport 300. In ihr kommen Motorräder von Honda, Kawasaki und Yamaha mit 296 bis 471 ccm zum Einsatz.

Als einziger Deutschsprachiger ist Gabriel Noderer dabei, er hat für die Scuderia Maranga Honda unterschrieben. Der 20-Jährige studiert Sport-Management im ersten Semester, «letztes Jahr habe ich das Fachabitur gemacht», erzählte er SPEEDWEEK.com im Interview. «Bei diesem Studium kann ich relativ viel von daheim aus machen, nur alle sechs Wochen bin ich eine Woche in der Schule und für die Prüfungen halbjährig noch eine Woche. So kann ich das besser mit meinem Training und dem Racing regeln und es mir einteilen wie ich will. Und ich kann auch etwas machen, wenn ich mal woanders bin. Über das Training lernt man viel über den eignen Körper, was mich sehr interessiert. Was ich dann mal in Zukunft mache – keine Ahnung. Etwas mit Sport wäre schön.»

Gabriel, warum hast du dich für die Supersport-300-WM entschieden?

2016 bin ich im European Junior Cup das erste Mal international gefahren. Zwei Rennen vor Ende kam heraus, dass es 2017 den Cup nicht mehr gibt. Nachdem ich dort der beste Rookie war und mit Platz 10 zufrieden bin, bis auf den Lausitzring kannte ich keine Strecke, wollte ich gerne im Superbike-Fahrerlager weitermachen. Wir haben viel mit den Sponsoren geredet, was sie wollen. Letztlich kam raus, dass ich beim italienischen Team Maranga in der Supersport-WM landete.

Hast du eine Vorstellung, weshalb sich nur drei von 35 Fahrern für Honda entschieden haben und alle anderen für Yamaha und Kawasaki?

In Italien gab es diese Meisterschaft schon letztes Jahr, mir wurde erzählt, dass dort Yamaha und Kawasaki dominiert haben. Deshalb haben die meisten diese Motorräder genommen.

Ich habe aber schon Kontakt zu Ten Kate, sie bauen die Honda auf. Sie meinen, dass die CBR500R ein gutes Motorrad wird. Honda ist der weltgrößte Hersteller, wenn ich da mal drin bin und gute Resultate zeige, dann ist das auch eine Chance für mich. Wenn ich zeige, dass ich es will und kann, dann bin ich auf dem richtigen Weg.

Offiziell gibt es von Honda aber kein Engagement in dieser Meisterschaft.

Mein Maßstab ist Mika Perez aus dem anderen Honda-Team, er fuhr 2016 sein drittes Jahr im European Junior Cup und hat ihn gewonnen. Er wird auf jeden Fall stark sein – an ihm kann ich mich messen.

Viele sind auch der Meinung, dass es auf die Strecke ankommen wird, mal wird die Yamaha, mal die Kawasaki stärker sein. Vielleicht gibt es auch Strecken, wo die Honda vorne dabei sein wird, das wäre schön für uns.

Von den 35 Fahrern sind die meisten unbekannt. Kannst du Favoriten ausmachen?

Ich denke, Scott Deroue wird vorne dabei sein. Er hat schon ein Jahr in der WM hinter sich und wird stark sein. Ana Carrasco auch, sie ist das Niveau auch gewöhnt. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass Leute wie Alfonso Coppola oder Giuseppe De Gruttola stark sein werden.

Einen richtigen Favoriten habe ich aber keinen, es wird alles eng werden. Ich hoffe, dass die Mopeds alle gleich sind und wir schöne Zweikämpfe haben.

Kannst du dir erklären, weshalb du der einzige Deutschsprachige bist?

Generell besteht an der Superbike-WM in Deutschland weniger Interesse. Ich hoffe, dass das jetzt durch Stefan Bradl besser wird, er ist der erste große Namen. Ich hoffe, dass die Jugend dann ein bisschen mehr über die Superbike-WM geht, auch über die kleine Klasse. Dass vielleicht ein paar aus dem Junior-Cup den Sprung schaffen. Das ist aber schwierig, weil sich die Supersport-300-Teams Piloten mit Erfahrung holen. Es ist schwierig, diesen Schritt aus dem Junior-Cup direkt zu machen.

Ich habe mitbekommen, wie es im European Junior Cup war. Das Interesse war null, obwohl das eine gute Plattform war. Er war bezahlbar, im Vergleich zur Moto3-WM echt günstig. Die Fahrer, die gut dabei waren, kamen in der Regel in die Supersport-WM 600.

Was brauchst du an Budget für eine Saison Supersport-300-WM?

Wir denken, 50.000 bis 60.000 Euro.

Damit fährst du günstiger als mit einem Spitzenteam in der IDM Supersport?

Auf jeden Fall. Wir haben mit einigen Teams geredet. Das Einzige, was mich an der Supersport 300 stört, ist das Motorrad. Ich fuhr die letzten Jahre erst die Triumph Daytona, dann die Honda CBR650, jetzt komme ich auf ein Motorrad, das wieder weniger PS hat.

Aber ich fahre Weltmeisterschaft, die IDM wird international wenig wahrgenommen. Du kannst Meister werden, aber das interessiert viele Teams nicht. Wenn man sagt, dass man Supersport-300-WM fährt und es dort schafft vorne mitzufahren, dann ist es einfacher in die Supersport 600 zu kommen.

Für dich ist es ein Bonus, dass du der einzige Deutsche bist, die Medienaufmerksamkeit wird dir gehören.

Das ist auf jeden Fall schön, das werde ich auch genießen. Manchmal wäre es natürlich auch gut, wenn es einen anderen Deutschen gäbe, mit dem ich mich mal unterhalten kann, wie es ihm geht, oder mit dem ich mal den Streckenrundgang machen kann.

Ich würde mich freuen, wenn Eurosport etwas von unserer Weltmeisterschaft überträgt, das wäre gut für mich und meine Sponsoren.

Was wäre für dich am Ende der Saison ein Erfolg?

Das ist schwierig zu sagen, ich bin auf dem Motorrad noch keinen Meter gefahren. Nach den ersten Tests werde ich wissen, wie mein Teamkollege Alessandro Triglia drauf ist und wie ich mit dem Motorrad fahre. Wenn ich aus der Honda 100 Prozent rausholen kann, wenn ich mich auf ihr wohlfühle und wir eine Grundeinstellung für das Set-up haben – ich kann trotzdem keine Position abgeben. Man kann ja nicht einmal sagen, wo Honda, Yamaha und Kawasaki steht. Ich hoffe, dass ich Punkte holen werde.

Wann wirst du das erste Mal testen?

Wir haben einen Test Anfang März in Aragón angesetzt, der ist aber noch nicht sicher, den müssen wir erst finanzieren. Mir wäre einer in Italien lieber, weil der günstiger zu finanzieren wäre, weil mein Team aus Norditalien kommt.

Damit ist schon jetzt klar, dass du vor dem ersten Rennen am 2. April in Aragón maximal zwei Testtage haben wirst?

Ja.

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