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50 Jahre R5 Cup: Obi, Danner und die Folgen

Kolumne von Rainer Braun
​R5-Cup-Kurzgeschichten zum Staunen und Schmunzeln, Episode 7: Über den holprigen Karriere-Start von zwei Münchner Gaudi-Buben.

Unvergessen bleiben die denkwürdigen Gastspiele der Herren Jung-Rennfahrer Christian Danner (damals 20) und Peter «Obi» Oberndorfer (21). Was die beiden Münchner Freunde im R5-Cup so alles aufgeführt haben, das war schon bemerkens- und sehenswert.

Danner startete erstmals 1977 in Zolder und lag zum Auftakt gleich mal auf dem Dach. Dieselbe Glanzleistung gelang ihm beim nächsten Versuch ein paar Wochen später am Nürburgring, womit die erste Saison für ihn mit leerer Rennkasse beendet war, bevor sie richtig begonnen hatte.

Schon ein Jahr später der nächste Versuch. Natürlich wieder mit seinem Spezi Peter Oberndorfer im Schlepptau, der übrigens etwas disziplinierter zu Werke ging und sich in der Anfangszeit lediglich mit einem Überschlag in Mainz-Finthen und ein paar kleineren Kollisionen begnügte.

Kumpel Christian war da schon viel kreativer. So brachte er 1978 am Salzburgring das Kunststück fertig, sich in derselben Kurve innerhalb von 24 Stunden gleich zweimal zu überschlagen. Einmal im freien Freitag-Training, dann nochmal beim Qualifying am Samstag. Schauplatz war die schnelle Kurvenpassage oberhalb des Fahrerlagers.

Den zweiten Fünfer hatte Danner übrigens noch an Ort und Stelle kurzerhand dem Konkurrenten Werner «Nick» Heinz aus Trier (der später Karriere als erfolgreicher Berater und Manager vieler Rennfahrer und Sportler machte) abgekauft. Allerdings, ohne einen Pfennig Geld in der Tasche zu haben.

«Das Dumme daran war», erinnert sich der Bruchpilot von damals noch heute mit einem Grinsen, «dass ich meinem alten Herrn irgendwie beibringen mußte, dass er gleich zwei Autos auf einmal bezahlen darf.» Christians «alter Herr» ist der leider verstorbene Unfallforscher Professor Max Danner.

Auf der Avus in Berlin lösten die beiden Gaudi-Buben dann gar einen Eklat mit weitreichenden materiellen und gesellschaftlichen Folgen aus.

Oberndorfer war Danner beim berühmt-berüchtigten «Schieben» beim Anbremsen der Schikane gegenüber Start und Ziel versehentlich ins Heck geknallt – wieder mal zwei Totalschäden.

Weil auch noch das nachfolgende halbe Starterfeld über die beiden Havaristen stolperte, bot sich dem Betrachter der größte Schrotthaufen der R5 Cup-Geschichte.

An die 15 Fünfer waren platt, lagen auf der Seite oder gar auf dem Dach. Das Rennen mußte für Aufräum- und Säuberungsarbeiten eineinhalb Stunden lang unterbrochen werden.

Als ich kürzlich dem damaligen Avus-Rennleiter Gerhard Gottlieb zum 88. Geburtstag telefonisch gratuliert habe, sagte der spontan: «Weißt du noch, wie die beiden R5-Kerle aus München uns diesen riesigen Schrottschaufen beschert haben und du am Mikrofon zwei Stunden überbrücken mußtest?»

Dem Missgeschick auf der Piste folgte sogleich auch noch ein handfester Krach der befreundeten Familien Danner und Oberndorfer. «Mein Vater», so erinnert sich Danner, «war da wohl federführend und beschimpfte den alten Oberndorfer ganz wüst. Er war der Meinung, der junge Obi habe nicht verwinden können, dass sein Sohn der Schnellere und Bessere ist.»

Dieser Variante trat Vater Erwin Oberndorfer, zu Lebzeiten TV-Journalist in München, energisch entgegen und verfügte empört ein Hausverbot für die ganze Danner-Sippe. Gleiches ließ auch von Danner-Seite nicht lange auf sich warten. Überdies war beiden der Umgang miteinander bis auf weiteres strikt untersagt.

Christian und Peter trafen sich derweil jeden Tag heimlich im nächsten Kaffeehaus zum freundschaftlichen Plausch und amüsierten sich köstlich über die streitenden Eltern …

Irgendwann renkte sich die ganze Geschichte von selbst wieder ein, und der Friede zwischen beiden Münchner Familien war wieder hergestellt.

Allerdings sorgten die beiden Schwerenöter dann auch zum Ende ihrer «R5-Cup-Karriere» nochmal für mächtig Ärger mit nachhaltiger Verstimmung bei der deutschen und französischen Cup-Führung. Was im französischen Nogaro bei den Finalrennen aller acht R5 Cup-Nationen als fröhlicher Streich gedacht war, löste eine mittelschwere Verstimmung aus.

Passiert war dies: Die beiden und ihr Kumpel Michael «mib» Bernard wurden gebeten, beim Entladen des LKW zu helfen, der den Champagner für die Siegesfeier anlieferte.
Die drei packten kräftig mit an, wussten somit aber auch, wo die Flaschen eingelagert wurden.

Zu nächtlicher Stunde enterten sie den Lagerraum und feierten vorab schon mal eine rauschende Champus-Party.

Die drei Täter wurden schnell dingfest gemacht und vom deutschen Cup-Leiter Rolf Schmidt mit einem Startverbot beim Finalrennen bestraft.

Das wiederum wollten die drei bösen Buben nicht akzeptieren und sorgten dafür, dass dem Sportchef ein von den meisten deutschen Startern unterschriebenes Papier vorgelegt wurde, in dem angedroht wurde, dass die Teilnehmer des deutschen Finallaufs beim Start rückwärts losfahren würden, wenn das Startverbot für Danner und seine Freunde bestehen bleibt.

Das Risiko einer Blamage vor den Augen der komplett versammelten französischen Renault-Sportführung aus Paris war Schmidt denn doch zu riskant. Er hob das Startverbot wieder auf, Oberndorfer gewann vor Danner und beide verabschiedeten sich mit diesem Erfolg aus dem deutschen R5-Cup.

Die weiteren Karriereschritte der beiden Münchner Gaudi-Burschen gestalteten sich in den Jahren danach wesentlich ernsthafter und professioneller. So schaffte es Danner über die Formel 2 bis in die Formel 1 und in der Formel 3000 wurde er sogar Europameister.

«Obi» wechselte zunächst für ein paar Jahre in die R5 Turo-Europa-Serie und wurde danach mit Opel, Alfa und BMW zum festen Bestandteil der DTM.

Auch nach dem Ende ihrer aktiven Rennfahrer-Karrieren blieben beide in ihren Jobs erfolgreich. Danner ist seit 1998 bis heute Formel 1-Experte bei RTL und «Obi» war bis zu seiner Pensionierung vor einigen Jahren bei Audi in Ingolstadt Leiter der Produkt- und Technik-kommunikation.

Ende gut, alles gut.


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