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Einige SPEEDWEEK-Leser sind entrüstet

Von Günther Wiesinger
Hören auch auf: Biaggi und Stoner

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Die Einstellung der SPEEDWEEK-Printausgabe hat viele Leserreaktionen ausgelöst.

Die Botschaft von der Beendigung der SPEEDWEEK-Printausgabe per Heft 50/2012 vom 27. November hat viele unserer treuen Leser bitter enttäuscht, erschüttert, überrascht und teilweise fassungslos zurückgelassen.

Wir haben versucht, die Gründe für die Konzentration auf unser Online-Portal www.speedweek.com letzte Woche im Editorial hinreichend zu erläutern. Der Niedergang des Printgeschäfts lässt sich nicht wegdiskutieren. Dass «special interest»-Magazine und Nischenprodukte davon besonders betroffen sind, liegt auf der Hand.

Wir haben in den letzten Tagen etliche E-Mails von unbekannten Lesern, von Journalisten-Kollegen, Ex-Rennfahrern oder langjährigen Wegbegleitern erhalten und eine kleine Auswahl zusammengefasst.

«Warum jetzt das? Schad drum», schrieb uns Roland Berger, Geschäftsführer von Honda Österreich und FIM-Funktionär. «Auch in Österreich geht es dem Print schlechter und schlechter. Ohne Medienförderung könnten manche Tageszeitungen nicht überleben.»

Und der langjährige Autorevue-Chefredakteur und Rallye-WM-Berichterstatter Herbert Völker schrieb uns: «Ich wusste nichts vom Ende der Print-Ausgabe, sie kam ein bissl überraschend für mich. Sei nicht traurig, du wirst neue Heldentaten stemmen. Alles Liebe, ernst gemeint, und mit grossem Kompliment für deine Leistung over the years.»

Auch Arnold Napp aus Neuss meldete sich zu Wort. «Die Ankündigung zur Einstellung der Printausgabe von Speedweek kam völlig unerwartet und sozusagen als Schock. Als ich die Überschrift Ihres Editorials gelesen habe, hatte ich schon eine Ahnung, die wenige Zeilen später zur traurigen Gewissheit wurde. Ich könnte mir vorstellen, dass auch bei Ihnen wie bei zahlreichen Kollegen, mit denen Sie zusammen schon in früheren Zeiten bei einem bekannten Wettbewerber ein kompetentes Team gebildet haben, momentan die Enttäuschung über das Ende der gedruckten Ausgabe schwerwiegt. Die erwähnten wirtschaftlichen Gründe sind nachvollziehbar, auch wenn nicht nur ich, sondern sicherlich viele Leser die Entscheidung sehr bedauern, von nun an dienstags ohne adäquate Lektüre dazustehen. An der journalistischen Qualität oder der Aufmachung des Heftes hat es zweifellos nicht gelegen. Denkt man die aktuelle Entwicklung bei anderen deutschsprachigen Organen bzw. Verlagshäusern (Insolvenz der Frankfurter Rundschau, Einstellung der Financial Times), so scheint die Zukunft tatsächlich nur noch im Internet zu liegen. Auch wenn Sie bzw. Speedweek nun viele traditionelle Leser quasi von heute auf morgen alleine lassen, wünsche ich Ihnen und dem gesamten Redaktionsteam für das (m.E. noch ein wenig unübersichtliche) Online-Portal und die Zukunft alles Gute. Ich grüsse Sie recht herzlich.»

Auch Ex-Motorrad-Rennfahrer Gustl Auinger wirkte traurig. «Es fällt mir wirklich nicht leicht, diese Hiobsbotschaft zu akzeptieren», versicherte der fünffache 125-ccm-GP-Sieger. «Wir kennen und schätzen uns nun seit einigen Jahrzehnten; mein Bruder und ich haben von Anfang an DEINE Zeitungen geschätzt und abonniert. Anfangs unter den Namen Powerslide, dann Motorsport aktuell und nun Speedweek. Jetzt ist es vorbei und ich werde mit dem Internet getröstet. Wie kann es sein, dass sich eine Zeitung, welche keinen Vergleich scheuen muss, nicht verkaufen lässt? Ich würde gerne auf Hochglanz und teures Erscheinungsbild verzichten. Mir geht es schlicht um eine fachliche, ehrliche ZEITUNG, welche ich lesen kann, wann immer ich will. Es gibt doch genug Motorsportler, die nicht ständig vor dem Computer sitzen und mal unterwegs, bei der Arbeit oder eben mal am Abend daheim darin blättern möchten. Wurde Speedweek nicht mit genug Leidenschaft und Überzeugung verkauft? Wieso muss man jetzt einfach das Feld räumen? Das Internet ist für mich kein gleichwertiger Ersatz. Ich habe keine Phantomschmerzen, ich bin nur enttäuscht!»

Auch unser treuer Leser Georg Drmola schickte uns ein E-Mail. «Wie die überwiegende Mehrheit der Speedweek-Leser kann und will ich nicht glauben, dass es das endgültige Ende ist. Eine Online-Version ist doch kein Ersatz für eine Zeitschrift, die man wöchentlich in die Hände bekommt», erklärte er. «Genauso wenig wie an den Weihnachtsmann kann ich an die Evolution auf dem Markt der Printmedien als Auslöser glauben. Das hier war eine Revolution. Leider. Sehr geehrter Herr Wiesinger, lassen Sie mir die kleine Hoffnung, dass es auch in Zukunft noch irgendwo gedruckte Artikel mit Ihrem Namen zu lesen geben wird. Oder vielleicht Bücher? Oder beides? Die Frage wann und wo werde ich lieber nicht stellen. Ich wünsche Ihnen und Ihrem hoch geschätzten Team schöne Weihnachten und viel Gesundheit, neue Energie und Mut nicht nur im Jahr 2013.»

Auch Leser Robert Schäfer aus D-83224 Grassau meldete sich zu Wort.
«Lieber Herr Wiesinger, wegen Ihnen schreibe ich meinen zweiten Leserbrief ever.
Den ersten haben Sie unter Jubelschreien von mir bekommen, als Sie Speedweek herausbrachten. Die Zeit seitdem verging so schnell und ausgefüllt. Jeden Dienstag pünktlich lag die Speedweek im Postkasterl mit pointierten, aktuellen und nicht zuletzt hintergründigen Berichten aus der zwei- und vierrädrigen Motorsportwelt, die uns so fasziniert. Und jetzt dieser Schock, Verlust... Wegen Ihnen werde ich mir schleunigst ein Laptop oder iPad kaufen müssen.
Vielen herzlichen Dank für die vergnüglichen Stunden, die ich blätternd in Powerslide, Motorsport aktuell und Speedweek verbringen durfte.»

Auch Leser Christoph Fackeldey machte aus seiner Enttäuschung kein Hehl. «Sehr geehrter Herr Wiesinger», schrieb er, «sehr geehrte Damen und Herren, was auch immer die Gründe zur Einstellung des Print-Magazins sind, es ist schade und traurig zugleich.  Die Art der Einstellung im Hinblick auf die Zeitschiene ist wenig diplomatisch und wirkt ehrlich gesagt im Sinne der vorgebrachten Argumente als fadenscheinig. Ich bedaure sehr, dass man sich nicht dieser Herausforderung gerade im Zeitalter des Internets weiter annimmt. Eine gut gemachte Printausgabe wird jeden Internetauftritt immer schlagen. Beide Medien sind in der heutigen Zeit wichtig und haben sicher ihre  Daseinsberechtigung. Einen Internetauftritt besuche ich zum Abgleich im Falle von Speedweek von Ergebnissen oder kurzen Reportagen. Aber Hintergrundberichte und gute Fotos wirken nur im Printmagazin; daher ist es besonders traurig, dieses junge Kapitel so schnell einzustampfen?!»

Auch Leser Christian Kastern hinterliess uns eine Nachricht. «Hallo, Herr Wiesinger, Drama ist das einzige Wort, was mir zur Einstellung der Speedweek- Printversion einfällt», teilte er uns mit. «Meine Tochter (3) war traurig, als ich ihr sagte, dass es keine Motorradzeitung mehr gibt, denn sie will immer alles über Valentino und Stefan wissen. Gerade Ihre Redakteure und Sie waren der Grund, nicht MSa, sondern Speedweek zu kaufen. Natürlich ist www.speedweek.com in Zukunft meine erste Anlaufstelle für gute Motorsport-Berichterstattung. Auf der anderen Seite halte ich gern eine ganz normal gedruckte Zeitung in den Händen. Sie haben jede Woche eine sehr, sehr gute Zeitung rausgebracht. Kompetent, aktuell und in guter Qualität. Danke dafür! Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit der Speedweek-Online-Ausgabe. Vielen Dank für Ihre gute Arbeit.»

Und Leser Martin Walker aus D-74232 Abstatt fragte uns per E-Mail: «Wovon lebt Ihr dann in Zukunft? Ich habe es genossen, die Zeitung in Händen zu halten, irgendwo zu sitzen oder im Bett zu liegen und zu lesen. Ich war auch seither immer auf der Homepage, aber: Internet ersetzt die Printausgabe nicht wirklich.»

Leser Peter Schießl aus Paderborn machte aus seinem Herzen ebenfalls keine Mördergrube. «Sehr geehrte Damen und Herren, mit Schrecken musste ich die Nachricht von Herrn Wiesinger lesen. Ich bin sehr traurig, dass es soweit gekommen ist. Ich habe mich immer sehr darüber gefreut, wenn der Postbote dienstags die aktuelle Ausgabe in den Briefkasten geschmissen hat. Ich war schon ein Fan Eurer Redaktion, als Ihr noch alle bei MSa eure Brötchen verdient habt! Ich fand es immer gut, dass ihr euch auch mal was getraut habt. BMWs höchst peinlicher Formel-1-Ausstieg und MotoGP-Versuch, Norbert Haug GP und so weiter. Manchmal gefiel mir Euer Schwelgen in der Vergangenheit zwar auch nicht, aber so sei es. Wenn der Chef der Ösi-Connection einen Bericht schrieb, brauchte ich jedenfalls nicht auf den Namen des Autors unten zu schauen. Den erkannte man nach zwei Zeilen am Stil. Ob Ihr es im World Wide Web packt, kann ich nur hoffen. Da bin ich leider sehr skeptisch. Mit Motorsport-Total gibt es wirklich einen tollen Platzhirsch. Eine Person freut es allerdings – meine Freundin. Die fragte mich immer, warum ich zwei wöchentliche Motorsport-Zeitungen brauche? Leider gab es nicht genug Verrückte wie mich. Eigentlich schade! Ich wünsche Euch alles Gute!

Mit motorsportlichen Grüssen aus Österreich trat der entrüstete Herbert Schreckeneder an uns heran. «Sehr geehrter Herr Chefredakteur Wiesinger! Diesen Schwachsinn nachzuvollziehen wird vermutlich keinem Ihrer Leser gelingen! Man muss leider sagen, dass Sie mit dieser Vorgangsweise dem interessierten Motorsportfan ein Stück Lebensfreude wegnehmen, was auch durch das Internet nie und nimmer zu kompensieren ist! Wenn Sie als Chefredakteur es nicht schaffen, ein gut gesponsertes Wochenblatt wirtschaftlich zu steuern, dann haben Sie etwas falsch gemacht. Die Interessenten für Internetzugang mag es vermutlich in ausreichender Zahl geben; das mag auch dem Zeitgeist entsprechen. Aber ich bin überzeugt (und mein Freundeskreis bestätigt mir diese Behauptung), dass die Mehrheit Ihrer Leser diesen Schritt und Ihre Begründungen als lächerlich, ja sogar als Frechheit dem treuen Leser gegenüber, empfinden. Die Alternative wird sein, wieder auf MSa zurückzugreifen, wo ich bis zum Erscheinen von SPEEDWEEK immerhin seit 1978 treuer Abonnent war. Normalerweise wünsche ich jedem Mitbürger für einen Neustart alles Gute, aber in diesem Fall sehe ich das anders. Ich hoffe, dass die Reaktion Ihrer Leser ähnlich wie meine ausfällt und dass der Slogan ‹back to the roots› über den Schwachsinn ‹Mit Vollgas ins Internet› siegt.»

Leser Thomas M. Kann meldete sich sogar aus Miami Beach zu Wort. «Ich muss mich erst daran gewöhnen, ohne Speedweek leben zu müssen. Was bleibt, ist Suizid oder wieder Motorsport aktuell, das will ich mir aber nicht mehr antun. Meine ‹Bibel› ist mir von Monaco nach Marbella und Miami gefolgt. Denn eine Woche ohne Speedweek ist wie eine Woche ohne Sex: furchtbar. Das Restgeld vom Abo könnt Ihr behalten. Sagen Sie mir bitte, wie es weitergeht! Wenn Zeitungen wie die Frankfurter Rundschau Insolvenz anmelden, wird einem klar, dass man von Abos alleine nicht leben kann. Alles Gute! Und informieren Sie Ihre Leser und Fans darüber, was Sie in Zukunft machen. Dass Schumi, Stoner und Biaggi aufhören, ist noch lange kein Grund für Sie, auch aufzuhören!»

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