Speedweek: Ärger und Verständnis
Vergangenheit: Speedweek-Printausgabe
Auch in den letzten Wochen haben uns noch etliche E-Mails von enttäuschten Lesern unserer SPEEDWEEK-Printausgabe erreicht. Genauer gesagt: Sie waren nicht von SPEDWEEK enttäuscht, sondern von der Stilllegung der gedruckten Wochenzeitschrift.
Wir können diesen Ärger nachvollziehen. Schliesslich bilden wir uns ein, nicht die übelsten Motorsport-Journalisten auf dieser Erde zu sein. Zumindest haben wir uns redlich bemüht. Und wir sind zwar nicht stolz, wenn jetzt unserem Printprodukt ein paar Tränen nachgeweint werden, aber zumindest tröstet es uns.
Ich nehme es auch keinem Leser übel, wenn er uns wüst beschimpft wegen des abrupten Endes der Wochenzeitschrift. Ich würde mich genau so ärgern, würde meine Lieblingslektüre vom Markt verschwinden.
Aber vielleicht darf ich noch ein paar Erklärungen nachreichen, die unsere Entscheidung etwas verständlicher macht. Zumindest einen Versuch ist es wert.
Warum haben wir niemanden vorgewarnt?
Wie hätten wir dann unsere Redaktion, unsere vielen freien Mitarbeiter, unsere Experten im Vertrieb, Abo-Marketing, in der Werbung und im Anzeigenverkauf bis zum letzten Tag motivieren können?
Wir wollten den Lesern und Inserenten bis zum letzten Tag ein hochqualitatives Produkt liefern.
Leser Manfred Schmitt aus D-35716 Dietzhölztal hat uns geschrieben: «Es gehört schon sehr viel Phantasie und auch Grössenwahn dazu, die Zeitschrift "Speedweek" aus dem Programm zu nehmen und nur noch auf die Internet-Version zu setzen. Ohne vorherige Ankündigung einfach mit dem letzten Heft Schluss! Der blanke Wahnsinn!! Glaubt Ihr denn tatsächlich, die komplette Leserschar wechselt mit Euch ins Internet und geht online? Ich glaube das nicht und viele andere auch nicht! Wie wollt Ihr denn zukünftig Euer Geld verdienen? Bisher habe ich Herrn Wiesinger sehr geschätzt, aber nach diesem Höhenrausch und gleichzeitigem Blackout habe ich ihn aus meinem Gedächtnis gestrichen! Ich kann ihm nur raten, seinen Laden dicht zu machen und anschließend in Rente zu gehen ! Jedenfalls möchte ich das Wort «Speedweek» nie mehr in meinem Leben hören oder lesen! Ein vollkommen enttäuschter ehemaliger Leser, der auch online kann, aber nicht will.»
Es gibt aber auch verständnisvolle Post. Robert Bodenschatz hat uns folgende Nachricht hinterlassen:
«Ich möchte Euch zum Ableben der Print-Speedweek ein paar Zeilen schreiben, nachdem ich mir die ganzen Ergüsse der Leser reingezogen habe! Ihr habt die Zeichen der Zeit gerade noch rechtzeitig erkannt, hoffentlich mit nicht zu grossen materiellen Verlusten! Ich komme aus der Druckbranche und weiss, dass ein solcher Schnitt, mag er für manche noch so unverständlich sein, genau der Richtige ist! Wieso und warum, ob wegen dem Vertrieb oder MSa und so weiter spielt keine Rolle, wenn man erkennt, es ist vorbei! Ich habe früher mindestens fünf Rennzeitschriften gekauft. Heute schau ich morgens in den Mac und habe alle News! Die Printbranche ist total im Eimer! Wir bekommen das jeden Tag mit! Fast keiner kauft heute mehr ein Auto aus der Zeitung! Ich wünsche Euch alles Gute.»
Dietmar Rischen aus D-71665 Vaihingen schrieb uns im Dezember: «So langsam macht sich das Fehlen der Print-Ausgabe der Speedweek bemerkbar. Nach der feindlichen Übernahme der Motorsport aktuell durch einen Agenten der AutoBild war es klasse, dass praktisch zeitgleich ein sogar weit besserer Ersatz in Gestalt der Speedweek zur Verfügung stand, zum Teil sogar mit bekannten Gesichtern. Leider ist das nun auch vorbei, die Internetpräsenz kann nur ein schwacher Ersatz sein. Vielleicht nicht einmal wegen des Inhalts. Aber ein Laptop taugt nun mal nicht zur gemütlichen Lektüre auf dem Sofa, auf der Terrasse, in der Mittagspause auf der Arbeit oder gar vor dem Einschlafen im Bett. Was mach ich nun, in der 42. Motorsportsaison, die ich verfolge? Keine Ahnung. Auf jeden Fall vielen Dank für die super Berichterstattung und fantastischen Fotos während der Existenz Ihrer Zeitung.»
Wolfgang Aussersdorfer aus Eferding/Oberösterreich meldete sich ebenfalls und schrieb: «Schade, dass es SPEEDWEEK nur mehr online gibt, für mich und viele Gleichgesinnte leider keine Alternative zu der Druckversion, da wir beruflich schon Zeit genug vor dem Kastl verbringen müssen. Mit dem geschätzten Blatt konnte ich es mir immer gemütlich machen und darin schmökern. Auch unsere Tochter Nina, ein Valentino Rossi-Fan, war schon jeden Dienstag gespannt, was es Neues gibt. Online ist logischerweise aktueller und effizienter, aber auch Reizüberflutung pur, abgesehen von den Werbeeinschaltungen, welche rund um die Übersichtsseite kreisen, dass es einem die Augen verdreht und die Haare aufstellt, sofern noch vorhanden und in Ehren ergraut.»
Mario Gerber ärgert sich über unsere Tippfehler. Er schrieb: «Vom Rückzug Ihres Magazins vom Markt und der damit verbundenen Umwandlung auf online only war ich nicht unbedingt begeistert. Da ich die Online-Ausgabe ebenfalls schon oft genutzt hatte, war die Entscheidung verständlich. Die Hoffnung auf qualitativ hochwertige und spannende Texte haben überwogen. Nun vermisse ich jedoch die Printversion des Magazins. Durch die täglichen Arbeitsstunden vor dem Bildschirm ist ein Magazin in der Hand schon etwas Besonderes. Wie eine Oase der Entspannung, mit selbst gewähltem Lesetempo. Die Online-Version wird dann nur schnell durchgeklickt und überflogen.
Wenn man sich dann doch die Zeit nimmt und die Texte der Online-Ausgabe liest, muss sich der Leser doch sehr viel weg- oder hinzudenken. Es fehlen Buchstaben, Wörter. Es gibt auch Wortdopplungen oder Wörter, die nicht in den Satz passen. Dies als kurze Zusammenfassung des Textes über die Saison des Kimi. Meine Hoffnung auf qualitativ hochwertige Texte hat sich somit nicht erfüllt! Ich bitte Sie, dies zu verbessern und die Texte, ähnlich wie in der Printausgabe gegenzulesen. Mir scheint, die Texte werden nun einfach eingetippt und online gestellt – ist eh nur für kurze Zeit aktuell. Fürs neue Jahr wünsche ich mir eine bessere Qualität oder eine bessere Kontrolle der Texte. Aber am liebsten hätte ich die Printausgabe zurück!»
Ja, liebe Leser, verehrte Leserinnen, die Meinungen gehen auseinander.
Aber wenn die «Financial Times Deutschland» nach zwölf Jahren und 250 Millionen Euro Verlust die Segel streichen muss und wenn in Amerika NEWSWEEK nach 80 Jahren vom Markt verschwindet, dann sind wir nicht die einzigen, die betriebswirtschaftliche Konsequenzen gezogen haben.
Auch Zeitschriften unterliegen marktwirtschaftlichen Gepflogenheiten. Wenn das Produkt nicht von einer ausreichenden Anzahl Lesern gekauft wird, hat es auf Dauer keine Daseinsberechtigung. Wenn uns Tausende potenzielle Leser nicht gekauft haben, haben wir unseren Auftrag nicht erfüllt. Auch Bäckereien, Supermärkte und Restaurants müssen mitunter gewisse Produkte aus dem Sortiment nehmen.
Und allen Usern werden wir es ohnedies nicht recht machen können. Der eine Teil der Website-Besucher sorgt sich, ob wir mit so einer Plattform ohne Bezahlschranken finanziell dauerhaft überleben können. Dazu möchte ich sagen: Wenn sich die Zugriffe so weiterentwickeln wie in den letzten Monaten, bin ich zuversichtlich. Wir arbeiten emsig an einem Relaunch, denn nach vier Jahren haben wir viele Ideen für eine Modernisierung.