KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Erfahrungen in Peking

Von René de Boer
Auch draussen vor dem Stadion lässt es sich arbeiten.

Auch draussen vor dem Stadion lässt es sich arbeiten.

Als Berichterstatter hat man es beim «Race of Champions» in Peking nicht immer leicht.

Prinzipiell bin ich gerne in Asien. DTM in Schanghai und Tourenwagen-WM in Okayama waren interessante Erfahrungen, der «Macau Grand Prix» ist ohnehin ein jährlicher Pflichttermin. Die Begeisterung der Asiaten für den Rennsport ist enorm, und auch die asiatische Küche gehört zu meinen Favoriten. So freute ich mich auch sehr auf meinen Einsatz als Berichterstatter beim «Race of Champions» in Peking. Liess sich wunderbar mit Okayama verbinden, und so flog ich, genau wie die WTCC-Piloten Andy Priaulx und Yvan Muller, am Montag nach dem WTCC-Wochenende von Japan nach China.

Peking ist eine beeindruckende Stadt, keine Frage. Die Gegensätze sind krass: Auf der einen Seite hochmoderne Einkaufstrassen und -Zentren mit sämtlichen Luxusmarken, grosse Hotels und Wolkenkratzer die sich auch in amerikanischen Städten gut machen würden, auf der anderen Seite aber auch Wohntürme mit Kleinstwohnungen, wo tausende Chinesen auf engstem Raum zusammenleben müssen. Und für manche reicht es nicht einmal dazu. Gigantisch ist auch der Tienanmen-Platz, zu Deutsch Platz des Himmlischen Friedens. Unzählige Chinesen und ausländische Touristen lassen sich hier fotografieren, mit dem Mao-Porträt im Hintergrund. Aber wenn man bedenkt, wie viele Menschen hier ihr Leben liessen, hat das mit himmlischem Frieden wenig zu tun.

Und nun sind wir also im «Vogelnest», im Olympiastadion von Peking, dessen Instandhaltung täglich 200.000 chinisische Yuan (etwa 20.000 Euro) kostet, wie die englischsprachige Tageszeitung «China Daily» in ihrer heutigen Ausgabe berichtet. Das sind 7,3 Millionen Euro im Jahr. Plus die 360 Millionen, die die Bau der weltweit grössten Stahlkonstruktion ohnehin schon gekostet hat. Wie so oft bei olympischen Sportstätten wurde die Anlage seit den Olympischen Spielen kaum noch benutzt. Seit dem offiziellen Abschluss der Paralympics fanden im «Birds’ Nest»lediglich noch zwei Konzerte, eine Opern-Aufführung sowie ein Fussballspiel zwischen zwei italienischen Mannschaften statt. Und auch das «Race of Champions» wird, wenn sich der Trend der ersten zwei von insgesamt drei Veranstaltungstagen fortsetzt, kaum ein Kassenschlager: Am Montag und Dienstag war das Stadion, das 80.000 Sitzplätze umfasst, nur zu etwa einem Viertel Besetzt.

Auch für Medienschaffende sind die Arbeitsbedingungen alles andere als optimal. Im vergangenen Jahr wurden nach den Spielen sämtliche Leitungen und Anlagen wieder abgebaut, so dass nun der Raum, der vor 15 Monaten als Pressesaal fungierte, mittels einiger Plastikstühle und Klapptische wieder zu einem solchen umgewandelt werden musste. Immerhin gibt es Internetleitungen, obwohl viele Seiten (Facebook, Twitter, Youtube) von China aus nicht zugänglich sind. Bilder von der Strecke im Pressezentrum? Fehlanzeige. Die zwei Flachbildschirme wurden nur für die Vorführung einer Promotions-DVD eingesetzt. Zeitnahme? Auch nicht. Die einzige Möglichkeit, etwas von der Action mitzubekommen, ist ein Tribünenplatz, nur dann ist man als Berichterstatter wieder weit von den Fahrern entfernt. Von Essen oder Getränke für die Pressevertreter wollen wir erst gar nicht reden – dankenswerterweise wurde am dritten Veranstaltungstag ein Plastikcontainer mit Wasserflaschen bereitgestellt.

Das einzige, das reichlich vorhanden ist, ist Sicherheitspersonal. Militär und Polizei, in den verschiedensten Uniformen: Keiner lässt sich die Gelegenheit entgehen, bei der Veranstaltung vorne mit dabei zu sein. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn gerne stehen die Sicherheitswächter auch den Fotografen oder Fernsehteams im Weg. Beim Betreten des Stadions muss man durch die Kontrolle: Die Tasche in ein Röntgengerät, der Mensch durch einen Metalldetektor. Nur: Wenn es piepst, und es piepst immer, tut keiner etwas. Natürlich muss man auch beim zwanzigsten Mal beim gleichen Beamten den Ausweis vorzeigen – es könnte sich ja etwas geändert haben. Wie gesagt, prinzipiell bin ich gerne in Asien. Aber zum Arbeiten ist es manchmal etwas mühsam. So lernt man auch Oschersleben oder Lausitzring wieder schätzen...

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