Superbike-WM: Ducati wählt das Risiko

MotoGP-Vertrag für Toprak Razgatlioglu zeigt Wirkung

Von Ivo Schützbach
In den vergangenen 15 Jahren wurde das Gros des MotoGP-Feldes aus der Moto2-WM rekrutiert. Ducati will zukünftig auch wieder die Superbike-WM als Nachwuchsschule nutzen.

Nicolo Bulega führt die Superbike-WM 2025 vor den Rennen in Donington Park am kommenden Wochenende mit neun Punkten Vorsprung auf Titelverteidiger und BMW-Star Toprak Razgatlioglu an. Der Italiener soll für den Hersteller aus Borgo Panigale den Titel holen – und auch den im nächsten Jahr. Der Vertrag des 25-Jährigen wurde am 10. Juni bis Ende 2026 verlängert, zudem wird Bulega Entwicklungseinsätze für das MotoGP-Projekt bestreiten und Ducati-Testpilot Michele Pirro dabei helfen, die Desmosedici in die 850er-Ära zu überführen, in der ab 2027 mit Pirelli-Reifen gefahren wird.

Der Hintergedanke ist klar: Ducati will den Superbike-Shootingstar für die Premier-Class aufbauen. «In der Vergangenheit haben wir Fahrer aus der Superbike- in die MotoGP-WM gebracht, vielleicht sollten wir zu diesem Ansatz zurückkehren», sagte Sportdirektor Mauro Grassilli gegenüber SPEEDWEEK.com im Frühjahr 2025. «Wir können junge Fahrer auf dem Superbike wachsen lassen und sie dann in die MotoGP bringen, das sollte die Idee sein.»

Von derzeit sechs MotoGP-Fahrern stehen vier direkt bei Ducati unter Vertrag: Neben den beiden Lenovo-Werkspiloten Marc Marquez und Pecco Bagnaia sind das Fermin Aldeguer im Gresini-Team und Fabio Di Giannantonio bei VR46.

Auf einen der Plätze in den Satelliten-Teams zielt Bulega für 2027 ab, der bereits viel für Ducati geleistet hat: Er gewann 2023 die Supersport-WM, eroberte in dieser Klasse 16 Siege und 30 Podestplätze. In seinem Superbike-Debütjahr 2024 wurde Nico auf Anhieb Vizeweltmeister, in seinen bislang 54 Superbike-Rennen stand er 39 Mal auf dem Podium, 15 Mal als Erster. Bei den Veranstaltungen in diesem Jahr auf Phillip Island in Australien und in Cremona in Norditalien gelang ihm das Triple mit Siegen in allen Läufen.

«Seit es die Neuigkeit gab, dass Toprak aus der Superbike- in die MotoGP-WM wechselt, wird auch Nicolo anders wahrgenommen», erzählte Aruba-Teameigentümer Stefano Cecconi im Exklusiv-Interview von SPEEDWEEK.com. «Er wird jetzt erst mal nur mit der MotoGP-Maschine testen. Aber die Idee ist, wenn die Tests sehr gut laufen und er sehr schnell ist, dass auch er eine Chance bekommen könnte, in die MotoGP zu gehen. Deutlich mehr Leute verstehen jetzt, dass auch das ein Weg in die MotoGP sein kann – wenn du Superbike-WM fährst und in dieser dominierst. Oder wenn du beweist, dass du herausragend schnell bist. Das bedeutet vielleicht sogar mehr, wie wenn du gut oder unter den Topfahrern in der Moto2 bist. Dieses Umdenken wird aber nicht plötzlich einsetzen, es braucht etwas Zeit.»

Der Norditaliener ist überzeugt: «Wenn ein Fahrer herausragend talentiert ist, dann wird er sich mehr oder weniger überall sehr gut schlagen. Wir müssen einkalkulieren, dass die Superbikes von einer MotoGP-Maschine nicht so weit entfernt sind – was die Elektronik betrifft, sind sie sehr komplex. Du lernst auf einem heutigen Superbike, wie du mit der Elektronik umgehst und deren volles Potenzial nutzt. In der Superbike-WM gibt es viel mehr Elektronik als in der Moto2. In der Moto2 musst du talentiert sein, um Erfolg zu haben. Aber was die Elektronik betrifft, beginnst du anschließend in der MotoGP bei null. Ein Superbike hat auch einen kraftvollen Motor. Bis vor einigen Jahren sah es so aus, als gäbe es nur einen Weg in die MotoGP. Jetzt kann ein Moto2-Fahrer auch in Superbike-WM gehen, sich dort beweisen und wird anschließend für die MotoGP in Betracht gezogen.»

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