Rallye-WM: Solberg ist der Versager 2012
Bildlegende: Ein neuer Job für Petter Solberg?
Eine gehörige Portion Hartnäckigkeit muss man Petter Solberg attestieren. Nach seinem Weltmeistertitel im Jahr 2003 hatte der heute 38-jährige Norweger in der Rallye-WM eher selten was zu lachen. Obwohl mit jedem Jahr weniger konkurrenzfähig, hielt «Mr. Hollywood» der Marke Subaru weiterhin die Treue. Als Dank wurde ihm Ende 2008 kurzfristig mitgeteilt, dass sich das japanische Werk aus der WM zurückzieht, und er sich nach einem neuen Cockpit umsehen müsse. In einem Werksteam war keines frei, Solberg liess den Kopf aber nicht hängen, sondern stellte innert kürzester Zeit sein eigenes Petter Solberg World Rally Team auf die Beine. Von 2009 bis 2011 war er als Privatfahrer mit Citroën in der WM unterwegs, hie und da glückten Podiumsplätze, ein Sieg blieb dem Fahrer und Teamchef in Personalunion aber verwehrt.
Als Petter Solberg auf die Saison 2012 hin Unterschlupf im Ford-Werksteam fand, waren die Erwartungen gross. Offiziell zwar als Nummer 2 hinter Jari-Matti Latvala deklariert, wurde allgemein vom Norweger einiges erwartet – bis hin, WM-Dominator Sébastien Loeb unter Druck zu setzen. Was aber in den 13 WM-Läufen bis Ende Jahr folgte, liess Solberg und noch mehr seinen Teamchef Malcolm Wilson verzweifeln. Mitunter vermochte er zwar das Tempo eines Loeb sogar mitzugehen, beziehungsweise schnellere Zeiten vorzulegen. Was sich Solberg jedoch an Fehlern in entscheidenden Momenten leistete, ging auf keine Kuhhaut. Ganz so schlecht begann die Saison mit Platz 3 bei der Rallye Monte Carlo und Platz 4 in Schweden (mit den reifen verwachst) nicht. Aber schon Platz 3 in Mexiko war eher Niederlage als Erfolg, weil der Norweger in Führung liegend mittels Reifenschaden und Dreher entscheidend Zeit verloren hatte.
Erster richtiger Höhepunkt von Solbergs Debakelsaison 2012 war Lauf vier in Portugal. Loeb war frühzeitig ausgefallen, ebenso Solbergs Teamkollege Latvala – der erste Sieg für den Norweger seit 2005 (Grossbritannien) lag auf dem Silbertablett bereit. Solberg flog von der Strecke, schaffte es mit Neustart (Rallye2) noch auf Platz 3 – was weder ihn noch seinen Teamchef so richtig zu befriedigen vermochte. Auch bei der folgenden Rallye in Argentinien landete Solberg in Führung liegend im Unterholz (gebrochene Spurstange), wieder einen Lauf später in Griechenland schaffte er den Abflug ohne «technische Hilfe».
Weitere Höhepunkte im Drama «Solberg in der Rallye-WM 2012» folgten im neunten Lauf in Deutschland, als der Ford-Pilot in Schlagdistanz zu Leader Loeb auf Baumholder die Standfestigkeit eines hiesigen Hinkelsteines testete oder zwei Läufe später in Frankreich, wo nach einer Irrfahrt durch die elsässischen Weinberge nicht nur der Podiumsplatz, sondern auch noch ein Stromleitungsmasten daran glauben musste (beliebtes Video auf www.youtube.com). Ach ja, dann gab’s noch die Rallye Italien, wo Loeb einen seiner wenigen Ausfälle verbuchen musste. Profiteur war dessen Teamkollege Mikko Hirvonen, weil Solberg, genau wie Ford-Kollege Latvala, es vorzog, es dem bereits als Weltmeister feststehenden Franzosen gleich zu tun. Die Saison 2012 schloss der Norweger in Spanien sinnbildlich mit dem dritten Ausfall in Serie, dieses Mal bereits auf der zweiten Wertungsprüfung) ab.
Die Folgen der Saison 2012 sind für Petter Solberg verheerend. Mit WM-Rang 5, noch hinter seinem Landsmann und Ford-Privatier Mads Östberg, war der Altmeister die grosse Enttäuschung dieses Jahres. Als Konsequenz konnte er sich ein Werkscockpit, sprich kostenlosen Fahrerplatz für 2013 abschminken, so dass erstmals in diesem Jahrtausend eine Rallye-WM-Saison ohne einen Vollzeitpiloten Petter Solberg über die Bühne gehen wird.