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Sepp Wiegand und die ADAC Rallye Deutschland

Von Toni Hoffmann
Sepp Wiegand

Sepp Wiegand

Sepp Wiegand: «Mein Traum ist der Klassensieg bei der ADAC Rallye Deutschland». Interview mit deutschem Rallye-Nachwuchspiloten Sepp Wiegand.

Er ist jung, er ist schnell und er ist erfolgreich - die Rede ist von Sepp Wiegand. Der 22-jährige Motorsportler aus dem Erzgebirge gilt als derzeit größtes deutsches Rallye-Talent. Auch Walter Röhrl hält große Stücke auf ihn und das nicht erst seitdem der SKODA Pilot im Januar 2013 bei der Rallye Monte Carlo für Furore sorgte: Klassensieg in der WRC-2-Kategorie und ein achter Rang in der Gesamtwertung - gleich bei seiner ersten "Monte" war der Deutsche in Schlagdistanz zu den besten Rallye-Piloten der Welt. Nach drei weiteren WM-Einsätzen und zwei weiteren Podiumsplätzen freut sich der WM-Fünfte der WRC-2 Wertung nun auf die ADAC Rallye Deutschland (22. - 25. August 2013). Im Interview spricht er über seine Vorbereitungen und über den Stellenwert des «Heimspiels».  

Herr Wiegand, wie bereiten Sie sich auf die ADAC Rallye Deutschland vor?  

Sepp Wiegand: «Meine Vorbereitungen auf die ADAC Rallye Deutschland sind grundsätzlich ganz ähnlich zu denen auf andere Weltmeisterschaftsläufe. Ausgenommen davon, dass ich aus dem vergangenen Jahr noch eigene Aufnahmen aus dem Training habe. Diese Onboard-Bilder werde ich mir für dieses Jahr noch einmal genau anschauen. Bei anderen Rallyes habe ich diese Möglichkeit nicht, da ich bis auf die ADAC Rallye Deutschland noch keinen WM-Lauf zum zweiten Mal gefahren bin.»  

(Anmerkung: Sepp Wiegand bestritt 2012 mit SKODA die IRC, Intercontinental Rally Challenge, im Rahmen der ADAC Rallye Deutschland, lag er bereits auf Top-Ten-Kurs, schied aber nach einem Aufhängungsschaden kurz vor dem Ende der Rallye aus).  

Was sind Ihrer Meinung nach die Besonderheiten der ADAC Rallye Deutschland?  

Sepp Wiegand: «Für mich ist die ADAC Rallye Deutschland aufgrund der Wertungsprüfungen in den Weinbergen so einzigartig. Mit teilweise sehr hohen Geschwindigkeiten geht es dabei über schmale, verwinkelte Wege bergauf und bergab durch die Rebstöcke - da ist kein Platz für Fehler. Auf einer Seite hat man oft hohe Beton- oder Steinmauern, auf der anderen Seite steile Abhänge. Der kleinste Fehler kann das Aus bedeuten. Ebenfalls eine Besonderheit der ADAC Rallye Deutschland ist der Untergrund: Ich kenne keine andere Rallye, wo man auf einem ähnlichen Asphaltbelag unterwegs ist. Dieser kann durch Cuts, also durch das Schneiden der Kurven, teilweise extrem rutschig werden - das bedeutet eine enorme Herausforderung für die Konzentration. Auch das Einprägen der Strecke fällt in den Weinbergen schwerer, da sich zahlreiche Stellen sehr ähneln. Deshalb verlangen insbesondere diese Prüfungen der ADAC Rallye Deutschland dem Fahrer, dem Beifahrer und dem Material alles ab.»  

Welche Ziele haben Sie sich für den deutschen Weltmeisterschaftslauf gesteckt?  

Sepp Wiegand: «Natürlich wäre es mein großer Traum, die ADAC Rallye Deutschland in meiner Klasse zu gewinnen. Im eigenen Land und vor den heimischen Fans eine so wichtige Rallye für sich zu entscheiden, muss eine ganz außergewöhnliche Erfahrung sein. Der Weg dahin ist jedoch nicht leicht: Wir sollten versuchen, einen guten, aber auch sicheren Speed zu finden. Eine Mischung, mit der wir keinen Ausfall riskieren aber dennoch schnelle Zeiten fahren können. Und dann schauen wir mal, was am Ende dabei heraus kommt. Wir werden jedenfalls alles geben.»  

Welche Rolle spielt der "Heimvorteil"? Gibt es den überhaupt bei einer Rallye?  

Sepp Wiegand: «Der Heimvorteil ist schon sehr wichtig. Ich würde aber nicht von mir behaupten, dass ich bei der ADAC Rallye Deutschland ein ‚Lokalmatador’ bin. Trier ist dann doch gut 600 Kilometer von meiner Heimat entfernt. In Sachen Streckenkenntnis habe ich vielleicht so etwas wie einen kleinen Heimvorteil gegenüber Fahrern, die hier noch nie gefahren sind. Immerhin war ich schon zweimal bei der ADAC Rallye Deutschland dabei, allerdings mit zwei komplett unterschiedlichen Fahrzeugen - 2011 mit einem 170 PS-Fronttriebler und 2012 mit dem 270 PS starken SKODA Fabia S2000.»  

(Anmerkung: 2011 gab Sepp Wiegand bei der ADAC Rallye Deutschland sein Debüt in der WRC Academy. Er belegte damals auf einem Ford Fiesta R2 den siebten Rang.)  

«Doch im Grunde ist mein Vorteil - wenn man so will - nicht wirklich groß: Gegenüber den Vorjahren gibt es doch zwei neue Wertungsprüfungen, veränderte Streckenführungen oder auch eine Prüfung, die in entgegengesetzter Richtung gefahren wird. Neben mir wird mit Frank Christian auch ein anderer Co-Pilot sitzen als in den Jahren zuvor. Sehr gespannt bin ich auf den Rallye-Beginn am Kölner Dom. Die dortige Fahrer-Präsentation wird bestimmt ein tolles Erlebnis. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Begrüßung der Fans besonders bei uns deutschen Teilnehmern noch ein wenig lauter ausfällt als bei den anderen. Das ist noch mal eine schöne extra Motivation für die kommenden 16 Wertungsprüfungen.»  

Wie sieht Ihr typischer Tagesablauf während einer Rallye aus?  

Sepp Wiegand: «Das ist von Rallye zu Rallye unterschiedlich. Grundsätzlich gilt aber, dass man während eines Weltmeisterschaftslaufs immer sehr lange Tage hat. Und das bereits bevor es bei den Wertungsprüfungen um Punkte und Platzierungen geht. Zum Beispiel beim ‚Recce’ - da ist man oft schon um sieben Uhr morgens auf der Strecke und der Tag endet meist nicht vor Mitternacht mit der Bearbeitung des Aufschriebs im Hotel.»   (

Anmerkung: Bei der ADAC Rallye Deutschland steht das «Recce», die Besichtigungsfahrt, bei der die Teams ihren Aufschrieb erstellen, von 19. - 21. August 2013 auf dem Programm. Die eigentliche Rallye beginnt am 22. August 2013 mit der Fahrerpräsentation am Kölner Dom.).  

«Wenn die Rallye begonnen hat, sieht das ähnlich aus, nur variiert der Start morgens von Rallye zu Rallye. Bei der Rallye Schweden beispielsweise klingelte mein Wecker schon um 4.15 Uhr. Am Abend geht es ebenfalls lange, da man sich noch die Trainings-Videos von den einzelnen Prüfungen als Vorbereitung für den folgenden Tag anschaut.»  

Zum Abschluss noch eine Frage zum Thema Nachwuchsförderung: Was ist Ihr Tipp für junge Talente, die ihren Weg im Rallye-Sport machen möchten?  

Sepp Wiegand: «Seid ehrgeizig und leidenschaftlich! Neben dem fahrerischen Talent sind das vermutlich die wichtigsten Voraussetzungen. Um im Rallye-Sport Fuß zu fassen, müssen aber noch mehr Rahmenbedingungen stimmen: Zum Beispiel die Unterstützung von der Familie oder von Dritten, die an Dich glauben und Dich fördern und fordern. Zum Glück gibt es im deutschen Motorsport inzwischen auch sehr gute Strukturen dafür, wie etwa durch die ADAC Stiftung Sport. Vergangenes Jahr war ich selber noch in dem Programm und konnte davon profitieren. Auch Sebastian Vettel war einmal Förderpilot der ADAC Stiftung Sport. Wer also eine Karriere im Motorsport starten möchte, ist hier gut aufgehoben.»    

Über Sepp Wiegand  

Die Rallye-Leidenschaft bekam Sepp Wiegand (* 9. Januar 1991) bereits in die Wiege gelegt: Sein Vater Carsten Wiegand - selbst seit über 30 Jahren aktiver Motorsportler - nahm ihn schon als Dreijährigen auf der Rückbank mit zum Rallye-Training. Im Alter von sieben Jahren, begann der junge Zwönitzer schließlich Motorrad zu fahren. 2009 wurde er mit der deutschen Junioren-Mannschaft Siebter bei der Internationalen Sechstagefahrt. 2010 wechselte der gelernte Kfz-Mechatroniker in den Rallye-Sport und erzielte auf Anhieb vier Klassensiege bei regionalen Rallyes. Nachdem er 2011 den ADAC Rallye Junior Cup gewann, Zweiter im ADAC Rallye Masters wurde und im Rahmen der WRC Academy erste internationale Erfahrungen sammelte, startete er 2012 für SKODA AUTO Deutschland bei der Intercontinental Rally Challenge (IRC), die er auf dem vierten Gesamtrang beendete. In der laufenden Saison 2013 tritt er ebenfalls in einem SKODA Fabia S2000 bei der Rallye-Weltmeisterschaft in der Klasse WRC 2 an.    

Tickets für die ADAC Rallye Deutschland:  

Die deutsche «Flatrate» für Rallye-Fans: Fünf Tage Rallye-Feeling pur, inklusive Zugang zu allen Zuschauer-Bereichen beim Shakedown und allen Wertungsprüfungen. Ebenso erhält man Zutritt zum Servicepark, wo die Fans den Mechanikern hautnah bei Ihrer Arbeit über die Schulter schauen können und die Rallye-Stars treffen. Zusätzlich beinhaltet das Ticket eine Spectator-Map mit den wichtigsten Informationen und den besten Plätzen, ein Ticketband und ein ADAC Rallye Deutschland Aufkleber. Das Ticket ist für EUR 69,- (für ADAC Mitglieder EUR 64,-) exkl. Versandkosten im Ticket-Shop unter www.adac-rallye-deutschland.de erhältlich. Die Tickethotline lautet: 0261-13 03 66. Karten für einzelne Wertungsprüfungen gibt es bereits ab EUR 15,-.

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