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24h Le Mans: Blick auf die untraschnelle LMP2-Klasse

Von Martina Müller
Mit 25 Fahrzeugen ist die LMP2-Kategorie die am stärksten besetzte Klasse bei der diesjährigen Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans. Neben der Quantität hat die LMP2 auch qualitativ ordentlich zugelegt. Das erwartet uns.

Eines ist gewiss: Die 'kleine' LMP2-Kategorie wird bei der diesjährigen Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans eine ganz große Show bieten. Und das hat nicht nur damit zu tun, dass in der 'großen' LMP1-Kategorie inzwischen nur noch sechs Rennwagen am Start stehen, sondern auch damit, dass sich satte 25 LMP2 dem Sportwagen-Klassiker an der französischen Sarthe stellen. Denn auch qualitativ hat die früher etwas stiefmütterlich betrachtete Klasse inzwischen ordentlich aufgeholt. Vor der Saison 2017 wurde ein neues technisches Reglement eingeführt, welches es im wahrsten Sinne des Wortes in sich hat.

Beispielsweise beim Topspeed: Hier haben die LMP2 ihren großen Brüdern in diesem Jahr den Rang abgelaufen. Während der schnellste Kleinwagen beim Vortest mit 341,3 km/h die lange Hunaudières-Gerade hinunter donnerte, kam der private CLM-LMP1 lediglich auf 336 km/h. (Der beste LMP1-Werkswagen schaffte sogar nur 330,8 km/h.) Aber auch bei der Rundenzeit haben die LMP2 mächtig nachgelegt. Der Bestwert des Vortest von 3:28,146 Minuten lag unglaubliche acht Sekunden über der Marke des Vorjahres von 3:36,259 Min. Bis in das Jahr 2006 (also dem ersten Auftritt des Audi R10 TDi) hätte diese Zeit sogar für die Pole-Position gereicht. Damals standen Dinldo Capello, Tom Kristensen und Allan McNish mit dem Diesel-LMP1 und 3:30,466 Minuten auf dem ersten Startplatz. Und gemäß Aussagen diverser LMP2-Piloten, ist mit 3:28 noch bei Weitem nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.

Im neuen technischen LMP2-Reglement sind nur noch vier Hersteller zugelassen. Und das Rennen in Le Mans wartet auch hier mit einer Premiere auf.  Obwohl die Wagen auch in der IMSA-Serie, der European Le Mans Series (ELMS) und natürlich der Sportwagen-WM (FIA WEC) unterwegs sind, werden in Le Mans erstmals alle vier erlaubten LMP2-Chassis gemeinsam antreten.

Eine weitere Besonderheit für das Rennen in Le Mans ist der Fakt, dass auf dem speziellen 13,629 Kilometer langen Kurs von jedem Hersteller ein extra Low-Downforce-Paket entwickelt wurde. Vor allem im Frontbereich sind hier elementare Unterschiede zu den Standard-Kits erkennbar.

Als großer Favorit gehen die insgesamt 14 Oreca 07 ins Rennen. Schon beim Vortest lagen dreizehn Wagen des französischen Herstellers an der Spitze der Klassenwertung. Dahinter werden sich die sieben Ligier JS P217 und die drei Dallara P217 ein enges Kopf-an-Kopf-Duell um die 'goldene Ananas' liefern. Beim Vortest fehlten diesen beiden Modellen schon mindestens 3,7 Sekunden auf die Klassen-Bestzeit.

Ein einziger Riley Mk.30 komplettiert das Klassen-Feld. Doch mit über 10,5 Sekunden Rückstand beim Vortest wird für den amerikanischen Boliden auch beim 24-Stunden-Rennen nicht viel zu holen sein. Gut für Freunde der echten Performance: Im Gegensatz zu vielen anderen Motorsport-Disziplinen gibt es in der LMP2-Kategorie keine Balance of Performance (BoP). Das bedeutet, dass derjenige, der einen besseren Job gemacht hat, auch weiter vorne steht. Leistung wird folglich noch belohnt.

Prognose: An einem Oreca-Sieg wird 2017 nicht zu rütteln sein. Welches der sieben Zwei-Wagen-Teams dann tatsächlich die Nase vorn haben wird, kann unmöglich vorhergesagt werden. Am ehesten ist der Sieg Vaillante Rebellion oder Signatech Alpine zuzutrauen. Doch nach den gezeigten Leistungen in den bisherigen Rennen der FIA WEC könnte auch Jackie Chan DC Racing mit den Klassen-Triumph mitreden.

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