24h Le Mans: Das ist 2022 beim Klassiker aufgefallen

Kolumne von Oliver Müller
Siegerauto in Le Mans 2022: Der Toyota GR010 Hybrid

Siegerauto in Le Mans 2022: Der Toyota GR010 Hybrid

SPEEDWEEK.com blickt zurück auf die 24h Le Mans 2022. Toyota holte den nächsten Doppelsieg 2022. In der GTE-Klasse ging es eng zu. Das ist die Rückschau auf das große Rennen an der französischen Sarthe.

Toyota gewann auch 2022 die legendären 24 Stunden von Le Mans. Die japanische Marke konnte somit bereits zum fünften Mal in Folge über den großen Triumph auf der Langstrecke jubeln und hat somit eine ganze Ära geprägt. 2022 lag das Fahrzeug von Sébastien Buemi, Ryo Hirakawa und Brendon Hartley ganz vorne, während sich die Vorjahressieger Mike Conway, Kamui Kobayashi und José María López mit Platz zwei begnügen mussten.

Letzten Endes waren beide Toyota über das gesamte Rennen mehr oder weniger gleich schnell unterwegs. Den Ausschlag gab ein Problem am Frontmotor, durch welchen López am Sonntagmorgen entscheidend Zeit einbüßte. Insgesamt fuhren die beiden japanischen Hypercars über das komplette Rennen in ihrer eigenen Liga und ließen nie wirklichen Zweifel am Doppelsieg.

Die Konkurrenz von Glickenhaus und Alpine konnte aus zwei Gründen nicht gewinnen. Erstens (wie bereits angedeutet): Sowohl der 007 LMH als auch der A480 waren über die Distanz gesehen einfach zu langsam. Zweitens: Man stand sich selbst im Weg. Glickenhaus hatte bei der #709 ein Problem mit einem Sensor und bei der #708 einen kleinen Crash in die Leitschiene am Samstagabend, der eine Reparatur der Aufhängung zur Folge hatte. Bei Alpine gab es erst Probleme mit der Kupplung, später mit der Zündspule und danach noch einen Ausrutscher in die Streckenbegrenzung, um einem GT auszuweichen. Beide Glickenhaus und der Alpine kamen ins Ziel. Doch nur mit dem Null-Fehler-Job kann Toyota herausgefordert werden.

Ganz klar: Wenn 2023 Peugeot, Porsche, Cadillac und Ferrari mit ihren Werksautos auftauchen, wird es in der Hypercar-Klasse ganz anders zugehen - und für Toyota um einiges schwerer werden, den Triumph auf der Langstrecke zu holen.

In der LMP2-Klasse ging der Sieg an Oreca 07 von Jota mit Roberto González, António Félix da Costa und William Stevens. Dieses Auto hat weite Teile des Rennens an der Spitze gelegen und das Geschehen bestimmt. Somit ist dieser Triumph absolut verdient. Insgesamt fällt in der mit 27 Prototypen besetzten Kategorie auf, dass immer mehr die «großen» Rennställe den Ton angeben. Zweimal Jota und jeweils einmal Prema, TDS, Penske und United Autosports fuhren dieses Jahr in die Top Sechs. Die Professionalisierung hält auch bei den LMP2 weiter Einzug.

Lange Zeit schien es so, dass in der GTE-Pro-Klasse keiner gewinnen wollte. In Führung liegend gab es einen Ausrutscher des Porsche #92 ins Kiesbett gepaart mit einem Reifenschaden kurz darauf. Die #64 Corvette wurde auf Platz eins liegend von einem LMP2 abgeräumt - fast zum selben Zeitpunkt wurde das Schwesterauto #63 mit einem vorher noch nie dagewesenen technischen Defekt in aussichtsreicher Position zurückgezogen. Somit sollte Ferrari die Führung erben. Doch dann machte ein Reifenschaden der #51 Siegesträume zunichte. So schlug das Pendel wieder hin zu Porsche und dem Auto #91 von Gianmaria Bruni, Richard Lietz und Frédéric Makowiecki. Auch abgestaubte Siege sind verdiente Siege - insbesondere auf der Langstrecke.

Es war zudem der letzte Triumph überhaupt in der GTE-Pro-Klasse. Die Kategorie entstand aus einer Neusortierung der GT-Klassen im Jahre 2011 und hatte seitdem grandiosen Sport mit spektakulären Autos geboten. Highlight waren die Jahre 2018 und 2019 mit 17 Autos der sechs Hersteller Aston Martin, BMW, Corvette, Ferrari, Ford und Porsche. 2023 fahren die GTE-Autos nur noch in der Am-Wertung. Ab 2024 übernehmen dann die GT3-Boliden an Sarthe.

Der 2022er Klassensieg in der GTE Am ging an den Aston Martin Vantage AMR von TF Sport mit Ben Keating, Henrique Chaves und Marco Sørensen. Insgesamt war es eine starke Mannschaftsleistung der britischen Traditionsmarke. Denn mit Northwest AMR (Paul Dalla Lana, Nicki Thiim und David Pittard) auf Platz drei kam ein weiterer Aston Martin auf das Podium.

Zum Schluss noch der Blick auf das Event an sich. Ganz klar: Der Motorsport und die 24 Stunden von Le Mans leben noch. Nach zuletzt massiven Einschränkungen wegen Corona war das weitläufige Gelände 2022 wieder richtig gefüllt. Volle Tribünen, volle Campingplätze und überall strahlende Fans aller Altersklassen und Nationalitäten. Über das Wochende waren 244.200 Zuschauer gekommen. Die 24 Stunden von Le Mans waren schon immer ein wahres Motorsport-Fest der Superlative. Schön zu sehen, dass sich das nicht geändert hat. Freuen wir uns alle also schon auf die Ausgabe 2023. Dann wird das Rennen 100 Jahre alt - ein wahrer Klassiker des Sports.

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