Da waren's nur noch....
Valparaiso in Chile - die Dakar verschnauft
337, von einst 530 vor sieben Tagen: 156 Motorräder und Quads, 116 Autos und 65 Laster. Es wären niemals so viele gewesen, hätte nicht der Organisator ASO ein Einsehen gehabt - aus purem Eigennutz : Eine Dakar mit 50 Startern macht sich schlecht. Er ließ all' jene, die in den Etappen 5 und 6 versandet waren und keine Sollzeiten mehr geschafft hatten, erneut starten. Mit 200 Strafstunden pro Team - besser als Holidays am Pazifik.
Der Pazifik - den haben wir jetzt erreicht. Sind vom Atlantik gekommen – und dann lag er vor uns, der Stille Ozean. War aber nicht sonderlich still. From sea to shining sea- das Möwengeschrei klingt sehr ähnlich an beiden Meeren. Grau kam heute der Morgen, gerade mal zehn Grad warm. Der kalte Humboldt-Strom vor der Küste tut das seine. Dazu feiner Küstennebel. Die Fahrer konnte der nicht stören, weil sie gleich ins staubige Hinterland abgeleitet wurden, dorthin, wo Schotterwege die baumlose Strauchwüste durchziehen.Auf eine reine Rallye-Strecke von 294 Kilometern schickte er sie.
King Carlos dominierte mit seinem Touareg- was Wunder. Er genoss seine Überlegenheit: «Auf die Reifen achten bei dem dauernd wechselnden Belag, das war Muss. Vorsicht in den Offroad-Passagen – und dann die bösen Ecken. Steine, Schotter, Sand – Rallye vom Feinsten». Klar, dass der Matador triumphierte. Aber auch Dieter Depping lebte bewährtes Rallye-feeling aus: « Wir sind als 16. gestartet, kamen gut an allen vorbei. Ich hatte vor dem Start mit einigen Kollegen gesprochen- sie waren gutwillig. Ganz toll.10 Kilometer hingen wir im Staub von Robbie Gordon - auch den packten wir». Während der Deutsche mit dem Hummer-Ami klar kam und so die Möglichkeit hatte, sich nur 4,02 Minuten hinter Sainz an die zweite Stelle zu setzen, wurde Robbie zur Pest für andere.
Für Mark Miller, der diese Sonderprüfung als besonders stressig, als körperlich ungeheuer anstrengend empfand, ging die Affäre Gordon-Hummer ebenfalls noch glimpflich aus – er konnte das breite Monster austricksen . Mark: «Ich versuchte in Carlos Spur zu sein und kam mir vor, als spielte ich mit meiner Rallye-Konsole 'Sainz auf einer WRC-Rallye'. Es war wahnsinnig anstrengend – für eine WRC-Rallye müsste ich mächtig trainieren!»
Für die drei nächsten war Gordon ein rollendes Hindernis in einer fetten Staubwolke. Nani Roma, auf dem als letztem Mitsubishi-Piloten nun alle Teamhoffnungen ruhen, kam mit einem Mörder-Manöver erst nach fast 110 Kilometern im Staub am Ami vorbei, als sich beide navigatorisch ein bißchen irrten. Nicht aber Giniel de Villiers. : « Wir haben mit unserem Sentinel- Alarmgeber über 110 Kilometer lang immer wieder aufmerksam gemacht – der A... ging nicht an die Seite, obwohl er mit seinem feisten Scheißding kaum um die Ecken kam». Ein Reifenschaden zusätzlich machte den Südafrikaner richtig sauer- von den 10 Minuten, die er deshalb auf Carlos verlor, nicht zu reden. Er und der ihm folgende Guerlain Chicherit waren manchmal so nahe an Gordon dran, dass sie ihn sehen konnten, dass er sie hätte erkennen müssen - funny-Robbie machte keinen Platz. Brutal sagte der X-Raid-BMW-Pilot Chicherit die Wahrheit: « Robbie war im höchsten Grad unfair und unsportlich. Wir alle, die auf ihn aufliefen, hätten viel schneller fahren können.»
Es waren aber aber dieser Strecke auch andere ganz schön schnell: Der Pole Krzysztof Holowczyc im Nissan bewies Courage – er hält seinen sechsten Platz im Gesamt verdient. Auch die BMW X-Raid- Mannen Rene Kuipers und Leonid Novitskiy taten sich nicht weh. Argentiniens – Lokalmatador Orlando Terranova fasste mal locker 70 Minuten aus: An seinem X 3 CC kokelte Elektrik – er fiel weit zurück.
Bösewicht Gordon? Er fuhr 23 Minuten länger als Sainz, während sein Hummer-Kollege Eric Vigouroux gar deren 50 fing. Und ein ziemlich angequetschtes Mobil ins Biwak brachte.