Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Absturz und Fall eines Champions

Kolumne von Yörn Pugmeister
Carlos Sainz Unfall

Carlos Sainz Unfall

Nach fünf Etappensiegen und der Dakar-Führung flog Carlos Sainz frühzeitig heim

Zimmer 706 im Hotel Naindo. In der argentinischen Stadt La Rioja, nach der 12 Etappe. Reisegefährte Christian und ich klopfen an, bringen Carlos Sainz und seinem Co Michel Perin ihre Rucksäcke, die wir für sie vom Biwak in Fiambala mitgenommen haben. Carlos sitzt in einem Sessel am Fenster, lässt Kinn und Nase hängen. Michel hockt auf dem Bett, den rechten Arm unter seinem T-shirt, bandagiert. Bei Kilometer 79.61 der 12. Etappe sind die beiden mit ihrem Touareg vier Meter tief in einen Canyon gestürzt,  auf dem Dach gelandet. Carlos: «Wir sind beide ok, es hätte viel schlimmer kommen können.» Michel beginnt zu beschreiben, wie es zu dem jähen Sturz kam, holt ein Teil des Roadbuches heraus, zeigt und erläutert: «Wir hatten uns  verfahren, 14 Minuten verloren und sahen den Staub von Giniel de Villiers , der uns überholen konnte . Ich hielt meine beiden GPS-Systeme im Auge, eins weist auf das Ziel, das andere zeigt die Annäherung an einen Wegpunkt. Es zeigte mir auch, dass ich mich schon im 200 – Meter- Umkreis des Wegpunktes befand. Der Richtungspfeil wies gerade darauf zu – dann tat es einen Schlag». Der Touareg fiel, drehte sich und landete hart auf dem Dach. Die beiden stiegen aus. Michel: « Ich spürte, dass etwas nicht in Ordnung war, mir wurde komisch und ich fiel ein, zwei Mal hin». Da wusste er noch nicht, dass sein rechtes Schulterblatt gebrochen war.

Carlos sass schweigend da, wiegte den Kopf, konnte es immer noch nicht fassen: «Das ist keine Rallye mehr, kein Raid. Das ist Metzgerei». Beide berichteten, dass hinter ihnen noch ein BMW dort angeschossen kam, gerade noch bremsen konnte und mit einem Rad im Freien über dem schmalen Canyon hing. Michel führte aus: « Da wir über den schmalen Kanal wegsehen konnten und im Roadbuch keine Warnung stand, war davon auszugehen, dass wir dem Pfeil des GPS einfach geradeaus folgen müssten». Er zeigte auf eine andere Stelle im Roadbuch, wo eine ähnliche Falle anstand – dort waren Ausrufezeichen für »Hohe Gefahr» und eine Möglichkeit, einen ähnlichen Canyon zu überqueren, angegeben. Michel meinte: « In der ersten Dakar-Woche war das Roadbook sehr gut, in der zweiten leider lausig und voller Unkorrektheiten». Später, vor einer TV-Kamera, lobten beide ihren Touareg, die superbe Leistung der Mechaniker, das Land mit seinen tollen Landschaften und die unglaubliche Bgeisterung der Zuschauer. Carlos wandte sich ab, sagte leise: « I like it – ich mag die Dakar immer noch.»

Nach diesem Sturz übernahm Giniel de Villiers die Führung in der Dakar 2009 – auch er kam völlig geschafft aus dieser Sonderprüfung über 253 Kilometer. « Es war ungeheuer tricky – man musste dauernd die Richtung erraten, denn es waren keine Kompass-Kurse angegeben». Mark Miller, jetzt hinter de Villiers auf dem zweiten Platz im Gesamt, kam ohne Heckverkleidung ins Ziel: « Die haben wir irgendwo verloren, an einem Baum oder so. Ich kann nur sagen, das waren die längsten 300 Kilometer meines Lebens. Ich weiß nicht, wie irgendein Privatfahrer diese Strecke schaffen kann, wo wir mit unseren Wunderwaffen schon kaum durchgekommen sind».

Robbie Gordon schaffte es  - sogar ohne Kupplung absolvierte er die letzten 70 Kilometer und wechselte am Ziel einen Reifen: « Ich konnte am Ende nur noch im ersten Gang fahren».

Zu der Zeit irrten noch Nani Roma im Mitsubishi und BMW- Pilot Guerlain Chicherit in einem Wüstenstück herum, in das es wohl einen Weg hinein aber  offenbar keinen  einfachen Ausweg gab.

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