Mercedes-Ausstieg: Ist dies das Ende für die DTM?

Von Andreas Reiners
Wie geht es für die DTM weiter?

Wie geht es für die DTM weiter?

Die DTM muss den angekündigten Ausstieg von Mercedes nach 2018 erst einmal verkraften. Gleichzeitig gilt es aber, die Serie auf die Zukunft vorzubereiten. Wenn sie denn eine hat.

Das ist die große Frage, um die sich der neue DTM-Chef Gerhard Berger umgehend kümmern muss. Auch er wurde kalt erwischt, krempelt aber die Ärmel hoch und will neue Konzepte entwickeln.

Die Ausgangslage: Nachdem Mercedes mitgeteilt hat, den Stecker zu ziehen, reagierten BMW und Audi reserviert. Sie wollen die auch für sie völlig überraschende neue Lage erst einmal analysieren. Ein Rückzug ist auch in Ingolstadt und München also erst einmal nicht ausgeschlossen. Klar ist: Ein Duell zwischen BMW und Audi nach 2018 wird es nicht geben, das hatten alle drei Hersteller in der Vergangenheit stets betont, nachdem Audi und Mercedes jahrelang zu zweit unterwegs waren. Bislang war deshalb immer das Verständnis: Steigt ein Hersteller aus, ist die DTM tot.

Doch Berger hatte in den zurückliegenden Monaten eine Menge angepackt und ins Rollen gebracht, kluge Entscheidungen getroffen, um die Zukunft der DTM langfristig zu sichern. Der große Knackpunkt also: Es müssen dringend neue Hersteller her. Doch die sind rar gesät. Rund fünf Hersteller waren Bergers Ziel, allerdings eher mittelfristig. Mindestens einen muss er nun kurzfristig finden. Und natürlich einen, der zum Premium-Anspruch der beiden verbliebenen Marken passt.

Das Problem: Einen Einstieg in die DTM schüttelt man nicht mal eben aus dem Ärmel, BMW hatte vor dem Comeback 2012 viel Manpower und Ressourcen in die Rückkehr gesteckt. Und: Niemand will sich im Kampf gegen BMW und Audi auf Dauer verprügeln lassen. Das ist aufgrund des Erfahrungsvorsprungs der beiden Autobauer aber erst einmal gegeben. In der heutigen Zeit wollen die Vorstände aber vor allem kurzfristigen Erfolg.

BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt hatte zuletzt einen Kandidaten in Spiel gebracht: Toyota. «Ich könnte es mir bei meinen ehemaligen Kollegen aus Köln gut vorstellen, dass sie mit einem Lexus in der DTM mitfahren. Es ist ein Premiumhersteller, der sehr gut zu uns in die Serie passen würde. Ich denke, mit dem Standort in Köln wären sie sehr gut in der Lage, so ein Programm locker auf die Beine zu stellen», sagte Marquardt.

Möglicherweise wird also das sogenannte Class-One-Reglement wieder ein Thema, um die früher mal angestrebte Kooperation mit der japanischen SUPER-GT-Serie wieder voranzutreiben. Dort fahren neben Toyota auch Nissan und Honda. Die Zusammenarbeit lag auf Eis, nachdem die DTM die Einführung der Zweiliter-Turbomotoren (als Ersatz für die V8-Saugmotoren) auf 2019 verschoben hatte. Auf Initiative von Mercedes übrigens.

Wie zuletzt in Moskau zu vernehmen war, ist für 2019 nun sogar eine Art Einheitsmotor im Gespräch, doch auch da stocken offenbar die Fortschritte. «Die Diskussionen sind in vollem Gange. Es ist alles möglich, aber noch nichts entschieden. Eines der Ziele ist natürlich, die Kosten weiter zu reduzieren. Denn der Motor ist mit Abstand das teuerste Bauteil. Es ist nicht logisch, sich das nicht anzuschauen», sagte Audis Motorsportchef Dieter Gass. Soll heißen: Mit einem Einheitsmotor könnten weitere Hersteller einfacher in die DTM gelockt werden, da die Kosten für alle in einem kleineren Rahmen liegen. Gut möglich, dass ohne Mercedes nun Bewegung in die Sache kommt. Klar ist: Die Einstiegshürde für potenzielle Kandidaten muss drastisch gesenkt werden.

Was möglicherweise ebenfalls wieder ein Thema werden könnte, sind Privatteams. Zuletzt am Norisring wurde das schon einmal angesprochen. «Das ist extrem schwierig, weil es keine Vorjahresautos gibt. Die Monocoques werden über Jahre verwendet. Deshalb stehen nicht jedes Jahr alte Autos zur Verfügung. Die Einstiegshürde für Privatteams wäre hoch, weil hohe Kosten auf sie zukommen würden», sagte er. Auch hier gilt also: Die Kosten müssen runter, um auf diesem Wege neue Möglichkeiten zu schaffen. Im Idealfall schraubt man gleichzeitig auch die komplizierte und extrem teure Technik der hochgezüchteten Boliden herunter.

Ein Punkt, den man spontan gar nicht auf der Rechnung hat: Der TV-Vertrag mit Partner ARD läuft nach dieser Saison aus. Die Ausschreibung der ITR läuft noch bis zum September, Berger hat bereits mit einigen möglichen Sendern wie Sat.1 oder auch Sky gesprochen, natürlich auch mit der ARD. Aber: Wer wird die DTM übertragen, wenn es sie nur noch ein Jahr gibt? Die Verhandlungsposition der DTM hat sich dramatisch verschlechtert. Auch deshalb müssen schnelle Lösungen her.

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