KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Zocker Mattias Ekström: «All in» für den DTM-Titel

Von Andreas Reiners
Mattias Ekström

Mattias Ekström

Der Schwede gehört ohne Frage zu den abgezocktesten DTM-Piloten. Das bewies er am Sonntag in Spielberg. Und er unterstrich, warum er auf Titelkurs ist.

Was macht einen Champion aus? Klar, schnell sollte er sein. Dabei durchaus aggressiv, aber auch mit einem kühlen Kopf ausgestattet. Mal reinstechen, wenn es sein muss. Aber auch zurückstecken, falls nötig. Und dann wäre da noch eine Abgezocktheit, die den Unterschied machen kann. Mit allen Wasser gewaschen, wie man so schön sagt. Mattias Ekström gehört in diese Kategorie von Fahrern. Zocker, die schon mal alles auf eine Farbe setzen. «All in» gehen.

Bei dem Schweden kommt das häufiger vor. Muss es zwangsläufig, denn was der 39-Jährige auch im gehobenen Rennfahrer-Alter nicht mehr wird, ist ein ausgezeichneter Qualifier. Während immerhin vier seiner Markenkollegen am Sonntag auf die Startplätze eins und zwei sowie vier und fünf fuhren, war der Schwede als Achter mittendrin im Trubel der Startaufstellung. Ein Blick nach vorne und nach hinten reichte: «Da waren nur alte Bekannte um mich herum: Timo Glock, Gary Paffett, Bruno Spengler und Tom Blomqvist», sagte Ekström. Und die Gewissheit: Das könnte haarig werden.

Für Ekström sind das aber Bedingungen, unter denen der Schwede erst richtig Spaß bekommt, dabei läuft er heiß. «Wie viele Punkte gibt es für Platz acht? Die Zeit kann man sich auch sparen und ein Red Bull an der Bar trinken. Es bietet sich bei Startplatz acht bis zehn nur eines an: Alles oder nichts», sagte Ekström.

Also: Auch wenn Reifenpartner Hankook warnte, die aggressiven Strategien mit Reifenwechseln in Runde eins seien auf dem Red Bull Ring nicht möglich, wechselte Ekström natürlich wann? Klar, in Runde eins. Die Taktik ging zunächst auf, im bereinigten Klassement hatte er sich auf Platz sechs nach vorne gearbeitet. Aber: Die Reifen «kochten», wie Ekström berichtete. Und dann kam rund 15 Minuten vor dem Ende auch noch das Safety Car heraus, inklusive Indy-Restart, nachdem Lucas Auer abgeflogen war. Der Österreicher schleppte sich zwar noch in die Box, doch die Rennleitung blieb bei der Entscheidung, für ein bisschen mehr Würze zu sorgen.

Ekströms Ingenieur erzählte ihm dann über Funk (während der Safety-Car-Phasen ist das erlaubt), wie gut die Reifen seiner Kollegen um ihn herum waren. Der eine hatte 20 Runden weniger als Ekström, der andere sogar nur vier. «Da dachte ich mir nur: „Danke, Sven Stoppe (Rennleiter, Anm.d.Red.).“ In der NASCAR beschweren sich viele Fahrer über eine Trinkflasche auf der Strecke, und dann gibt es ein Safety Car und einen Restart. Ungefähr so habe ich mich gefühlt: Wie Brad Keselowski (US-amerikanischer NASCAR-Fahrer, Anm.d.Red.) mit einer Trinkflasche auf der Strecke», meinte Ekström, der sich nach dem Restart fühlte wie auf Regenreifen. Er brachte seinen Boliden auf Platz fünf ins Ziel.

Hatte er gar nicht mitbekommen, dass Hankook gewarnt hatte, dass man es kaum schaffe, mit den Reifen ein komplettes Rennen zu überstehen? «Ich schaffe ja alles. Fragt sich immer nur, wie schnell», scherzte Ekström, der einräumte: «Man musste schon ein Reifenflüsterer sein. Aber: Solche Rennen muss man überstehen, diese Punkte machen am Ende den Unterschied«, sagte er.
Er hat vor den letzten beiden Rennen in Hockenheim nun 21 Punkte Vorsprung auf seinen Markenkollegen René Rast, 35 Zähler auf Jamie Green sowie 38 auf Mike Rockenfeller und Marco Wittmann.

Zurücklehnen wird sich Ekström deshalb aber nicht. Er hat immerhin hautnah miterlebt, wie Green den sicher geglaubten Sieg durch einen Getriebeschaden verlor. Und: «Ich bin mir nicht sicher, ob wir in Hockenheim so stark wie in Spielberg sein werden. Ich sehe Mercedes viel weiter vorne. Ich erwarte eine andere Art von Rennen, mehr durchgemischt. Deshalb muss man noch weiter kämpfen, es ist noch lange nicht vorbei.»

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