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Habsburg: Der Thronfolger, der Rockstar werden wollte

Von Andreas Reiners
Ferdinand Habsburg

Ferdinand Habsburg

Ferdinand Habsburg hat eine überaus interessante Geschichte zu erzählen. Theoretisch könnte er heute Rockstar sein. Oder der Kaiser von Österreich. Stattdessen fährt er in der DTM.

Ferdinand Habsburg lacht. Das tut er oft, wenn man sich mit ihm unterhält. Man merkt ihm an: Der 21-Jährige freut sich auf das neue Abenteuer, die neue Herausforderung. Er feiert 2019 sein Debüt in der DTM. Heißt: Wir sehen in diesem Jahr blaues Blut im Bond-Boliden: Denn Ferdinand Zvonimir Maria Balthus Keith Michael Otto Antal Bahnam Leonhard Habsburg-Lothringen ist der Urenkel des letzten Kaisers von Österreich-Ungarn, Karl I.

Und der wohl längste Name in der Geschichte der Tourenwagenserie. Ja, er kann sie alle auswendig. Inzwischen, er hat sie gelernt.

«Weil es sonst etwas peinlich wäre, wenn man gefragt wird», sagt er SPEEDWEEK.com. Gefragt wird er danach oft, weshalb er es kurz macht: Ferdinand Habsburg. Er sitzt in der neuen Saison im Aston Martin Vantage DTM. Und will die DTM rocken.

Denn eigentlich wollte der Adelssohn tatsächlich mal Rockstar werden. «Mit elf Jahren habe ich Gitarre, Schlagzeug und Klavier gespielt und gesungen. Ich war in mehreren Bands und habe die Lieder selbst geschrieben. Meine Mutter kannte viele aus der Rockszene durch die Kunstwelt, die ich dann auch kennengelernt habe», verrät er. Er ist ein Fan von Queen, die Rolling Stones haben ihn inspiriert.

Parallel fuhr er Go-Kart und wurde zu dem Zeitpunkt von seiner Mutter, Society-Lady Francesca Habsburg, vor die Wahl gestellt: Entweder Rockstar oder Rennfahrer. Er träumte von einem Rennauto – für ihn ein Zeichen, weshalb er sich für die Kartbahn und gegen die Instrumente entschied. «Ich bin dann fünfmal die Woche Go-Kart gefahren und hab Millionen Runden gedreht.»

Immer präsent ist die jahrhundertelange Familiengeschichte. Gäbe es das Kaiserreich noch, wäre Vater Karl heute der Monarch. Ferdinand wäre also der Thronfolger. «Der Gedanke ist cool», sagt Habsburg. Zu seinen Vorbildern gehören dann auch Vater, Großvater und Urgroßvater. «Ich liebe es, wo ich herkomme. Ich liebe meine Familiengeschichte und bin sehr stolz, Teil davon zu sein. Ich möchte den Namen so gut wie möglich repräsentieren. Mir wurde beigebracht, meinem Herzen zu folgen. Egal, ob du Tischler wirst, Student sein willst, Rennfahrer oder Rockstar. Solange du das machst, wovon du träumst», sagte er.

Vor allem hat seine Familiengeschichte «wunderschöne Teile, von denen man lernen kann», sagt er. Für Habsburg gibt es viele Parallelen. Nach dem Motto: Kaiser im Herzen, König im Auto. Er weiß: «Ich muss nicht zur Militärakademie gehen, weil mein Urgroßvater das im Kaiserreich gemacht hat. Ich gehe meinen eigenen Weg, kann aber viel von der Geschichte lernen. Sie haben sich extrem auf den Job des Kaisers vorbereitet. Ich möchte mich so gut wie möglich vorbereiten, Rennfahrer zu sein.» Er stellt aber auch klar: «Ich sehe mich als moderner Habsburger. Ich gehe meinen eigenen Weg.»

Der führte ihn vom Kartsport über diverse Formel Renault-Kategorien 2017 in die Formel 3, wo er zwei Jahre lang gegen Mick Schumacher fuhr. Seine Ausbeute: Die Gesamtplätze sieben und 13. Jetzt also Touren- statt Formelwagen. Habsburg geht die neue Herausforderung locker an, mit einem Grinsen im Gesicht. Sehr locker für einen Rookie.

Habsburg: «Nicht locker zu sein ist für mich keine Option. Ich will nicht in einem Job sein, in dem ich nicht locker sein und es genießen kann. Natürlich wird es Momente geben, wo der Druck so arg oder die Arbeit so intensiv wird, dass es schwierig wird, es beizubehalten. Ich möchte dann aber immer wieder dorthin zurückkommen, sonst funktioniere ich nicht.»

Dafür wird er auf der Strecke auch schon mal «zum Löwen in der Wildnis, der für sich kämpft. Wenn ich aus dem Auto aussteige, bin ich dann aber wieder der Ferdinand, der freundlich lächelt.» Er lebt seinen Traum. Die Frage nach seinem Ziel beantwortet er dann auch mit einer Lebenseinstellung: «Ich will nie vergessen, warum ich in einem Rennauto sitze: Weil ich es liebe. Sobald das vergessen geht weiß ich, dass ich im falschen Umfeld bin. Motorsport sind zehn Prozent Spaß und 90 Prozent Arbeit. Die zehn Prozent sind aber richtig wichtig für mich.»


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