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Van der Linde: Wenn der Motorsport in der Wiege liegt

Von Andreas Reiners
Kelvin van der Linde

Kelvin van der Linde

Kelvin van der Linde wagt als Teenager den Sprung nach Deutschland. Der Motorsport wurde ihm in die Wiege gelegt, dennoch hat es mit dem großen Traum etwas gedauert.

Das Ding war von Anfang an geritzt, der Weg bereitet. Eine andere Möglichkeit hatte Kelvin van der Linde auch gar nicht. Keine Chance, keine Alternative. Denn wie sagt man so schön: Es wurde ihm in die Wiege gelegt. Keine Frage: Der Motorsport lag ihm von Anfang an im Blut. 

Denn der Südafrikaner gehört zu einer echten Rennfahrer-Familie. Großvater Hennie? War einer der erfolgreichsten Tourenwagen-Fahrer Südafrikas. Papa Shaun? Südafrika-Meister im Touren- und Formelwagen. Onkel Etienne? Fuhr Formel 3 und Formel 3000.

An der Rennstrecke aufgewachsen

Kelvin und sein drei Jahre jüngerer Bruder Sheldon wuchsen so quasi an der Rennstrecke auf. Autos, Rennen, das Dröhnen der Motoren - das prägt zusätzlich.

Die Familie lebte den Motorsport, und Kelvin wollte seinen eigenen Traum vom Rennen fahren leben. «Rennfahrer zu werden und zu sein war für mich nie wirklich eine bewusste Entscheidung, sondern ist mein Schicksal», sagt er.

Dafür geht er Risiken ein. Das größte Wagnis: Der Wechsel nach Deutschland, in den VW Scirocco R-Cup. Ja, er hat einen Titel im Gepäck, mit 16 gewann er im südafrikanischen Volkswagen Polo Cup den Titel.

Doch Deutschland ist weit weg. 8500 Kilometer, eine Menge Holz für einen 17-Jährigen. Ein neues Land, eine neue Sprache, neue Gesichter, neue Herausforderungen: Van der Linde muss sich in vielerlei Hinsicht eingewöhnen.

Parallel bewältigt er die die Strecke zwischen Europa und Australien immer wieder, um seinen Schulabschluss nachzuholen. Ein strammes Programm.

Die Familie als Unterstützung

Immer an seiner Seite: seine Familie. «Meine Eltern haben für mich und meinen jüngeren Bruder viele und große Opfer gebracht. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar. Und wir sind sehr, sehr froh, dass es bei uns im Gegensatz zu vielen anderen Familien geklappt hat mit dem Motorsport», sagt er.

Und wie es geklappt hat. Denn eine Eingewöhnungszeit benötigte van der Linde nicht. Im Gegenteil: Er startete sofort durch.

Den Scirocco R-Cup 2013 gewann er im ersten Anlauf. Auch der Aufstieg in das ADAC GT Masters war für den Teenager kein Problem: Gemeinsam mit Rene Rast holte er 2014 auch dort den Titel.

Unvergessliches Highlight

Der Lohn: Kelvin van der Linde gehört seit 2015 offiziell zum Kreis der Audi Sport-Fahrer. Auch das ist eine Erfolgsgeschichte.
Zwar gibt es die in dem Alter auch üblichen Lehrjahre, die Rückschläge, die dazugehören, doch 2017 feiert er den nächsten großen Erfolg: Als Schlussfahrer, bei schwierigsten Bedingungen im Regen, holte er den Sieg für Audi beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Van der Linde: «Das bleibt ein absolut unvergessliches, ewig beeindruckendes Erlebnis.»

Er bleibt auf der Überholspur: 2018 misslingt ein Familien-Coup nur knapp, mit Bruder Sheldon wird er im GT Masters mit einem einzigen Punkt Rückstand Zweiter. Seine Einstellung zahlt sich aus: «Ich strebe ständig nach Verbesserung und Perfektion», stellt er klar.

2019 holt er dann – ohne den Bruder, der in die DTM wechselte – zum zweiten Mal den Titel: Diesmal war er der routinierte Profi und konnte viel mehr Wissen und Erfahrung in das neue Team HCB-Rutronik einbringen und umsetzen.
Wechsel als Volltreffer

2020 setzte er zur Titelverteidigung an, verpasste diese aber beim Saisonfinale knapp.

2021 geht dann endlich der große Traum in Erfüllung, auf den er lange warten musste: Er geht erstmals in der DTM an den Start. Er ist zwar Rookie, aber dafür einer der versiertesten GT3-Profis, eine absolute Geheimwaffe, die eigentlich gar keine mehr ist – die Konkurrenz weiß, dass Abt mit van der Linde einen Mitfavoriten ins Rennen schickt.

Vom Besten lernen

Denn er lernt vom Besten, vom dreimaligen Champion Rene Rast. Der ist inzwischen sein Manager und Freund, beide gewannen 2014 zusammen das GT Masters.

«Was ich damals mitgenommen habe, war sein purer Speed. Er hat mich unter seine Fittiche genommen und ich habe von ihm gelernt, wie man hinter den Kulissen der DTM arbeitet», verrät van der Linde. «Er gibt mir bei vielen verschiedenen Dingen Ratschläge, denn in der DTM wird oft anders gearbeitet, die Kultur ist eine andere. Rene hat mir beigebracht, wie ich in der DTM arbeiten muss und ruhig zu bleiben, damit ich von der DTM nicht überwältigt werde», sagt er: «Ich habe einen guten Coach, das hilft.»

Denn klar: Wenn jemand weiß, wie DTM geht, dann Rast. Auch als Rookie: Rast, der inzwischen in der Formel E fährt, gewann 2017 als Neuling auf Anhieb den Titel. Weitere Parallele: Auch Rast musste lange warten, ehe sich der DTM-Traum erfüllte.

Acht Jahre ist es jetzt her, dass van der Linde den Sprung nach Deutschland wagte. Ein Volltreffer, er gehört inzwischen zu den besten und versiertesten GT-Piloten. Mit 25 Jahren wohlgemerkt.

Aber klar: Der Motorsport lag ja in der Wiege.

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