Erst wollte Markus Jell sein Geheimnis nicht verraten
Markus Jell (gelb) gegen Franz Zorn
2020 war das Eisspeedway Berlin eine der letzten motorsportlichen Großveranstaltungen vor den behördlichen Corona-Maßnahmen. Beim Spike-Neustart nun auch in Deutschland sicherte sich Markus Jell am vergangenen Wochenende den DM-Titel. Es war sein zweiter nach 2019 – diesmal nach Siegen in jedem seiner Heats mit Punktemaximum. «Damit bin ich natürlich sehr zufrieden. Ich habe zwei Jahre Eisspeedway-Pause gemacht. Nun so zurückzukommen, ist fantastisch», gab der 39-Jährige aus dem bayrischen Altfraunhofen kurz nach der Pokalübergabe zu Protokoll.
Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com ging er ins Detail: «Ich bin in den letzten Jahren viel Rennrad, Motocross und Flattrack gefahren. Natürlich nur in anderen Ländern, weil ja in Deutschland vieles verboten war. Eisspeedway bin ich zwar nicht gefahren, aber in diesem Winter habe ich von der schwedischen Superliga über die WM-Quali bis hin zu letzter Woche als Reservefahrer bei der Europameisterschaft alles mitgenommen, was ging. Ich habe jede Chance genutzt, aufs Eis zu kommen, um in Berlin und dann auch in Inzell fit zu sein.»
Offensichtlich war seine Vorbereitung gut und ergiebig, denn nachdem er am vergangenen Freitag den DM-Titel geholt hatte, war er auch im offenen internationalen «Ice Speedway for Europe» sehr gut drauf. Am Freitag war der achte Heat der vorentscheidende, in dem es zum direkten Vergleich der Favoriten Markus Jell und Max Niedermaier kam. Diesen Heat entschied der Ex-Supermoto-Fahrer für sich, danach war der Weg zum Titel mit Punktemaximum mehr oder weniger nur noch Formsache. «Der zweite Titel ist schön, was man hat, hat man.»
Am Samstag kam es wieder in Heat 8 zum Duell der beiden Deutschen, aus dem diesmal Niedermaier als Sieger hervorging. Das war aber kein Problem, denn der Rennsieger wurde erst im Finale der zwei Punktbesten plus der ersten beiden Piloten des Last-Chance-Heats (Vorlaufplätze 3 bis 6) ermittelt. Max Niedermaier zog mit diesmal Punktemaximum direkt ins Finale ein und nahm Jell, der 14 Zähler auf dem Zettel hatte, mit.
Dass die beiden Deutschen das Klassement nach den 20 Vorläufen anführen würden, war insofern eine erste kleine Überraschung, weil mit Franky Zorn und Harald Simon zwei stärker eingeschätzte Österreicher mit von der Partie waren. Auch die Tschechen Lukas Hutla und Jan Klatovsky sind für gute Rennen bekannt.
Letztendlich waren die Alpenracer im Finale nicht dabei, sondern die beiden Tschechen. Während der Europameister der Vorwoche, Franky Zorn, wegen einer Corona-Infektion («wahrscheinlich von Polen») und mit schwindenden Kräften nach den Vorläufen aufgab und nicht zum Last-Chance erschien, legte sich der ebenfalls angeschlagene Harri Simon im Hoffnungslauf auf dem dritten Platz nieder. Ein Re-Run war daraufhin nicht erforderlich.
Im Finale machten Niedermaier und Jell den Sieg unter sich aus. So sehr sich Jell auch mühte, am Landwirt war an diesem Tag kein Vorbeikommen.
«Darüber bin ich überhaupt nicht unglücklich. Der DM-Titel war in Berlin mein Ziel. Das Rennen am Samstag war für mich noch einmal ein perfektes Training für Inzell. Ich wollte mich auch nicht verletzten, was das Wichtigste für mich war. Max war eine Megakanone und nahezu unschlagbar», zollte Jell seinem regelmäßigen Hauptkontrahenten des Wochenendes Respekt. Dieser hatte allerdings auch nicht viel zu verlieren, denn in Inzell wird er nicht am Start sein.
«Ich selbst war nur einmal kurz in Sturzgefahr, ansonsten war alles sicher», erklärte hielt Jell fest. «Klar, hätte ich den Sieg am Samstag auch noch mitgenommen. Aber dazu hätte ich mehr Risiko gehen müssen und das wollte ich nicht. Max hat verdient gewonnen.»
Zu seiner Zielsetzung fürs WM-Rennen in Inzell am 18. und 19. März hüllte sich Jell zunächst in Schweigen. Mit den Worten «… das Ziel für Inzell bleibt mein Geheimnis …» versuchte er zunächst abzublocken, was auf Grund dieser Aussage aber geradezu nach einem Nachbohren verlangte. Schließlich würde er sein Ziel wegen eines Platzes so um die Top-10 wohl kaum zur geheimen Verschlusssache machen. «Ich will in erster Linie Spaß haben, denn wenn ich Spaß habe, nehme ich meistens auch was mit Heim. Ich muss aber zugeben, dass ich etwas Druck bei mir, aber auch beim Team, rausnehmen will.»
Geht vielleicht doch ein bisschen mehr? «Ich bin keiner, der vorher große Töne spuckt. Ich will nicht vom Finale sprechen, aber in den Last-Chance-Heat fahren, wäre eine coole Sache. Für ganz vorn wird es vielleicht noch nicht reichen, da muss man realistisch bleiben. Aber Last-Chance wäre mal eine Ansage. Wenn sich mehr anbietet, nehmen wir auch mehr.»