MotoGP: Bagnaia über Martin – nicht korrekt

YART-Mechanikerin hat das Sagen bei den Reifen

Von Suse Mühlemeier und Esther Babel
Noch ist das Buch von Suse Mühlemeier nicht erschienen, in dem 27 Frauen aus der Welt des Motorsports vorgestellt werden. Für SPEEDWEEK.com-Leser gibt es die ersten Kapitel schon vorher zu lesen.

Anne Mühlemeier, Schwester der Autorin Suse Mühlemeier, war als Fahrwerkstechnikerin im Auftrag von alpha Racing unterwegs und begleitete unter anderem Markus Reiterberger zu seinen Einsätzen bei der Asiatischen Superbike Meisterschaft ARRC. Im Sommer 2023 verlor sie bei einem Motorradunfall ihr Leben – und ihre Schwester machte sich auf, hinter die Kulissen der Motorsport-Welt zu blicken. Mit dem Fokus auf Frauen.

Exklusiv bei SPEEDWEEK.com werden schon vor dem offiziellen Starttermin des Buches erste Kapitel veröffentlicht.

Merci - Fahrzeugtechnikerin mit Benzin im Blut

«Während meines Bachelorstudiums habe ich mich nebenher in der Formula Student engagiert. Dort bauen die Studenten jedes Jahr ein neues Rennauto, das ein bisschen wie ein kleines Formel 1 Auto aussieht und treten dann gegen andere Unis an. In der Saison 2023 habe ich die Rolle der Baugruppenleiterin des Chassis übernommen. Mit einem Platz 1 in der Weltrangliste und zwei Weltrekorden war dieses Auto sehr erfolgreich. Es war zwar nicht immer leicht, aber am Ende war ich wirklich froh, dass ich es durchgezogen habe. Das Auto gewinnen sehen löst so viel mehr Gefühle in einem aus, wenn man so viel Liebe und Schweiß reingesteckt hat – mit keinem Geld der Welt kann man diese Freude erkaufen.

Mein Herz schlägt aber eindeutig für Motorräder. Für mich ist das auch einfach das Gefühl: «a Auto fährt ma, a Motorradl bewegt ma». Du bist Teil des Fahrzeuges, das was du mit deinem Körper machst, überträgt das Motorrad direkt auf die Straße.
Heute arbeite ich bei YART, sowohl in der Werkstatt als auch im Racing Team, vor allem für die Langstreckenmeisterschaft. Bei den Rennen kümmere ich mich um die Reifen.

Mein Highlight-Moment auf der Rennstrecke war, als wir für das Daytona 200 Rennen in Amerika waren. Da war ich für das gesamte Reifenthema mehr oder minder allein zuständig. Ich hatte alles aufgebaut und war zum Track Walk gegangen. Als ich zurückkam, hatte jemand den Generator angestellt und mir ist aufgefallen, dass alle Reifen genau 50 Grad hatten. Des gibt‘s eigentlich so ned. Wenn du alle Reifen gleichzeitig einsteckst, hat einer 50 Grad, der andere 40, und einer hat vielleicht schon 60 Grad. Da aber alle genau die gleiche Temperatur hatten und anscheinend schon länger geheizt waren, musste das bedeuten, dass die Reifenwärmer nicht höher heizten. Das war gegen 21 Uhr und ich habe ein bisschen Panik bekommen: Ich war dafür verantwortlich, dass die Reifen am nächsten Tag in der Früh die richtige Temperatur hatten.

Grundsätzlich kenne ich mich mit Elektrotechnik aus und hatte eine Idee, was ich machen könnte, aber ich war mir nicht zu 100% sicher. Und bevor ich die Steckdose umbaute und wohlmöglich mit einem Kurzschluss die ganze Boxengasse lahmlege, habe ich meinen Telefonjoker, meinen Freund zuhause, noch schnell angerufen. Nachdem wir fünf Minuten über die Phasenverschiebung diskutiert haben, haben wir uns darauf geeinigt, dass meine Idee - Anschluss Phase-Phase statt Phase-Nullleiter - eigentlich funktionieren müsste - ähnlich wie bei bei uns in Europa. Dann habe ich einfach umgeschlossen und siehe da, es hat funktioniert. Es sind 240 Volt statt 120 Volt rausgekommen. Für die Mechaniker in der Box war ich der Zauberer. Ich habe ihnen zwar genau erklärt, aber für sie war das eine geniale Lösung, auf die sonst keiner gekommen wäre.

Von der Rennstrecke wieder zurück in Österreich kann ich in der Arbeit eigentlich einfach alles machen, da es so eine kleine Firma ist. Sei es eine Software zu programmieren, eine elektrische Schaltung zu entwerfen und selbst zu löten, drehen, fräsen, schweißen, am Motorrad schrauben oder Dinge am Prüfstand ausprobieren. Aber die Highlights sind natürlich die Aufenthalte auf der Rennstrecke. Schon während des Studiums durfte ich Teil des EWC-Teams sein und mit ihnen um die Welt reisen. All das in Kombination ist einfach genial. Das Team ist wie eine große Familie und das Arbeiten dort macht mir auf jeden Fall unheimlich Spaß. Zwei Dinge sind mir beim Arbeiten wichtig: «a Spaß an da Arbeit und a Leidenschaft und beides hab i da».

Wer mehr über die Frauen im Motorsport erfahren möchte, kann sich auf der Website von Suse Mühlemeier umsehen oder gleich die Bestellung fürs Buch abgeben.

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