Max Neukirchner gibt Le-Mans-Krone an Fritz weiter

2025 wieder mit Max Neukirchner (2.v.li.)
Es war ein Wochenende voller Dramatik, Wetterkapriolen und beeindruckender Teamleistung und am Ende winkte der Sieg. Das YART Yamaha Official EWC Team gewann das legendäre 24-Stunden-Rennen von Le Mans zum Auftakt der diesjährigen der Langstrecken-Weltmeisterschaft (EWC). Für Marvin Fritz war es ein ganz besonderer Triumph, denn er ist nach Max Neukirchner im Jahr 2007 erst der zweite deutsche Fahrer, der diesen prestigeträchtigen Klassiker gewinnen konnte.
Bereits in der Qualifikation setzte das Team ein Ausrufezeichen. Marvin Fritz fuhr mit einer Zeit von 1:34,4 Minuten nicht nur die schnellste Runde des Wochenendes, sondern stellte damit auch einen neuen Rundenrekord auf. Die Pole Position war der erste große Meilenstein für das Team. In der Box zog dafür Crew-Chief Max Neukirchner die Strippen. Der Sachse war nicht nur in der Superbike-Weltmeisterschaft und der IDM Superbike erfolgreich, sondern kennt sich auch mit dem Podest in der Langstrecken-WM aus.
Das Rennen meisterten von Kar-Samstag auf Oster-Sonntag 2025 die Fahrer Marvin Fritz, Karel Hanika und Jason O'Halloran wechselhafte Wetterbedingungen, mehrere Zwischenfälle und eine beispiellose Aufholjagd nach einem frühen Sturz. Regen, abtrocknende Strecke, Slicks auf schmaler Ideallinie und nächtliche Zwischenfälle hielten das Team nicht auf, sondern stärkten nur den Fokus.
Die Strategie war klug, die Boxenstopps fehlerfrei und das Team zeigte besonders in der Nacht starke Konstanz. Nach einem Sturz des führenden Kawasaki-Werksteams in der letzten Stunde übernahm YART Yamaha die Spitze und verteidigte sie bis zur Zielflagge.
Crew Chief Max Neukirchner, selbst 2007 Sieger in Le Mans, zeigte sich sichtlich bewegt. «Für mich persönlich ist dieser Sieg ein ganz besonderer Moment», gab er zu. «Als Fahrer habe ich hier schon gewonnen. Aber das Rennen als Teamchef zu gewinnen, mit dieser Mannschaft und mit Marvin als Fahrer, erfüllt mich mit großem Stolz.» Mit diesem emotionalen Sieg und der ersten YART-Le-Mans-Krone seit 2009 setzt das Team ein starkes Zeichen im Kampf um den EWC-Weltmeistertitel 2025.
Max, wurden da nicht auch Erinnerungen an deinen eigenen Sieg wach und was kam dir da in den Sinn?
Ja, definitiv. Besonders in den letzten Stunden kamen viele Erinnerungen hoch. An den Moment, als ich 2007 selbst die Ziellinie überquert habe. Dieses Gefühl von totaler Erschöpfung und gleichzeitigem Stolz. Als Marvin dann das Rennen für uns nach Hause gefahren ist, war das fast wie eine Zeitreise für mich. Es war ein sehr emotionaler Moment, diesmal nicht als Fahrer, sondern als Teamchef. Ich war stolz, aber auch sehr dankbar, mit so einem Team zusammenzuarbeiten.
Es sind ja einige Deutsche in der EWC am Start und wir haben schon Deutsche auf dem Siegerpodest gesehen. Warum har das in Le Mans so lange gedauert?
Ich glaube, es liegt vor allem an der speziellen Komplexität von Le Mans. Du brauchst nicht nur einen starken Fahrer, sondern ein eingespieltes Team, perfekte Strategie, ein absolut zuverlässiges Motorrad und du musst die 24 Stunden ohne größere Fehler durchstehen. Viele Deutsche haben das Talent, aber die Rahmenbedingungen müssen auch passen. Dieses Jahr war einfach alles auf den Punkt – das Setup, die Chemie im Team, die Entscheidungen. Und Marvin hat es einfach perfekt umgesetzt.
Was hattest du während der aktuellen 24 Stunden alles zu tun?
Ich habe das gesamte Rennen als Crew Chief überwacht: Strategie, Abstimmung mit den Ingenieuren, Kommunikation mit den Fahrern, Boxenstopps koordinieren. Ich bin quasi die Schnittstelle zwischen Team und Fahrern. Besonders bei wechselnden Bedingungen musst du schnell Entscheidungen treffen. Reifenwahl, Fahrwerksanpassungen, Spritstrategie. Ich war praktisch 24 Stunden im Einsatz, mit kurzen Pausen, aber nie wirklich abgeschaltet.
Wann hast du das erste Mal gedacht, dass es mit dem Sieg klappen könnte?
Ja, als wir nach dem Crash von Kawasaki plötzlich in Führung waren und wir zwei Runden Vorsprung hatten. Aber selbst da war ich noch vorsichtig optimistisch. In Le Mans kann bis zur letzten Runde alles passieren. Wirklich geglaubt habe ich es erst, als Marvin den letzten Stint ohne Tankstopp absolvieren konnte und wir wussten: Jetzt kann uns keiner mehr einholen, wenn nichts Außergewöhnliches passiert.
Verrätst du uns ein wenig Insider-Wissen von der Siegesfeier?
Ehrlich gesagt, eine richtige Siegesfeier gab es gar nicht. Klar, es gab Bier und Pizza, aber nach dem Rennen mussten wir direkt wieder alles zusammenpacken. Die gesamte Hospitality, die Box, das Equipment, alles musste zurück in die LKW. Aber weißt du was? Es ist uns diesmal erstaunlich leichtgefallen. Jeder im Team hat mit angepackt, und obwohl alle müde waren, herrschte eine richtig gute Stimmung. Als wir fertig waren, haben wir uns noch zusammen hingesetzt und ein Bier getrunken. Das war unser kleiner Moment. Aber: Die große Party kommt noch. In ein paar Wochen steht Spa an und unser Ziel ist es, Weltmeister zu werden. Wenn wir das schaffen, dann gibt’s eine Mega-Feier, versprochen!