Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Enduro-WM: In Frankreich herrschte blankes Chaos

Von Robert Pairan
Alex Salvini: Erster italienischer Enduro-Weltmeister seit 13 Jahren

Alex Salvini: Erster italienischer Enduro-Weltmeister seit 13 Jahren

Nach 13 Jahren dürfen die Italiener wieder einen der ihren als Enduro-Weltmeister feiern: Alex Salvini holte die Krone der E2-Klasse nicht nur für sich, sondern auch für sein kleines italienisches Team von HM-Honda.

Die Zielankunft von Alex Salvini am ersten Tag war höchst emotional – zumal die Bedingungen auf der Strecke in Frankreich mehr als anspruchsvoll waren: Heftiger Regen hatte die Sonderprüfungen und Auffahrten extrem rutschig und schmierig gemacht. Bestes Beispiel ist der letztjährige Junioren-Weltmeister und Fünfte der aktuellen Weltmeisterschaft der E3-Klasse: Der musste im Extremtest mehrere Minuten lang probieren, den ersten Hang hoch zu kommen. Dazu nahm er immer wieder Anlauf und fuhr erneut durch den Startbereich. Nicht nur, dass er die anderen Fahrer dadurch aufhielt – er löste auch jedes Mal die Uhr aus, weshalb er anschließend disqualifiziert wurde. Doch das waren nur Randnotizen in dem sich ausweitenden Regenchaos. Da wurden Teilnehmer mehr oder weniger zu früh zurück ins Fahrerlager geschickt, andere Fahrer ließen in den Sonderprüfungen ganze Schleifen aus, und wieder andere verloren viele Minuten beim Versuch die Hindernisse zu überwinden.

Dazu gehörte auch Laia Sanz: Die Weltmeisterin verlor in Führung liegend über drei Minuten im letzten Test dieses ersten Tages und rutsche auf den zweiten Platz zurück. Am zweiten Tag reichte ein zweiter Tagesrang, um ihren WM-Titel zu verteidigen. Das war aber nicht der einzige Erfolg für die Spanierin an diesem Wochenende: Zuvor hatte sie am Freitag bereits ihren 13. (!) WM-Titel im Trial eingefahren, war danach die 260 km nach St. Flour gefahren, und gleich dort beim Prolog gestartet. Kein Wunder, dass sie Umstellungsprobleme hatte: «Ich habe die Kurven erst nicht richtig bekommen, dann habe ich gemerkt, dass ich ja auch gar nicht mehr auf meiner Trial-Maschine sitze ...»

Erster WM-Sieg für Sherco

Quasi zum Spaß trat Antoine Meo mit der 125er-KTM an: Schon beim letzten Lauf hatte er seinen WM-Titel vorzeitig verteidigt und wollte bei seinem Heim-GP noch eine besondere Herausforderung: «Ich wollte die Gesamtwertung gewinnen und habe deshalb stark gepuscht», freute er sich nach dem ersten Tag. Am zweiten Tag verlor er den erneuten Sieg in der letzten Prüfung, wo er über fünf Sekunden bei einem Sturz einbüßte. Weil die Fahrer in der E1-Klasse alle so eng beieinander lagen, rutschte er auch gleich auf den vierten Tagesrang zurück. Der erste Platz ging daraufhin an einen anderen Franzosen: Jérémy Tarroux holte sich selbst seinen ersten Sieg und Sherco den ersten Sieg in einer der WM-Klassen! Nur Jérémy Joly hatte schon einmal einen Sieg in der Junioren-Klasse für den französischen Hersteller eingefahren.

Der KTM-Teamkollege von Antoine Meo, Christophe Nambotin, hatte in der E3-Klasse ebenfalls schon seinen Titel sicher. Das war auch gut so, denn am zweiten Tag hatte er einen folgenschweren Sturz: Nicht nur das Motorrad war ziemlich verbogen, sondern der Franzose hatte einen ziemlichen Schlag auf den Kopf bekommen und eine alte Handverletzung war wieder zum Tragen gekommen.

Der Schwede Joakim Ljunggren hatte sich über die schweren Bedingungen am ersten Tag gefreut: «Ich mag es, wenn es anstrengend wird», meinte der Husaberg-Fahrer. Anders hingegen der ehemalige Motocross-Fahrer Aigar Leok in dieser Hubraumklasse: «Ich habe noch nie so heftiges Wetter während eines Wettbewerbes erlebt – ich kam mir in den Kurven vor wie eine Kuh auf dem Eis.»

Was lediglich zeigt, dass die Enduro-WM in den letzten Jahren immer mehr in Richtung Motocross gedriftet ist und sich immer weiter vom ursprünglichen Enduro-Gedanken entfernt hat. Das wird auch beim nächsten FIM-Enduro-Kommissions-Meeting ein Thema sein.

Markus Kehr: Öl auf der Bremsscheibe

Zwei Deutsche Fahrer waren am Start: Marcus Kehr zeigte in der E3-Klasse unter den schwierigen Bedingungen, dass er eben doch ein echter Enduro-Fahrer ist und fuhr auf den sechsten Tagesrang. Am zweiten Tag kämpfte er mit den Tücken der Technik, als sein linker Gabelholm leckte und das Öl auf die Bremsscheibe tropfte. «Ich hatte kaum noch Vorderradbremse, um den Gabelholm zu wechseln war die Zeit an den Kontrollen zu kurz», kommentierte er seinen achten Tagesrang.

Marco Neubert wurde vor Ort vom griechischen INA.TV-Team betreut, weil die anderen deutschen Fahrer, mit denen er den gemeinsamen Service geplant hatte, kurzfristig abgesagt hatten. Doch das Team, das auch Yamaha einsetzt, kümmerte sich in allen Belangen um Neubert, der mit einem 14. Platz am ersten Tag nicht enttäuschte. Am zweiten Tag rutschte er auf den 20. Platz zurück. Vielleicht auch, weil da nicht mehr so viel Enduro gefahren wurde: Die Strecke war gekürzt worden, der Enduro-Test und der Extrem-Test gestrichen und die Cross-Prüfung noch einmal vereinfacht. Gerade einmal 21 Minuten Sonderprüfung in den vier Durchgängen, ist nicht das gewohnte WM-Niveau!

WM-Endstand nach 14 Tagen:

Klasse E1: 1. Meo, 264 Punkte; 2. Salminen 190; 3. Seistola 185; 4. Remes 177; 5. Joly 136; 6. Guerrero 133;7. Deparrois 112; 8. Boissiere 110; 9. Tarroux 97; 10. Albergoni 92.

Klasse E2: 1. Salvini, 263 Punkte; 2. Renet 216; 3. Cervantes 211; 4. Aubert 205; 5. Mena 136; 6. Guerrero 127; 7. Santolino 126; 8. Basset 116; 9. Balletti 83; 10. Knight 65.

Klasse E3: 1. Nambotin, 250 Punkte; 2. Leok 197; 3. Ljunggren 191; 4. Correia 164; 5. Bellino 133; 6. Philippaerts 131; 7. Planet 125; 8. Monni 115; 9. Kehr 114; 10. Fortunato 84.

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