WM-Auftakt in Israel ohne Manuel Lettenbichler (KTM)

Von Carsten Steffen
Manuel Lettenbichler

Manuel Lettenbichler

Im ersten Jahr der neuen Hard-Enduro-WM verlor Manuel Lettenbichler (Red Bull KTM) knapp gegen den Briten Billy Bolt. Jetzt verpasst der Ausnahmeathlet aus Kiefersfelden verletzungsbedingt das «Minus 400» in Israel.

Wie sein Vater Andreas «Letti» Lettenbichler hat auch Manuel im Trial-Sport begonnen. Dreimal gewann er die Deutsche Junioren-Meisterschaft, 2016 die SuperEnduro-Weltmeisterschaft der Junioren und auch der Wechsel zum Hard-Enduro war schnell von Erfolg gekrönt. Genau zehn Jahre nach dem legendären Triumph seines Vaters holte er 2019 nicht nur seinen ersten Sieg bei den Red Bull Romaniacs, sondern wurde Champion der WESS (World Enduro Super Series), dem Vorläufer der heutigen Hard-Enduro-WM.

Im Sport allgemein und auch im Spitzensport sind enge Vater/Sohn-Beziehungen nicht immer erfolgreich. Bei den Lettenbichlers ist das anders. Manuel hat von seinem Vater nicht nur die Trial-Technik gelernt, sondern im Laufe der Jahre auch alles mitbekommen, was man für die Weltspitze im Hard-Enduro braucht: Die maximale Beherrschung des Arbeitsgeräts, optimale Fitness, Kraft und Ausdauer und den Willen und die Fähigkeit sich im roten Bereich über einen langen Zeitraum hinweg zu schinden.

Diesen Mix bringen auch in der Weltspitze nicht immer alle in allen Bereichen mit – doch genau dort entsteht der Unterschied. Hinzu kommt die Besonnenheit und Ruhe im hektischen Renngeschehen. Auch hier hat Manuel von der Erfahrung seines Vaters profitiert, denn Letti war nahezu immer mit Bedacht und dem Auge für die richtige Linie unterwegs. Man muss dem Vater also anerkennend bescheinigen, dass er bei Manuel nach dem Prinzip «Wenn sie jung sind, gibst du ihnen Wurzeln, und wenn sie älter werden, Flügel» wertvolle Arbeit geleistet hat. Der Autor war dabei, als Manuel erstmals im Rennen schneller unterwegs war als sein Vater. Das war 2015 im Forest Race beim Red Bull Sea to Sky. Manuel ging seinen Weg, der Vater zog sich aus dem aktiven Renngeschehen zurück und unterstützte seinen Sohn bei den Rennen und im Training.

SPEEDWEEK.com wird den Leistungen von Manuel Lettenbichler und Matthias Walkner (GASGAS Factory Racing) in der diesjährigen Hard-Enduro-WM besondere Aufmerksamkeit widmen.

Manuel, du wirst das erste Rennen der Weltmeisterschaft in Israel verpassen. Was ist passiert?

Ich habe mir vor fünf Jahren den Meniskus gerissen und das Innenband angerissen. Damit bin ich in den letzten Jahren immer ganz gut klargekommen, aber um Sylvester herum wurde es schlimmer und wir haben entschieden, das operativ zu richten. Der Plan war, dass zwei Wochen nach der OP wieder alles in Ordnung sein sollte. Bei der OP am 4. Januar hat sich allerdings herausgestellt, dass der Schaden größer war, als auf den Kernspinn-Aufnahmen vorher erkenntlich gewesen ist, und mehr zu richten war. Behandlung und Reha haben sich gut drei Monate hingezogen, aber wir liegen jetzt gut im Zeitplan. Ich bin im Red Bull Athletic Performance Center in der Reha und in besten Händen und sollte zum zweiten Rennen Mitte Mai in Serbien wieder dabei sein.

Welche Erwartungen hast du für die Saison 2022, wenn du das erste Rennen verpasst?

Wir müssen schauen, wie gut es mit dem Knie funktioniert. Aber ich hoffe, dass ein paar gute Resultate drin sein werden und ich wie letztes Jahr wieder vorne mitmischen kann. Ein paar Highlights sollten schon dabei sein. Mein Sieg bei den Red Bull Romaniacs hat mir sehr viel bedeutet – wenn so etwas dieses Jahr wieder klappt, wäre das ein Wahnsinn.

Wie groß war deine Enttäuschung, dass du «nur» Vizeweltmeister geworden bist?

Am Anfang habe ich das nicht wirklich realisiert, weil ich ja das letzte Rennen, das GetzenRodeo, gewonnen habe, und das ein wirklich cooler Abschluss war. Ich gönne es dem Billy, weil er richtig stark gefahren ist. Klar, dass man Zweiter wird bei Punktegleichstand und nur ein zweiter Platz über den WM-Titel entscheidet, ist natürlich nicht einfach zu schlucken. Aber das kann man nicht mehr ändern und es wird schon noch ein Jahr geben, in dem es für mich hinhaut.

Aktuell ist Billy Bolt in absoluter Topform. Wie schätzt du ihn ein?

Billy ist immer noch ein wilder Hund, aber er ist gerade im letzten Jahr ein Stück weiser geworden. Wir haben sehr viel und intensiv miteinander trainiert und voneinander gelernt. Wir haben uns sehr gut ergänzt und ich denke, er hat von mir gelernt, dass man hin und wieder die Ruhe bewahren muss. Man hat letztes Jahr sehen können, dass wir durch das intensive Training miteinander das Level im Vergleich mit den anderen Fahrern angehoben haben.

Siehst du Fahrer, die euch Probleme bereiten können?

Das Feld ist sehr stark besetzt. Da sind sicher Fahrer dabei, die je nach Rennen ganz vorne mitspielen können. Jonny Walker ist sehr motiviert und harmoniert auch mit seinem Bike besser. Jarvis sollte man trotz seines Alters nicht unterschätzen, er war bis zu seiner Verletzung fast immer vorne dabei. Mit Wade Young ist bei den längeren Rennen zu rechnen, er ist immer sehr fit und seine gute Verfassung spielt ihm bei solchen Rennen natürlich in die Karten. Junge Fahrer wie Matt Green und Suff Sella rücken nach, mit denen wird demnächst zu rechnen sein.

Den meisten unbekannt sind das Xross in Serbien und das Red Bull Outliers in Kanada.

Richtig. Das in Serbien ist neu, aber ich habe gehört, dass es ein wirklich cooles Rennen sein soll. Die hatten mich schon ein paarmal eingeladen, aber das ist immer mit anderen Rennen in unserem Kalender kollidiert. Vom Format her soll es Red Bull Romaniacs ähneln und erfahrene Track-Manager wie Mike Skinner sind restlos begeistert. Das wird sicher ein sehr spannendes Rennen. Bei dem Red Bull Outliers sind es die gleichen Organisatoren wie beim Red Bull Rocks & Logs in Calgary, wo ich bereits angetreten bin. Die haben dort einen guten Job gemacht und man sollte davon ausgehen, dass auch dieses ein gutes Rennen wird. Vom Format her ist es dem Vernehmen nach Megawatt-Style in einem großen Schotterwerk.

Wenn du dir die Rennen insgesamt in dieser Saison anschaust: Ist das ein ausgewogenes Paket?

Wir haben eine gute Mischung von langen Rennen und kürzeren Formaten. Es gibt Rennen über fünf Tage wie bei den Romaniacs, aber auch über 45 Minuten wie beim Red Bull Tennessee Knock Out. Da ist alles dabei, das passt schon ganz gut. Du hast den Fokus zwar auf das Extreme, aber von der Fitness her musst du sowohl die Varianten der kurzen als auch der längeren Rennen beherrschen.

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