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6h Mexiko: Die Lehren des fünften Laufs der FIA WEC

Von Oliver Müller
Im Autódromo Hermanos Rodríguez blieben bei der FIA WEC einige Plätze frei

Im Autódromo Hermanos Rodríguez blieben bei der FIA WEC einige Plätze frei

Mit einem Sieg des Porsche-Trios Timo Bernhard, Mark Webber und Brendon Hartley ging das 6-Stunden-Rennen in Mexiko zu Ende. SPEEDWEEK.com machte sich Gedanken zum Geschehenen.

Mit dem Rennen in Mexiko-Stadt läutete die Sportwagen-WM (FIA WEC) in Mexiko ihre grosse Übersee-Tournee ein - die dieses Jahr noch in die USA, nach Japan, China und Bahrain geht. Das Event in Mexiko kam für 2016 neu in den Kalender und sollte eines der Highlights der Serie werden. Dieses Ziel wurde jedoch nicht wirklich erreicht. Trotz ständiger Informationen seitens der Veranstalter über grandiose Ticketverkäufe kamen letztendlich ‚lediglich‘ 38.000 Zuschauer. Nicht falsch verstehen: Für den ersten Auftritt der Sportwagen-WM nach 25 Jahren in Mexiko ist dies eine beachtliche Zahl – zumal auch die Wetterprognosen für den Renntag im Vorfeld nicht wirklich berauschend waren. Dennoch ist die Zahl nur FIA-WEC-Durchschnitt – und erfüllte nicht die Erwartungshaltung, die im Vorfeld aufgebaut wurde.

Auch die Strecke an sich löste nicht wirklich Begeisterungsstürme aus. Durch den Umbau für die Formel 1 habe sie ihren alten Charakter verloren, wie es einige Piloten gegenüber SPEEDWEEK.com mit Bedauern äusserten. Hier war die Vorfreude auf ein spektakuläres Layout ebenfalls gross (zumal zahlreiche Fahrer in der Vergangenheit schon im ‚Pre-F1-Renovierungszeitalter‘ dort unterwegs waren) – am Ende waren jedoch viele Piloten überaus enttäuscht.

Spannung brachte aber das 6-Stunden-Rennen: Viele Überholmanöver, enge Zeitkämpfe, taktische Strategiespiele und Heldentaten in der Boxengasse sind der Stoff, aus dem epische Rennen geschnitzt sind. Dass am Ende wieder Porsche die Nase vorn hatte (zum vierten Mal in fünf Rennen) ist mehr als beeindruckend. Denn die Weissacher Mannschaft ist ja der Neuling der drei Werksteams (man kam erst 2014 in die Szene zurück). Dennoch hat die Truppe um Fritz Enzinger die arrivierten Player überholt - und das auch in Bereichen, für die es eigentlich langjährige Erfahrung braucht. Der 919 Hybrid ist (verglichen beispielsweise mit dem aktuell leicht überzüchtet wirkenden Audi) ein eher einfaches Auto (wobei das Wort einfach bei der aktuellen LMP1-Generation ja mehr als unpassend ist). Dazu kommt, dass Porsche 2016 mit einer Evolution des letztjährigen Autos antritt – und somit im Gegensatz zu Audi und Toyota auf ausgereiftes (und vollständig verstandenes) Material zurück greifen kann.

Grundsätzlich fiel jedoch auch auf, dass Audi mit dem 2016er R18 eine echte Rakete gebaut hat. Nachdem Porsche in der letzten Saison klar die Pace setzte, musste bei den Ingolstädtern eine radikale Neuentwicklung her. Schaut man im Detail auf die Rundenzeiten wird schnell klar, dass Audi vor allem nach Le Mans nun mit Porsche Schritt halten kann – und sogar in manchen Performance-Levels vorne liegt. Wenn jetzt noch die Standfestigkeit dazu kommt, wird Audi in Zukunft schwer zu schlagen sein. Denn wie heisst es immer so schön: Es ist leichter ein schnelles Auto haltbar zu bekommen, als anders herum.

Bei Toyota sieht die Lage ein wenig anders aus. Seit dem Rennen am Nürburgring, scheint man etwas den Anschluss verloren zu haben. Das hat hauptsächlich mit den neuen ‚dritten‘ Aerodynamik-Paketen zu tun, die seit dem Lauf in der Eifel aufgeschnallt wurden. Diese auf hohen Abtrieb ausgelegten Karosserie-Varianten funktionieren bei Audi und Porsche viel besser als bei den Japanern aus Köln. Grundsätzlich geht Toyota hierbei jedoch einen leicht anderen Weg, indem man geringere Downforce-Level fährt als die beiden Konkurrenten. Nachdem man damit jedoch bereits am Nürburgring hinterher fuhr und nun auch in Mexiko nicht wirklich siegfähig war, stellt sich die Frage, ob dies die sinnvolle Strategie ist.

Und auch bei den privaten LMP1 verfestigt sich das Bild der Saison: Obwohl das ByKolles Racing Team regelmässig Updates auf den CLM schraubt, ist der Rebellion R-One trotzdem schneller unterwegs (da können auch die Heldentaten von Pierre Kaffer im CLM-Cockpit nicht helfen). Zwar lag die schnellste Rundenzeit der Wagen nur ca. acht Zehntelsekunden auseinander (1:29,877 Min. von Dominik Kraihamer aus der Qualifikation im Vergleich zu 1:29.877 Min von Simon Trummer aus FP3), doch die Rebellion-Mannschaft kann die schnellen Runden einfach regelmässiger reproduzieren als die Equipe aus Greding. Auch beim erzielten Top-Speed liegt Rebellion klar vorn (327,3 zu 314,9 km/h).

Alles im allem scheint für den Rest der 2016er Saison eine Tendenz eingeschlagen sein, die auf die Resultate der folgenden Rennen schliessen lässt. Zumal die Entwicklungsteams zuhause nur noch einen sehr geringen Blick auf die diesjährigen Autos haben – und schon an den 2017er und 2018er Modellen arbeiten.

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