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6h Mexiko: Diese Probleme entstehen durch die Höhe

Von Oliver Müller
Im Autódromo Hermanos Rodríguez ist die Luft dünn

Im Autódromo Hermanos Rodríguez ist die Luft dünn

SPEEDWEEK.com befasst sich mit den besonderen Herausforderungen, die das 6-Stunden-Rennen in Mexiko mit sich bringen. Denn der fünfte Lauf der Sportwagen-WM (FIA WEC) wird in bislang unbekannter Höhenlage absolviert.

Es ist soweit: Der Tross der Sportwagen-WM ist in Mexiko-Stadt angekommen. Die 32 am Rennen teilnehmenden Wagen wurden auch bereits schon in den Boxen vorbereitet, sodass am heutigen Donnerstag erstmals Gas gegeben werden kann. Mexiko ist nach Sebring, Spa-Francorchamps, Le Mans, Silverstone, Interlagos, Bahrain, Fuji, Shanghai, Austin und dem Nürburgring der elfte Austragungsort der 2012 neu geschaffenen FIA WEC. Und der hat es in sich. Denn das Autódromo Hermanos Rodríguez liegt mehr als 2200 Meter über dem Meeresspiegel, was die Techniker vor ganz besondere Herausforderungen stellt.

«Wir haben unseren TS050 HYBRID noch nie bei solchen Höhenverhältnissen bewegt und die Strecke ist uns auch neu, da wartet bei den Trainings viel Arbeit auf das Team, damit das Auto optimal auf das Rennen vorbereitet ist», erklärte Toshio Sato (Team Präsident bei Toyota Gazoo Racing). Ganz klar: Denn bislang war Interlagos (Brasilien) der Höhenmeister der FIA WEC. Der Kurs dort liegt ca. auf 800 Meter über Normalnull – der Nürburgring ca. 630 und das Fuji Speedway (Japan) ungefähr 570 Meter. Doch all das im Vergleich zu Mexiko quasi Flachland-Tirol. 

Schon früher im Physikunterricht wurde gelehrt, dass in der Höhe die Luft dünner ist. Für Mexiko bedeutet dies, dass nur gut 78 Prozent an Sauerstoff vorhanden ist (im Vergleich zur Meereshöhe). Dies hat natürlich zunächst einmal Auswirkung auf die Motorleistung – spielt in der LMP1-Klasse jedoch nicht die wirklich grosse Rolle. Grund: In der Königsklasse der Sportwagen sind alle Fahrzeuge mit einem Turbo ausgestattet. (Dieser zwingt die Luft mit einem ähnlichen Druck wie bei niedrigeren Höhenlagen in den Motor, sodass die Power ähnlich bleibt.)

Um die trotzdem vorhandenen geringen Auswirkungen der Höhenluft auf die verschiedenen LMP1-Motorkonzepte auszugleichen, gab es bei den Rennveranstaltungen im Frühjahr im Hintergrund heftige Diskussionen zwischen Herstellervertretern und Regelhütern – in deren Folge die Ansaugluft in Mexiko nun um das Fünffache verdichtet werden darf (sonst das Vierfache). «Allerdings steigt bei der höheren Vorverdichtung auch die Ladelufttemperatur, deshalb fahren wir mit einer angepassten Kühlung», deckt Ulrich Baretzky (Leiter Motorenentwicklung bei Audi Sport) auf. Ausserdem könnte natürlich auch die Standfestigkeit leiden, da der Turbolader mehr zu arbeiten hat als bei den anderen Rennen.

Auswirkungen der Höhe gibt es auch bei der Aerodynamik. Durch die dünnere Luft sinkt das Abtriebslevel – sprich vor allem in schnellen Kurven werden die Fahrzeuge durch das vorhandene Flügelwerk weniger stark auf den Boden gepresst.
Folge: Die Kurvengeschwindigkeiten würden sinken. Doch damit die Piloten trotzdem mit ordentlicher Gasstellung durch die Kehren heizen können, wird mit entsprechend höher gestellten Flügeln gefahren.
Dies hätte dann jedoch Auswirkungen auf den Top-Speed. Denn mehr Flügel bedeutet gleichzeitig auch mehr Luftwiederstand. Dem wirkt in Mexiko aber wieder die dünnere Luft entgegen (die den Luftwiederstand ja wieder senkt). Es wird also interessant zu beobachten sein, wie die Ingenieure der jeweiligen Aerodynamik-Abteilungen hier ihre Hausaufgaben gelöst haben.
Grundsätzlich haben die LMP1-Teams für die Saison 2016 ja drei Aerodynamik-Pakete zur Verfügung – und sowohl Audi als auch Porsche und Toyota sind natürlich mit jenem, das den höchsten Abtrieb generiert nach Mexiko gereist.

Ausserdem wird es auch in Bezug auf die Kühlung (nicht nur bei der Ladelufttemperatur) Anpassungen geben müssen. «Die ist in der dünneren, sauerstoffarmen Höhenluft ein Thema. Das gilt sowohl für die Antriebseinheit als auch für die Bremsen», erklärt Andreas Seidl (Teamchef bei Porsche). Jedoch gestattet das Regelwerk in Mexiko aus Sicherheitsgründen zusätzliche Massnahmen für die Kühlsysteme.

Nicht zuletzt werden auch die Fahrer in Mitleidenschaft gezogen. Denn Sport in der Höhe strengt einfach mehr an. Das dürfte jedem bekannt sein, der schon einmal auf einem Höhengletscher Ski gefahren ist. Dementsprechend haben einige Piloten, wie beispielsweise auch SPEEDWEEK.com-Kolumnist Marcel Fässler, ihr Training angepasst.

All diese Faktoren machen die 6 Stunden von Mexiko zu einem ganz besonderen Event – mit unvorhersehbarem Ausgang. Und genau das macht den Motorsport doch so interessant.

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