Mercedes in der Zwickmühle: Drama um Lewis Hamilton

Von Andreas Reiners
Lewis Hamilton

Lewis Hamilton

Während hinter Lewis Hamilton kurz vor dem Ende des Rennens das Chaos um Vettel, Ricciardo & Verstappen ausbrach, fuhr der Brite souverän seinem Sieg entgegen. Ganz so locker, wie es aussah, war es aber nicht.

Ganz im Gegenteil: Unbeobachtet von den zahlreichen Kameras spielte sich bei Mercedes ein kleines Drama ab. Denn der Titelkampf in der Formel 1 bleibt bei 19 Punkten Vorsprung von Nico Rosberg weiter offen, doch es hätte auch anders kommen können.

Das Grundproblem von Hamilton gleich nach dem Start waren die Bremsen: Wenn eine Formel-1-Bremsscheibe nicht ideal aufgewärmt wird, kann sie zum Verglasen neigen. Es dauert dann eine Weile, bis sich eine solche Scheibe erholt. Das Mercedes-Team stellte fest: Als Lewis zum Start rollte war die Bremse vorne links 500 Grad warm, jene rechts aber keine 250 Grad.

«Bei mir hat zu Beginn des Rennens die rechte Vorderbremse glasiert, das bedeutete, die Scheiben links und rechts waren nicht gleichmäßig heiß. Als ich zur ersten Kurve 1 kam, erwachte die rechte Bremsscheibe vorne endlich zum Leben, aber wegen der unterschiedlichen Verzögerung blockierte das Rad. Ich war so schnell, dass ich geradeaus fahren musste. Zum Glück stand dort keine Mauer! Danach hatte ich üble Vibrationen. Ich war nicht sicher, ob ich es bis zum ersten Stopp schaffte. Es war so schlimm, dass ich teilweise nichts mehr sehen konnte», beschrieb Hamilton das Problem.

Parallel rauchten am Kommandostand die Köpfe, die Verantwortlichen diskutierten mit den Ingenieuren, was zu tun sei, überwachten die Daten.

«Die Vibrationen hätten noch schlimmer werden können und einige davon waren wirklich besorgniserregend. In einem normalen Rennen hätten wir ihn an die Box geholt, da das Risiko eines Reifenschadens oder eines noch schlimmeren Vorfalls zu groß gewesen wäre. Aber heute hätte ihn so ein Stopp die Weltmeisterschaft gekostet», beschrieb Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff das Dilemma.

Mercedes-Technikchef erinnert sich an ein Rennen im Jahr 2005 auf dem Nürburgring, damals ging bei Kimi Räikkönen kurz vor Schluss die Radaufhängung zu Bruch. «Wir wussten in diesem Moment, dass ein Sicherheitsstopp Lewis das Rennen und wahrscheinlich auch die WM ruinieren würde. Deshalb entschieden wir uns dazu, die Daumen zu drücken und bis zum ersten Stopp weiterzufahren - den wir aufgrund des Problems ein wenig vorzogen», so Lowe.

Das Daumen drücken half: «Schlussendlich glich sich das Pech von Lewis aus diesem Jahr ein wenig aus und er überstand diese Situation», so Wolff, «obwohl die Auspufftemperaturen sehr hoch waren und wir einige Motor-Einstellungen vornehmen mussten, um alles im Griff zu behalten».

Für den Sieger Hamilton gab es dann auch ein überschwängliches Lob vom Chef. «Insgesamt war es ein großartiger Tag, an dem Lewis zeigte, dass er einer der Größten unseres Sports ist. Mit 51 Siegen stellte er die Marke von Alain Prost ein. Herzlichen Glückwunsch an ihn zu dieser unglaublichen Leistung. Lewis wird bis zum Ende weiterkämpfen, aber Nico hat die WM selbst in der Hand. Mit einem Sieg in Sao Paulo könnte er sich zum Weltmeister krönen. Unsere Aufgabe ist klar: Wir müssen den Jungs ein perfektes, fehlerfreies Auto geben, mit dem sie es auf der Strecke ausfechten können. Darauf werden wir uns bei der Vorbereitung konzentrieren.»

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