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Jean Todt: «Ferrari fehlt zur Spitze nur ganz wenig»

Von Mathias Brunner
Jean Todt mit Michael Schumacher zu gemeinsamen Ferrari-Tagen

Jean Todt mit Michael Schumacher zu gemeinsamen Ferrari-Tagen

​Der Franzose Jean Todt (70), Präsident des internationalen Automobilverbands FIA, spricht über Michael und Mick Schumacher, Ferrari, Max Verstappen und den Rücktritt von Nico Rosberg.

Jean Todt hat anfangs der 90er Jahre die Weichen zur grössten Erfolgsgeschichte der Formel 1 gestellt: Er stellte bei Ferrari eine unvergleichliche Mannschaft zusammen, die von 2000 bis 2004 mit Michael Schumacher fünf WM-Titel in Serie eroberte, ein Rekord vielleicht für die Ewigkeit. Im Gespräch mit meinem Kollegen Giorgio Terruzzi vom Corriere della Sera spricht der heutige FIA-Präsident über das aktuelle Ferrari, über Michael und Mick Schumacher, über Max Verstappen und den Rücktritt von Nico Rosberg.

Zu Ferrari meint Todt: «Es fehlen nur zehn Prozent auf Mercedes, vielleicht drei Prozent auf Red Bull. Wenig. Ferrari hat enorme Fortschritte gemacht in einer Epoche, in welcher die Standfestigkeit wirklich verblüffend ist. Hätten wir die Zuverlässigkeit von heute damals schon gehabt, dann wären wir 2006 mit Michael Schumacher und 2008 mit Felipe Massa weitere Male Weltmeister geworden.»

Der Franzose gibt zu: «Ich habe Ferrari verlassen, weil ich den Druck nicht mehr aushielt, jeden Sonntag gewinnen zu müssen. Zudem hatte ich meine Ziele erreicht. Ich wollte eine neue Herausforderung. Ich bedaure das nicht. Ich denke nur zurück, wenn mich jemand daran erinnert.»

Über Michael Schumacher meint der einstige Rallye-Beifahrer Todt: «Über gewisse Dinge redet man nicht, man tut sie einfach. Das ist ein Bereich, der privat bleiben muss. Mich verbindet viel mit Michael. Er war einer, der mit seiner Freundschaft sparsam umging, aber ich wurde sein Freund, wir haben eine starke Verbindung.»

In Michaels Sohn Mick erkennt Todt «einen phantastischen Jungen, intelligent, bodenständig, leidenschaftlich. Ich hoffe, er kann seine Träume verwirklichen.»

So wie das Nico Rosberg tun konnte. Jean Todt hat Verständnis für den Rücktritt des Champions: «Wenn das Leben am Limit zur Last wird, dann sollte man es nicht mehr tun. Vor allem, wenn man erst 31 Jahre alt ist und eine junge Familie hat. Die Wahl von Nico Rosberg ist zu respektieren. Es ist die Wahl eines Privilegierten, keine Frage, die meisten Menschen könnten sich das nicht erlauben. Aber er hat sich das alles verdient.»

Jean Todt wird auch auf Jules Bianchi angesprochen, der nach einem schweren Unfall im Oktober 2014 in Japan im Sommer 2015 in Nizza verstorben ist. Jean Todt sagt weiter: «Für meinen Sohn Nicolas, der Jules seit ewigen Zeiten begleitet hatte, war es der grösste Schock seines Lebens. Die beiden waren wie Brüder. Unfälle gehören zu diesem gefährlichen Geschäft, auch wenn wir zwanzig Jahre lang verschont geblieben waren. Wir können so viel für die Sicherheit tun wie nur irgend möglich, aber gegen das Schicksal sind wir machtlos.»

Über den aufkommenden Max Verstappen meint Todt: «Ein enormes Talent. Er fährt, seit er fünf Jahre alt ist, er hat einen Vater, der in Form seines Sohnes auslebt, was ihm selber nicht gegönnt war. Er ist sehr mutig. Das Einzige, was mich bei Verstappen ärgert, das ist die anhaltende Unterstellung, er werde von den Rennkommissaren mit Samthandschuhen angefasst. Das ist purer Blödsinn.»

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