Daniel Ricciardo über Nico Rosberg: Tequila im Schuh

Von Daniel Ricciardo
Daniel Ricciardo bei der WM-Sause von Nico Rosberg

Daniel Ricciardo bei der WM-Sause von Nico Rosberg

​Red Bull Racing-Star Daniel Ricciardo in seiner letzten Kolumne 2016: «Jeder soll die Leistung von Nico Rosberg würdigen. Und ich habe sichergestellt, dass er tüchtig Tequila tankt – aus seinem Schuh!»

In unregelmässigen Abständen greift Daniel Ricciardo für Red Bull zur Feder und plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen des Formel-1-Rennfahrers. Der vierfache GP-Sieger schreibt in seiner letzten Kolumne des Jahres über seine besten Rennen 2016, das WM-Finale von Abu Dhabi und Weltmeister Nico Rosberg.

«Die Saison ist vorbei, aber es fühlt sich an, als würde sie noch immer laufen. Wir hatten in Abu Dhabi zwar das letzte Rennen der Saison, aber es geht seither nonstop weiter – Reifentest auf dem Yas Marina Circuit am Dienstag, Mittwoch Rückreise nach England, Donnerstag im Simulator von Red Bull, Freitag die FIA-Preisverleihung in Wien. In diesem Rhythmus geht es noch bis Ende dieser Woche weiter, aber nach dem 16. Dezember habe ich dann wirklich Urlaub.»

«Wir haben mit 21 Rennen die längste Saison der Formel-1-Historie hinter uns, und bei den letzten Rennen war das im Fahrerlager zu spüren. Ich fühlte mich bis Brasilien voller Energie, aber in Interlagos merkte ich zum ersten Mal in diesem Jahr, wie anstrengend das alles ist mit den Grands Prix und den ganzen Flugreisen.»

Trainingsprogramm umgestellt

«Bevor ich in die Formel 1 kam, habe ich einfach so viel als möglich trainiert. Aber das tägliche Training geht so nicht, wenn du ständig auf Achse bist. Also betreibe ich ein intensives Training vor der Saison, dazu lege ich jeweils in der Formel-1-Pause vom August ein Trainingslager ein. Dazwischen halte ich meine Form, ohne zu viel zu machen. An einem Montag nach einem Grand Prix mache ich gar nichts. Da ist es wichtiger, die Batterie wieder aufzuladen als nochmals zu trainieren. Am heftigsten war in diesem Jahr die Reise von Montreal nach Baku. Nicht nur, dass wir zwei Rennen innerhalb von acht Tagen hatten, wir traten auch in entgegengesetzten Zeitzonen an.»

«Für 2017 werde ich das Training erneut ändern: Denn die kommenden Autos bauen mehr Abtrieb auf, das bedeutet, du bist im Cockpit höheren Fliehkräften ausgesetzt. Bis anhin ging es darum, fit wie ein Turnschuh, gleichzeitig aber auch so leicht als möglich zu sein. Nun wird es darum gehen, Muskelmasse zuzulegen. Mir kann das alles recht sein – je härter, desto besser.»

WM-Feier mit Nico Rosberg

«Abu Dhabi war ein seltsames Rennen. Hamilton fuhr an der Spitze immer langsamer, um die Gegner von Nico aufrücken zu lasen. Das erzeugte nachher eine ordentliche Diskussion. Aber mir war eigentlich klar, was Hamilton als Leader machen würde. Mein Teamchef Christian Horner hatte das sogar in der offiziellen FIA-Pressekonferenz vom Freitag vor dem Rennen angekündigt.»

«Wie langsam fuhr Lewis wirklich? Ich habe in der Rundentabelle nachgeschaut – seine letzte Runde war neun Sekunden langsamer als seine Pole-Position-Runde! Aber es nützte nichts: Nico Rosberg wurde Weltmeister.»

«Ich war bei der WM-Feier von Nico dabei. Jeder sollte seine Leistung besonders in dieser Saison würdigen. Speed hat er schon in den Jahren zuvor gezeigt. Aber in diesem Jahr war er auch mental stärker und konnte gute Leistungen vom Samstag besser in gute Ergebnisse am Sonntag umsetzen.»

«Im Regen von Brasilien beispielsweise war es sehr leicht, einen Fehler zu machen. Aber auch dort hat Nico kühlen Kopf bewiesen und genau das Richtige getan. Er hat das wirklich fabelhaft gemacht. Bei der WM-Feier habe ich dann sichergestellt, dass Nico tüchtig Tequila getankt hat – und dieses Mal aus seinem Schuh, nicht aus meinem!»

«Die Nachricht, dass er zurücktritt, kam auch für mich aus heiterem Himmel. Und da wird ein anderer Fahrer zu Weihnachten ein ganz besonderes Geschenk erhalten – einen Formel-1-Mercedes.»

Die beste Saison

«Ich bin jetzt wie 2014 WM-Dritter geworden, aber ich glaube, 2016 war mein bislang bestes Jahr in der Formel 1, selbst wenn ich ja vor zwei Jahren drei Rennen gewinnen konnte, in dieser Saison eines. Ich finde, ich bin auf einem höheren Niveau gefahren. Einige Male war Max Verstappen im ersten und zweiten Quali-Segment schneller als ich, aber dann, als es im Kampf der besten Zehn um alles ging, konnte ich zulegen. Ich habe mich einige Male selber überrascht.»

«Mein Pole in Monaco ist mir dabei in kraftvollerer Erinnerung als der Sieg in Malaysia. Mein Trainer und meine Ingenieure wussten – der beste Startplatz in Monte Carlo ist etwas, was ich unbedingt erreichen will. Wie ich von der Tabak-Kurve die Schwimmbadpassage fuhr, das waren die besten fünf Sekunden des ganzen Jahres.»

«Ich freue mich wahnsinnig darauf, endlich nach Australien fliegen zu können. Es sind die kleinen Dinge, welche dir in der Pause jeweils vor Augen führen, was du während der Saison wirklich vermisst. Zuhause bin ich nicht Daniel Ricciardo, der Formel-1-Pilot, sondern Daniel Ricciardo, der Kumpel. Meine Freunde necken mich die ganze Zeit über, wir verhalten uns wie Tölpel, da fliegen die Sprüche nur so. Ich werde noch immer aufgezogen, weil ich das hochstehendste Renngerät der Welt beherrsche, aber nicht mit einem Schraubenschlüssel umgehen kann. Ich bin beim Hantieren mit Werkzeug wirklich ein hoffnungsloser Fall!»

«Wenn in Europa Winter ist, haben wir in Australien ja Sommer, und ich kann es nicht erwarten, barfuss herumzumarschieren und in Badehosen. Und einfach mal gar nichts zu tun.»

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