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Nico Rosberg: Konzentriert zum Formel-1-WM-Titel

Von Vanessa Georgoulas
Nico Rosberg: «Wenn ich bedenke, wie schüchtern ich als Junge war»

Nico Rosberg: «Wenn ich bedenke, wie schüchtern ich als Junge war»

Formel-1-Champion Nico Rosberg weiss, was er dem Motorsport schuldet und erklärt, mit welcher Methode er dem bleischweren Druck begegnete, der in den letzten Rennen auf seinen Schultern lastete.

Was einige Kollegen zu Beginn der Saison 2016 noch nicht zu glauben wagten, wurde 21 Rennen später in Abu Dhabi Realität: Nico Rosberg konnte sich im Mercedes-Team gegen seinen starken Nebenmann Lewis Hamilton durchsetzen und die WM-Krone erobern. Dabei machte es der dreifache Champion dem Deutschen alles andere als einfach, und zwar sowohl auf als auch neben der Strecke.

Bei Hamilton gehören Psycho-Spielchen in der harten Phase eines WM-Kampfes zum täglichen Programm. McLaren-Honda-Star Fernando Alonso – selbst kein Unschuldslamm in dieser Hinsicht – kann ein Liedchen davon singen. Doch Rosberg liess sich durch die Provokationen seines Teamkollegen nicht beirren.

Im Interview mit dem Kollegen der «Frankfurter Allgemeine Zeitung» erklärt er mit Blick auf die letzte Pressekonferenz vor dem Finale in Abu Dhabi, in der Hamilton davon sprach, später mal ein Buch über das wahre Leben hinter den Mercedes-Kulissen zu schreiben: «Ich hätte auf 180 gehen können.»

«In den vergangenen Jahren war mir das schon mal passiert. Aber das war nie förderlich für die Leistung auf der Piste. Reaktionen auf Provokationen machen nicht schneller. Und vielleicht sporne ich den Gegner sogar noch an, weil er sein Ziel erreicht hat», weiss der 23-fache GP-Sieger heute.

Rosberg gesteht auch unumwunden: «Es lastete ein Fels auf meinen Schultern. Nach dem Grossen Preis von Japan hatte ich 33 Punkte Vorsprung. Das Ding war in meiner Hand, ich brauchte nur noch Zweiter, Zweiter und einmal Dritter zu werden. Da fängt es dann an, wie Blei zu drücken.»

«Die Erfüllung meines Kindheitstraums war greifbar. Lewis hatte keinen Druck. Und dann erleben wir den besten Lewis, den ich je gesehen habe. Was das bedeutet, so knapp vor dem Ziel, kann sich wohl nur jemand vorstellen, der mal in solch einer Situation war», sagt der Sohn von Keke Rosberg, und verrät auch, wie er es schaffte, mit diesem Druck umzugehen: «Mir ist es gelungen, den Fokus auf meinen Job zu behalten, nicht an den Titelgewinn zu denken, zum Beispiel.»

Eine grosse Rolle spielte dabei das intensive Mentaltraining, das Rosberg absolvierte. «Das habe ich nach dem Rennen in Austin 2015 noch richtig verstärkt», schildert er, der überzeugt ist: «Das war der Knackpunkt. Meditation ist ein grosses Wort, es ging eher um Achtsamkeit, ich habe mehr auf mich geachtet und das Konzentrationstraining verstärkt.»

Dadurch sei es ihm gelungen, seine Sorgen schnell zu verarbeiten, erklärt Rosberg weiter: «Man muss in solchen Situationen seine Gefühle und Gedanken kontrollieren, damit die Sorgen einen nicht hinabziehen. Daraus kann eine Spirale entstehen, aus der man nicht mehr herauskommt. Wenn man auf sich achtet, merkt, dass sie kommen, sich damit auseinandersetzt, dann verlieren die negativen Gedanken an Kraft.»

Auf seine lange Motorsport-Karriere zurückblickend hält der Silberpfeil-Star auch fest: «Ich bin meinem Sport sehr, sehr dankbar,. Was ich alles von Kindesbeinen an gelernt habe, das ist schon einzigartig. Das fängt bei der harten Schule auf dem Weg vom Kart-Piloten bis zur Formel 1 an.»

«Wenn ich bedenke, wie schüchtern ich war als Junge. Ich habe es gehasst, in der Schule vor der Klasse zu stehen. Und jetzt fühle ich mich auf der Bühne wohl, mag es, Reden zu halten. Das hat mir in den vergangenen Wochen viel Spass gemacht. Am wichtigsten war vielleicht die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Menschen aus mehreren Kulturen. Das schult fürs Leben, davon bin ich überzeugt», fügt Rosberg zum Schluss an.

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