Fernando Alonso in Indy, und? Mario Andretti schäumt

Von Mathias Brunner
​Die US-amerikanische Journalistin Jenna Fryer hat für die Associated Press (AP) geschrieben: «Fernando Alonso beim Indy 500, na und?» Seither hagelt es Krititk, auch von Rennlegende Mario Andretti.

Die Journalistin Jenna Fryer hat derzeit kein einfaches Leben. Auf ihrem Twitter-Account wird sie mit Schmähnachrichten eingedeckt. Grund: In einer Kolumne für die Associated Press (AP) hatte sich Fryer erdreistet, den Einsatz von Fernando Alonso beim Indy 500 als nichts Besonderes zu bezeichnen. Fryer ist der Ansicht, dass eine Teilnahme von Tony Stewart, Danica Patrick oder Ricky Tayler der IndyCar-Serie mehr nützen würde als Fernando Alonso.

Titel von Fryers Kolumne: «Fernando Alonso fährt beim Indy 500 – na und?» Die langjähriger NASCAR-Journalistin zitiert ihre 13jährige Tochter, die bei der Verkündung von Alonso in Indy gefragt habe: «Wer?»

Fryer weiter: «Alonso wird in einem Oval fahren, auf einer Strecke, die er noch nie gesehen hat, mit einem IndyCar, einem Auto, das er noch nie gefahren hat. Er lässt das Rookie-Orientierungsprogramm aus und lässt sich ganze zwei Wochen Zeit, um herausfinden, wie er das Indy 500 gewinnen soll. Das alles fühlt sich nicht richtig an, ungeachtet dessen, wie talentiert Alonso sein sollte.»

Fryer prangert an, dass ein Fahrer den grössten aller Grands Prix auslässt, auf dass Indianapolis ein paar zusätzliche Eintrittskarten verkaufe. Und dass Stefan Wilson seinen Traum von Einsatz in Indy begraben muss, weil sein Honda-Motorenkontingent für Alonso gebraucht wird.

Fryer: «IndyCar ist im Aufschwung, aber Alonso zu importieren, bringt dem längerfristigen Wachstum wenig. Ausser, mehr Formel-1-Fahrer werden in den IndyCar-Sport gelockt. Bringt Lewis Hamilton zum 500, und er würde seinen Weg snapchatten und instagrammen. Das würde den Kids gefallen. Alonso? Na und?»

Es war die grosse Story vor dem Bahrain-GP: Fernando Alonso lässt den Monaco-GP sausen (Jenson Button springt ein) und bestreitet das Indy 500. Tenor über das Formel-1-Fahrerlager hinaus: Hut ab, Fernando, eine mutige Entscheidung! Und eine tolle Sache für den Motorsport, weil in Europa über das 500 geredet wird und in Amerika über einen Formel-1-Fahrer. Die Leidenschaft, mit welcher Alonso in Arabien vom Indy 500 sprach, war ansteckend.

Die Kritik von Jenna Fryer hat in den USA viel Unmut erzeugt. Wortführer ist Rennlegende Mario Andretti, der bei den Kollegen von motorsport.com meint: «Sie hat gründlich missverstanden, was die Motive aller Beteiligten sind. Mir widerstrebt, wie ihre Geschichte den Anschein erweckt, als handle es sich hier um einen billigen PR-Gag. Klar ist der Einsatz von Fernando tolle PR für IndyCar, aber das ist nur ein Nebeneffekt des überaus ambitionierten Plans eines grossen Champions. Alonso will den zweiten Teil des Triple Crown gewinnen (Monaco-GP, Indy 500, 24 Stunden von Le Mans, M.B.). Wenn mein Sohn Michael und McLaren-Direktor Zak Brown nicht davon überzeugt wären, dass Alonso ein starker Wettbewerber sein kann, dann hätten sie diesem Start nie zugestimmt.»

«Ich finde, Fryer sollte sich bei Alonso entschuldigen. Die Initiative kam von ihm, er will das machen, nie stand für ihn im Mittelpunkt, PR für die Serie oder für sich selber zu machen. Das braucht er nun wirklich nicht. Er ist ein reiner Racer, und er folgt der langen Tradition der besten Formel-1-Fahrer, sich in Indy zu versuchen. Einige hatten Erfolg, andere nicht. Aber ich finde es schön, dass Indy noch immer diese Aura verströmt und diesen Stellenwert besitzt.»

Fryer meinte in ihrer Kolumne auch, dieser Alonso habe seit drei Jahren nichts gewonnen. Um genau zu sein, sind es fast vier. Aber Mario Andretti sagt. «Also bitte! Jeder weiss doch, wie das in der Formel 1 läuft – wenn du nicht in einem der besten Autos sitzt, dann gewinnst du eben nicht. Aber ich weiss, jeder würde mir zustimmen, wenn ich sage, dass Fernando einer der besten, wenn nicht der beste Fahrer ist.»

«Klar wären es tolle Nachrichten, wenn Tony Stewart zurückkäme oder wenn es Jeff Gordon versuchen würde. Danica Patrick auch, sie würde viele Fans anlocken. Aber Alonso kleinzureden, das finde ich unangemessen und ignorant. Und zu fragen, was er schon im Oval gerissen habe? Ich sage, er hat mehr Berechtigung, in Indy zu fahren als so manch anderer Rookie in den letzten Jahrzehnten. Statt ihm an den Karren zu fahren, sollte er für seine Entscheidung gelobt werden.»

Mario Andretti steht mit seiner Meinung offenbar nicht alleine da. Neben vielen Fans, die Fryer mit Häme zuschütten, haben sich auch Racer gemeldet wie Juan Pablo Montoya, Marco Andretti, Bryan Herta, Arie Luyendyk. Sie alle stellen sich hinter die Entscheidung von Fernando Alonso, wenn auch mit etwas gewählteren Worten als viele Fans.

Jenny Fryer hat langsam die Nase voll. Am Donnerstagmorgen twittert sie: «Ich bin mit dem allem so was von durch. Es tut mir leid, dass ich mich darum bemüht habe, für IndyCar etwas Besseres zu wollen.»

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