Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Bahrain-Sieger Sebastian Vettel (Ferrari) unermüdlich

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel gestern Nacht in Bahrain

Sebastian Vettel gestern Nacht in Bahrain

​Bis tief in die Nacht ist gestern Bahrain-Sieger Sebastian Vettel weiter im Ferrari gesessen: Reifentests für Pirelli. Auch heute ackert der WM-Leader weiter: Dieses Mal geht es um Entwicklungsteile von Ferrari.

Kurz vor 20.00 Uhr gestern war dann auch bei Ferrari Schluss – nach 128 Runden war die Arbeit für Pirelli zu Ende. Der WM-Leader ackert derzeit ohne Unterlass. Vor kurzem sprach der Heppenheimer darüber, wieso er sich für Testarbeit freiwillig meldet.

«Ich mache das generell, denn ich liebe das Fahren. Wenn sich also irgend eine Gelegenheit dazu ergibt, dann ergreife ich sie. Auch wenn das Testen manchmal langweilig erscheint, so ist es doch spannender als stundenlang auf dem Bike zu sitzen oder irgendetwas anderes zu machen, um für die GP-Einsätze fit zu halten.»

«Die Zeit, die wir im Auto verbringen, ist sehr beschränkt, deshalb nutze ich jede Chance, die sich mir bietet. Das ist meine persönliche Ansicht, aber ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen, wie man darauf verzichten kann. Wie gesagt, ich bin happy, wenn ich im Auto sitze. Und man lernt immer etwas dazu, wenn man fährt. Deshalb habe ich sicherlich auch was davon gehabt, als ich für ausrückte, um Daten für die Pirelli-Ingenieure zu sammeln.»

Mercedes-Star Lewis Hamilton, gestern in Bahrain im Einsatz, verzichtete auf 2016er Testarbeit mit Pirelli: «Ich bin froh, dass ich das nicht gemacht habe, denn die Testträger unterscheiden sich klar von den diesjährigen Fahrzeugen. Ich habe in Abu Dhabi ein paar Runden darin gedreht und es war ganz anders als das Auto, das wir jetzt haben. Es wäre also eine Zeitverschwendung gewesen und ich bin froh, dass ich es nicht gemacht habe. Es hätte keinen Unterschied gemacht», betont der Silberpfeil-Pilot. «Das Auto war sehr viel leichter als die aktuellen Renner und bot auch deutlich weniger Abtrieb, deshalb hätte man damit die Reifen auch nicht ins gleiche Arbeitsfenster gebracht. Ich hätte mir dort nur etwas antrainiert, dass ich mir wieder hätte abgewöhnen müssen.»

Der langjährige Ferrari- und McLaren-Pilot Stefan Johansson lobt den Arbeitseifer von Sebastian Vettel: «Ich finde es sehr interessant, wie Sebastian Vettel sich selber für die Arbeit angeboten hat und regelmässig am Lenkrad sitzt. Ich bin fest davon überzeugt, dass ihm das einen Vorteil einbringt. Mit jedem Lauf wirst du als Rennfahrer ein Stückchen schlauer. Ich bin sicher, diese Arbeit wird sich für den Deutschen auszahlen. Ich habe selber früher unzählige Reifentests gefahren und weiss, wovon ich rede.»

«Ich glaube auch, dass die Pirelli-Leute es überaus schätzen, wenn ein Star wie Vettel am Lenkrad sitzt. Denn nur dann erhalten die Ingenieure so viele Informationen wie sie sich erhoffen. Die Aussagen der Fahrer fliessen dann wieder in die nächste Generation der Reifen. Kein Element am Rennwagen ist so wichtig wie der Reifen. Wenn Vettel mit seinen Eindrücken dazu beiträgt, dass die Reifen eher seinem Fahrstil entsprechen, wenn er sich mit diesen Walzen dann komplett wohl fühlt, so kann er von Anfang an voll attackieren. Wenn die anderen noch dabei sind, sich an die Reifen zu gewöhnen.»

«Ich finde es sehr clever von Vettel, sich da so einzubringen. Und sehr dumm von den anderen Top-Piloten, das nicht zu tun. Das war doch genau einer der Gründe, wieso damals Michael Schumacher mit Ferrari so überlegen war – die unermüdliche Arbeit mit den Reifen. Er nutzte wirklich jede Gelegenheit, Reifen zu testen.»

«Viele Rennställe taten sich damals mit den japanischen Bridgestone schwer. Selbst einige Stallgefährten von Michael kamen mit diesen Reifen nicht zurecht. Das lag nur daran, dass Schumacher die Reifen mit seiner Arbeit gewissermassen auf sich selber massgeschneidert hat. Sie passten perfekt zu seinem Fahrstil. Und genau solche Vorteile musst du dir als Rennfahrer heraus arbeiten.»

Und daher sitzt Vettel auch heute wieder im Ferrari, dieses Mal aber steht nicht Pirelli im Mittelpunkt, sondern seine Gina – mit neuen Evo-Teilen und Feinarbeit an der Abstimmung.

Tag 2 in Bahrain hat um 8.00 Uhr europäischer Zeit begonnen, um 17.00 Uhr wird Schluss sein. Kurz nach acht haben fast alle schon ihre Installationsrunden gedreht, nur Renault-Reservist Sergej Sirotkin fehlte. Bei Force India und Toro Rosso wird der Tag geteilt, die erste Hälfte erhalten Esteban Ocon und Daniil Kvyat.

Die Zeiten von gestern und das Aufgebot von heute sehen Sie in unserer Tabelle.

Bahrain-Test, Tag 1

1. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W08, 1:31,358 min (97 Runden)
2. Antonio Giovinazzi (I), Ferrari SF70-H, 1:31,984 (93)
3. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB13-Renault,
1:32,349 (45)
4. Romain Grosjean (F), Haas VF-17-Ferrari, 1:32,452 (87)
5. Felipe Massa (BR), Williams FW40-Mercedes, 1:32,509 (56)
6. Nico Hülkenberg (D), Renault RS17, 1:33,624 (74)
7. Lance Stroll (CDN), Williams FW40-Mercedes, 1:33,729 (35)
8. Sean Gelael (RI), Toro Rosso STR12-Renault, 1:33,885 (78)
9. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF70-H, 1:33,894 (89)
10. Alfonso Celis (MEX), Force India VJM10-Mercedes,
1:33,939 (70)
11. Marcus Ericsson (S), Sauber C36-Ferrari, 1:34,550 (106)
12. Oliver Turvey (GB), McLaren MCL32-Honda 1:35,011 (17)

Am 2. Tag im Einsatz

Ferrari: Sebastian Vettel (D)
Mercedes: Valtteri Bottas (SF)
Red Bull Racing: Pierre Gasly (F)
Force India: Sergio Pérez (MEX) und Esteban Ocon (F)
Williams: Gary Paffett (GB)
Toro Rosso: Carlos Sainz (E) und Daniil Kvyat (RU)
Haas: Kevin Magnussen (DK)
Renault: Sergej Sirotkin (RU)
Sauber: Pascal Wehrlein (D)
McLaren-Honda: Stoffel Vandoorne (B)

Testfahrten 2017

Tests innerhalb und nach der Saison
18./19. April: Bahrain
1./2. August: Budapest
28./29. November: Abu Dhabi

Pirelli-Tests
18./19. April: Ferrari in Bahrain
16./17. Mai: Renault und Toro Rosso in Barcelona
31. Mai/1. Juni: Red Bull Racing in Paul Ricard (Regenreifentest)
29./30. Juni: Red Bull Racing in Paul Ricard
18./19. Juli: Williams und Haas in Silverstone
19./20. Juli: McLaren-Honda in Magny-Cours
1./2. August: Mercedes auf dem Hungaroring
3./4. August: Ferrari in Barcelona
7./8. September: Mercedes in Paul Ricard
31. Oktober/1. November: Sauber und Force India in Mexiko
14./15. November: McLaren-Honda in Interlagos

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