Romain Grosjean: Hässliches Gerücht über Entlassung

Von Mathias Brunner
Romain Grosjean kreiselt in Spanien in den Weg seiner Gegner

Romain Grosjean kreiselt in Spanien in den Weg seiner Gegner

​Die Formel 1 ist gnadenlos: Weil Romain Grosjean auch nach fünf Rennen mit Haas noch ohne Punkte ist, wird im Fahrerlager herumgereicht, der Genfer werde entlassen. Teamchef Günther Steiner schützt seinen Piloten.

Wie gemütlich die Formel 1 früher doch war: Da bekam ein junger Fahrer beispielsweise ein Lehrjahr zugestanden, der aufstrebende Pilot sollte in Ruhe sein Handwerk lernen. Im zweiten GP-Jahr dann war er angewiesen, erste Ergebnisse einzufahren. Heute reichen ein paar schlechte Ergebnisse, um das Gerücht einer Entlassung in die Welt zu setzen. Und es geht nicht um einen Neuling.

Die Zwischenbilanz von Romain Grosjean ist erschreckend: Er muss mit dem hervorragenden Haas-Renner nach fünf Rennen null Punkte vorweisen, damit er in der WM Zweitletzter – nur Williams-Fahrer Sergey Sirotkin liegt hinter ihm. Jetzt wird’s schmerzhaft: Mit dem gleichen Auto ist Kevin Magnussen WM-Neunter, mit 19 Punkten.

Besonders peinlich die Nullrunde von Barcelona: Dreher in Runde 1, Kollision mit Hülkenberg, der deutsche Renault-Fahrer und auch Pierry Gasly im Toro Rosso aus dem Rennen gerissen. Nun kursiert: Romain Grosjeans Platz sei in Gefahr.

Solche Mutmassungen sind mit Vorsicht zu geniessen. Team-Besitzer Gene Haas und Teamchef Günther Steiner sind nicht dumm. Wer garantiert, dass Ferrari-Zögling Antonio Giovinazzi oder Mercedes-Schützling Pascal Wehrlein im Haas einen besseren Job machen würden? Vom hoffnungslosen Santino Ferrucci ganz abgesehen – der Haas-Nachwuchsfahrer wurde 2017 in der Formel 2 nur Gesamt-22., gegenwärtig liegt er auf dem 16. Zwischenrang. Da würde wir nicht eben vom neuen Mario Andretti sprechen.

Teamchef Steiner stellte sich in Katalonien vor seinen Piloten und sagte zum Unfall von Spanien. «Romain musste eine Entscheidung treffen: Bleibe ich stehen oder ziehe ich durch? Er ging durch und haute zwei Gegner raus. Wenn er stehengeblieben wäre, wären es vielleicht fünf gewesen, hätte das den Rennkommissaren besser gefallen? Es ist nie eine gute Position, in der er sich befand. Für mich war es ein Rennzwischenfall.»
 
Der Südtiroler schwankt zwischen Mitleid und Zynismus: «Im Moment ist Romains Ruf nicht der beste, vielleicht ist er ein einfaches Ziel. Man tritt jemandem ins Gesicht, der schon auf die Knie gegangen ist. Wir führen in der Meisterschaft der verlorenen Punkte und der Strafpunkte. Vielleicht kann die FIA bei der Preisvergabe am Ende des Jahres eine besondere Wertung einführen und uns auch einladen.»

Steiner weiss: Grosjean ist gut genug, um locker auf Augenhöhe mit Magnussen zu fahren. In Australien kostete ihn ein loses Rad ein Spitzenergebnis, Schuld des Teams. Auslöser des Barcelona-Drehers war ein Quersteher seines Stallgefährten Magnussen vor ihm. Nicht alles ist Schuld von Romain.

Doch Sky-GP-Experte Martin Brundle geht mit dem 32jährigen WM-Siebten von 2013 hart ins Gericht: «Romain kann von Glück reden, dass er von den Rennkommissare nur drei Ränge zurück in der Aufstellung für Monaco erhalten hat. Ich fand sein Argument seltsam, er habe sein Auto aus der Gefahrenzone bringen wollen, und die Rennpolizei sah das auch so.»

«Grosjean erlebt eine jämmerliche Saison. In Melbourne hatte er viel Pech. Aber in Baku fuhr er während der Safety-Car-Phase in die Mauer, dann kam die Aktion von Spanien. Ich fand, sein Manöver zeugt von Verzweiflung. Kein Wunder, wenn es 19 zu null für den Stallgefährten steht.»

Ex-GP-Pilot Karl Wendlinger meint: «Magnussen hatte einen leichten Rutscher vor Grosjean. Romain wollte wohl auf dem Gas bleiben, um nicht seitlich von der Bahn zu rutschen und im Kiesbett zu enden. Aber natürlich war das brandgefährlich. Er stellte quasi eine Mauer aus Gummirauch auf, da siehst du dahinter absolut nichts, da flogen Räder und Teile, das war wirklich haarig. Als Verfolger reagierst du intuitiv, du musst irgendwie vorbei, das kann gutgehen oder schief.»

«Mich wundert ein wenig, wie ruhig das Team beim Fall Grosjean ist. Denn es ist jetzt schon Einiges passiert. Über Baku würde ich als Rennfahrer nie lachen, da hat Grosjean den Wagen in der Safety-Car-Phase aus der Kontrolle verloren. Das kann mit kalten Reifen passieren, aber es sollte nicht. Vor allem nicht, wenn eine gute Platzierung lockt. Ich könnte mir vorstellen, dass Gene Haas mit ihm vor Monaco ein paar ernste Worte wechselt.»

Die Erfolgsbilanz von Grosjean in Monaco ist durchzogen: Zwei Ausfälle 2012 und 2013, ein achter Platz 2014, dann Rang 12 2015, in der letzten Saison mit Lotus. 2016 wurde Romain im Fürstentum mit Haas Dreizehnter, 2017 Achter.

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