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Kimi Räikkönen (Ferrari): Zwölf Monate lang Schmerzen

Von Mathias Brunner
Kimi Räikkönen 2017 vor Sebastian Vettel

Kimi Räikkönen 2017 vor Sebastian Vettel

​Vor einem Jahr fanden viele Fans: Ferrari hat Sebastian Vettel begünstigt, die Boxenstrategie war für den Deutschen eine Einladung zum Sieg – auf Kosten von Kimi Räikkönen. Der Finne hat eine Rechnung offen.

Rennfahrer sind vorwärts gerichtete Menschen. Aber sie haben ein Gedächtnis wie ein Elefant. Daniel Ricciardo wurmt heute noch, wie er um den Monaco-Sieg 2016 gebracht wurde. Kimi Räikkönen will uns weismachen, was passiert sei, kümmere ihn nicht mehr. Fakt ist: Kein echter Racer vergisst so etwas. Monaco 2017 das bedeutete zwölf Monate Schmerz – und das ist nur mit einem guten Ergebnis 2018 zu lindern.

Heisse Frage nach dem Grossen Preis von Monaco 2017: Haben wir erlebt, wie Kimi Räikkönen bei Ferrari zur Nummer 2 degradiert worden ist? Sky-GP-Experte Martin Brundle hat seine Meinung nicht geändert: «Sagen wir es mal so – mit dieser Taktik hat Ferrari für Sebastian Vettel die Tür zum Sieg weit aufgestossen, und Seb ist durch den Türrahmen gestürmt. Klar hatte Vettel im Verkehr mehr Glück, aber Fakt ist, dass sich Ferrari mit Kimi gegen den Reifenwechsel von Bottas absichern wollte. Doch damals hatte jener Fahrer Vorteile, der länger draussen blieb und freie Bahn hatte, und das hat Sebastian Vettel gnadenlos ausgenutzt. Kimi kann einem leidtun. Von der Pole-Position zu starten und dann solch ein Rennverlauf, das schmerzt.»

Der Finne selber wirkte bei den Siegerfeierlichkeiten wie versteinert.

Sebastian Vettel sagt: «Ich kann die Enttäuschung von Kimi gut verstehen, mir würde es genau gleich gehen. Aber ich will auch nicht lügen – ich nehme diesen Sieg gerne. Heute sind die Dinge eben für mich gelaufen und ein wenig gegen Räikkönen. So geht das.»

Hätte sich Kimi weigern können, an die Box zu kommen? Räikkönen grinst: «Ja, schliesslich bediene ich Gas und Bremse. Aber Ferrari ist ein Team, da musst du an deine Mannschaft glauben, dass sie schon das Richtig für dich tut. Sonst wird es ein wenig schwierig. Ferrari wollte heute einen Doppelsieg, das haben wie erreicht. Nur für mich selber ist die Sache nicht so gut ausgegangen.»

Fühlt sich Kimi als Unglücksrabe oder als Opfer der Ferrari-Strategie? Räikkönen: «Ich weiss nur, dass ich Zweiter geworden bin.»

Ein Jahr später ist die Ausgangslage in der WM klar: Sebastian Vettel kann als WM-Zweiter dreissig Punkte mehr vorweisen als Kimi auf Zwischenrang 4, es steht 78:48. Aber die Zahlen sagen nur die halbe Wahrheit. Denn Räikkönen ist in Sachen Speed direkt im Windschatten von Vettel.

Kimi meint zu den Vorkommnissen vor einem Jahr: «Du lernst aus jedem Grand Prix etwas. Aber du kannst die verschiedenen Jahre nicht miteinander vergleichen, weil wir andere Autos haben. Du weisst nicht, wie sich die Reifen verhalten werden. Wir müssen also abwarten, wie die freien Trainings verlaufen. Worauf es in Monaco ankommt? Du musst ein perfekt ausbalanciertes Auto haben und im entscheidenden Moment attackieren. Dazu brauchst du ein Fahrzeug, das dir komplettes Vertrauen einflösst.»

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