Arme USA: Kein Nachfolger für dümmsten Rennfahrer

Von Mathias Brunner
​Alexander Rossi fuhr in Austin (Texas) 2015 einen zwölften Rang ein, er war der erste US-amerikanische GP-Fahrer nach acht Jahren. Nachwuchs ist kaum in Sicht, Rossi ist heute ein IndyCar-Star.

Vor drei Jahren platzte der Kalifornier Alexander Rossi fast vor Stolz: Als erster US-amerikanischer Fahrer seit Scott Speed im Jahre 2007 durfte Rossi beim Heim-GP antreten. Mit dem Manor-Renner war natürlich kein Bluentopf zu gewinnen, aber Rossi zog sich mit Platz 12 durchaus achtbar aus der Affäre. Leider wurde aus einem Stammplatz in der Formel 1 nichts. Rossi richtete sich neu aus, gewann 2016 als Rookie sensationell das 100. Indy 500, in der abgelaufenen Saison 2018 war im IndyCar-Sport nur Meister Scott Dixon besser.

Es ist wirklich verblüffend: Vor Rossi fuhr acht Jahre lang kein US-Amerikaner einen Heim-GP. Im Jahre 2007 wurde Toro-Rosso-Fahrer Scott Speed in Indianapolis Dreizehnter. Wenige Wochen später war er seinen Job los. Als ihn Teamchef Franz Tost nach einem weiteren Patzer zur Rede stellte und Scott sich einfach umdrehen und gehen wollte, erhielt er vom Tiroler einen Klapps auf den Rücken. Tost: «Ich wollte ihn damit zu verstehen geben – so lösen wir hier nicht Probleme. Bleib gefälligst hier und rede mit uns!»

Speed stellte das nachher so dar, als hätte ihn der eigene Teamchef in den Rücken geschlagen, aber im Grunde war das alles egal, denn Scott war ein Auslaufmodell. Der damalige Toro-Rosso-Mitbesitzer Gerhard Berger: «Er tat immer so, als wüsste er alles, aber in Wahrheit war er der dümmste Formel-1-Fahrer, den ich je getroffen habe.»

Wenn das Team Speed über Funk anrief und ihn fragte, wo er sich befände, dann konnte da schon mal die Antwort zurückkommen: «Äh, ich habe keine Ahnung, ich lenke gerade nach links.»

Speed war bisweilen (nomen est omen) schnell, aber er wusste leider viel zu selten wieso. Berger resümierte damals bei den Kollegen von F1Racing: «Wenn ein Fahrer keine Leistung bringt, versucht er sich herauszureden. Aber dadurch, dass ich selbst Rennfahrer war, kannte ich alle Ausreden schon, den ganzen Mist.»

Nach 28 Rennen (von Bahrain 2006 bis Nürburgring 2007) war dann Schluss für Speed, beim darauffolgenden Grand Prix in Ungarn sass ein gewisser Sebastian Vettel im Toro Rosso. Der Rest ist WM-Historie …

Weil für Rossi kein Platz in der Formel 1 war, müssen die amerikanischen GP-Fans weiter warten. Unfassbar: Der letzte GP-Sieg eines Amerikaners liegt 40 Jahre zurück! Mario Andretti siegte 1978 mit seinem Lotus in Zandvoort (Niederlanden).

Wo nur bleibt der Nachwuchs?

Gucken wir in die Formel 2: Dummkopf Santino Ferrucci wurde nach seinen Entgleistungen auf und neben der Bahn entlassen. Der New Yorker Ryan Tveter (24) zeigt in der GP3-Serie gute Ansätze und stand in diesem Jahr zwei Mal auf dem Podest (Dritter in Silverstone, Zweiter in Spa-Francorchamps), damit liegt er gegenwärtig auf dem neunten Zwischenrang. Juan-Manuel Correa ist in der gleichen Serie Dreizehnter. In der Formel 3 ist kein US-Amerikaner am Start. In der Formel Renault liegt der 17jährige Logan Sargeant derzeit auf dem vierten Rang, Red-Bull-Schützling Neil Verhagen ist Zwölfter. Sonst sieht es düster aus.

Wäre es vielleicht denkbar, dass einer der IndyCar-Piloten den Weg in die Formel 1 findet? Nicht, wenn es nach Günther Steiner geht, dem Teamchef des US-amerikanischen Haas-Rennstalls. Der Südtiroler sagt: «Wenn es einen guten Fahrer gäbe, würden wir ihn beobachten. Wir wollen unbedingt jemanden finden. Einen Amerikaner zu verpflichten, der nicht schnell genug ist, das wäre nicht gut für den Sport.»

McLaren-CEO Zak Brown glaubt, dass Fahrer wie Josef Newgarden (IndyCar-Champion 2017) durchaus Formel-1-Format hätten. Der Kalifornier meint: «Natürlich gibt es US-Piloten, die schnell genug sind. Josef Newgarden etwa ist ein aussergewöhnliches Talent. Die grösste Herausforderung ist unsere Testbeschränkung in der Formel 1. Wir dürfen nur acht Testtage vor dem Saisonstart bestreiten, und das auch nur mit einem Auto.» Solange sich an dieser Testbeschränkung nichts ändere, sei es für einen Fahrer ausserhalb der Formel 1 sehr schwierig, den Sprung in den GP-Zirkus zu schaffen, so Brown.

Schlusswort von Rennlegende Mario Andretti: «Wir haben mit Haas endlich wieder einen GP-Rennstall aus Amerika. Das ist prima. Aber jetzt brauchen sie einen US-Piloten. Ich hoffe sehr, dass der Rennstall von Gene Haas das Interesse an der Formel 1 in Amerika weiter anfachen kann. Wir haben in den USA eine enorme Fanbasis, aber wir kratzen nur an der Oberfläche. Was wir brauchen, um dieses Feuer richtig lodern zu lassen, ist eine Identifikationsfigur – einen Amerikaner im amerikanischen Rennwagen auf der texanischen Rennstrecke, das wäre was!»

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