2. Training USA-GP Austin: Viel Regen, Hamilton 1.

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton hat alles im Griff

Lewis Hamilton hat alles im Griff

​Missliches Wetter auch im zweiten freien Training zum Grand Prix der USA auf dem Circuit of the Americas ausserhalb von Austin (Texas): Wieso die Fans bis zum Schluss fast nichts zu sehen erhielten.

Wenn vor einem Training Bernd Mayländer im Safety-Car auf die Piste fährt, ist das selten ein gutes Zeichen: Der frühere DTM-Rennfahrer sollte im Auftrag von Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting herausfinden, wie viel Wasser auf dem Circuit of the Americas liegt. Die Antwort erhielt der Süddeutsche nach wenigen Sekunden, da wäre er mit seinem Mercedes fast von der Bahn geschwommen. Der Regen hatte an Intensität wieder zugelegt, die Meteorologen verhiessen wenig Gutes – 90 Prozent Regenwahrscheinlichkeit für den Rest des texanischen Nachmittags. Um das zu sehen, reichte es, in den bleigrauen Himmel von Austin zu blicken. Ein Witzbold: «Das Wetter wird besser, der Regen ist inzwischen wärmer.»

17 Grad Luft, 18 Grad Piste, das wäre kein Problem gewesen, aber auf der Piste gab es viel stehendes Wasser, einer der natürlichen Feinde eines Formel-1-Autos. Bei solchen Bedingungen sind selbst die besten Regenreifen von Pirelli überfordert: 85 Liter Wasser verdrängt ein Formel-1-Regenreifen in der Sekunde (30 Liter verdrängt eine Intermediate-Walze), «aber das hilft alle wenig, wenn wahre Flüsse über die Piste laufen», wie GP-Sieger Johnny Herbert festhielt.

Nach einer Hitzeperiode in Texas regnet es seit einer Woche, die Böden sind vollgesogen, Zentral-Texas wird von Überschwemmungen heimgesucht, Strassen sind gesperrt, Brücken sind eingebrochen, viele Menschen stehen vor dem Nichts. Dagegen spielt es wirklich keine Rolle, ob eine Formel 1 nun fährt oder nicht, aber die Fans konnten einem dennoch leidtun, welche dem Wetter trotzten und sich auf Plastikschalen oder Naturtribünen gesetzt hatten.

Heisses Thema im Fahrerlager: die mögliche Strafe für Sebastian Vettel, weil er unter roter Flagge im ersten Training angeblich zu wenig nachhaltig verlangsamt hatte. Johnny Herbert: «Ich finde, Seb hat in jener Situation genug Tempo rausgenommen. Es ist nicht das Gleiche, ob Kiesel auf einer Bahn liegen oder – wie bei Ocon in Japan – ein Unfallwagen neben der Bahn liegt. Zudem dürfen wir nicht vergessen, welche Auswirkungen eine solche Strafe auf den WM-Verlauf hätte. Aber Regeln sind nun mal Regeln.»

In den sozialen Netzwerken kursierte bald: Gebt Hamilton den WM-Pokal doch gleich! Vielen Fans missfällt, dass die Entscheidung zwischen dem Engländer und dem Deutschen durch Entscheidungen von Rennkommissaren beeinträchtigt werden.

Johnny Herbert: «Das einzig Positive an diesem Regen – die Teams haben am Morgen genügend Daten über das Fahren auf nasser Bahn gesammelt, die werden sie auch brauchen. Denn die Prognose für Samstag ist ähnlich mies.»

Während es munter weiter regnete, gab es noch ein zweites Problem, wieso die Fans nichts zu sehen erhielten: Die Teams haben in Texas vier Sätze Intermediates und drei Sätze Regenreifen zur Verfügung, nicht pro Tag, sondern fürs ganze Wochenende. Sergio Pérez: «Einige davon werden wir wohl auch am Samstag brauchen, wenn es erneut nass ist. Daher gehen wir nicht auf die Bahn. Für die Formel-1-Anhänger ist das höchst bedauerlich.»

Johnny Herbert: «Früher war das anders. Wir hatten immer reichlich Reifen zur Verfügung. Vielleicht sollte sich die Formel-1-Führung überlegen, wieso den Rennställen nicht mehr Walzen gegeben werden. Es kann doch nicht Sinn der Sache sein, dass die armen Fans nichts zu sehen bekommen.»

Nach 37 Minuten hatte Sportwagenweltmeister Brendon Hartley genug von diesem Affentheater und ging auf die Bahn: vor allem deshalb, weil es zwischendurch aufhörte zu regnen und weil am Morgen Sean Gelael seinen Toro Rosso bewegt hatte. Das Gleiche galt für Stoffel Vandoorne, dessen Rennwagen im ersten Training von Lando Norris bewegt worden war. Hartley und Vandoorne brauchten Erfahrung auf nasser Bahn. Es gab noch einen anderen Hintergrund: Bleibt es am Samstag nass und wir könnten weder drittes freies Training fahren noch die Quali, dann könnten Vandoorne und Hartley nicht am Rennen teilnehmen! Um im Grand Prix antreten zu dürfen, muss ein Pilot bei mindestens einem Training auf der Bahn gewesen sein.

Kurz darauf ging auch Kimi Räikkönen auf die Bahn. Der Finne hatte im ersten Training einige wunderbare Quersteher gezeigt, da konnte er seine ganze Rallye-Erfahrung aus der Zeit zwischen seinen beiden Formel-1-Perioden einbringen. Johnny Herbert: «Am Morgen hatte Kimi den neuen Unterboden von Ferrari versucht, nun rückte er mit dem alten aus. Es geht um das Fahrgefühl.» Weniger um exakte Daten, wie DTM-Fahrer Paul Di Resta weiss: «Bei Regen sind die ganzen Sensoren zugeklebt, um das Eindringen von Wasser zu verhindern.»

Doch noch etwas mehr Action zum Schluss des Trainings: Sebastian Vettel auf der Bahn, Lewis Hamilton liess sich in seinen Mercedes gleiten, und auch Nico Hülkenberg sowie Max Verstappen machten sich auf die Pirelli-Socken. Am Ende fuhr Lewis Hamilton für die Gallerie noch rasch Bestzeit. Und erzeugte noch den Lacher des Tages. Sein Renningegnieure Pete Bonnington hatte ihm ins Auto gefunkt: «Schön langsam zur Box zurück.» Worauf Hamilton den Wagen am Eingang zur Boxengasse querstellte und am Funk kicherte: «Du weisst schon, dass ich genau dann nicht schön langsam mache, wenn du „schön langsam“ sagst?»

Johnny Herbert: «Das ist ein Mann, der tiefenentspannt ist und genau weiss – er hat alles im Griff.»

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